Hausverbot nach angeblichem Männersex unter Dusche

Carsten wirft dem Zürcher Fitnesspark «Puls 5» üble Nachrede vor

Symbolbild (Unsplash / Majestic Lukas)
Symbolbild (Unsplash / Majestic Lukas)

Ohne stichhaltige Beweise beschuldigt der Zürcher Fitnesspark «Puls 5» ihren langjährigen Kunden Carsten, mit einem anderen Mann Sex unter der Dusche praktiziert zu haben. Er beteuert vergeblich, dass die Verantwortlichen den Falschen erwischt hätten.

Carsten war jahrelang zufriedener Stammkunde im «Puls 5», einem Fitnesspark in der Nähe des Bahnhofs Zürich Hardbrücke. Ab und zu habe er dort allerdings unangenehme Erfahrungen machen müssen: Es sei vorgekommen, dass er Zeuge von sexuellen Handlungen wurde, die er als störend empfand.

«Würde ich niemals tun» Auf einem Feedback-Zettel habe er auf diesen Umstand hingewiesen und angekreuzt, dass er um Kontaktaufnahme bitte. Das sei allerdings nie passiert. Auch mündlich habe er die Vorfälle bei Mitarbeiter*innen an der Rezeption gemeldet. «Als daraufhin eine Zeit lang Sicherheitspersonal vor Ort war, war das Thema für mich erledigt», sagt Carsten gegenüber MANNSCHAFT.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders ironisch, dass nun ausgerechnet ihm vorgeworfen wird, er hätte unter der Dusche im Fitnesspark mit einem anderen Mann Sex gehabt. Und zwar mit einem fremden Mann, während er wohlgemerkt mit seinem Lebenspartner den Fitnesspark besuchte. «So etwas würde ich niemals tun», versichert Carsten.

Staunen über Hausverbot Der Fall liegt schon etwas zurück: Am 23. November 2021 soll eine Reinigungskraft Carsten und einen ihm völlig unbekannten Mann beim Geschlechtsverkehr erwischt haben. Die Mitarbeiterin hatte die betreffenden Teilnehmer des analen Liebesaktes, die sich sofort aus dem Staub machten, jedoch nur kurz und von grösserer Distanz aus gesehen. Dies lässt sich aus den schriftlichen Schilderungen des Centers ableiten.

Später am Tag, nachdem sie den Vorfall gemeldet hatte, legte man ihr 77 Fotos von männlichen Gästen vor, die sich während der fraglichen Zeitspanne im Fitnesspark aufhielten. Sie identifizierte Carsten und den zweiten Mann. Dieser stammt offenbar aus Frankreich, wie er später aus internen E-Mails erfuhr. Nach einem Auskunftsbegehren seinerseits habe der Fitnesspark nämlich sämtliche Daten über ihn herausrücken müssen. Dazu gehört ein langer Mailverlauf, der auch MANNSCHAFT vorliegt.

Zwei Tage später landete dann das Hausverbot im Briefkasten. Da staunte nicht nur Carsten, sondern auch dessen Partner Philipp. Dieser versichert gegenüber MANNSCHAFT, an besagtem Tag immer mit ihm im Fitnesspark zusammen gewesen zu sein. «Ich kann sogar noch genau sagen, wo Carsten und ich am Ende sassen und welches Buch ich las, während er neben mir einschlief», so Philipp.

Philipp war mit seinem Abo seit Januar nicht mehr im Fitnesspark; der Vorfall habe ihm die Lust darauf verdorben. «Es ist für mich unfassbar, dass damals keine direkte Konfrontation des anwesenden Leiters stattgefunden hatte.»

«Nicht an Wahrheit interessiert» Auch Carsten empfand das gesamte Vorgehen der Mitarbeitenden als unangenehm und unprofessionell. Nach Erhalt des Hausverbotes sei er mit seinen Fragen am Eingang unfreundlich abgewimmelt worden. Auch ein Telefonat mit dem Centerleiter sei höchst unerfreulich verlaufen: Er könne seinen Mitarbeiter*innen ja nicht in den Rücken fallen, indem er das Verbot aufhebe, meinte dieser. «Die Verantwortlichen wollten nicht einmal mit den betreffenden Personen und Zeugen sprechen», sagt Carsten.

Carsten (Bild: privat)
Carsten (Bild: privat)

Tatsächlich fragt eine der zuständigen Personen in einem internen Schreiben, wie gross denn die Wahrscheinlichkeit sei, dass man das Hausverbot wieder zurückziehen müsste, wenn sich die Kunden darüber bei höheren Instanzen beschweren würden. Dazu die Ergänzung: Man möchte das Verbot «natürlich nicht» rückgängig machen.

«Diese Aussage macht deutlich, dass man nach einer Rechtfertigung für das Hausverbot suchte und nicht nach der Wahrheit», sagt Carsten. Und er fühle sich diskriminiert: «Ich wurde abgestempelt und man hat mir keinerlei Chancen eingeräumt, mich zu erklären.»

Irrtum ausgeschlossen? Es stellen sich viele Fragen: Warum sollte ein langjähriger Stammkunde, der sich wiederholt über beobachtete sexuelle Kontakte beschwert hat, plötzlich mit einem wildfremden Mann unter der Dusche Sex haben? Und dies auch noch, während sein Lebensgefährte dabei ist? Das Foto im System des Centers sei ausserdem etwa zehn Jahre alt. Wäre es möglich, dass sich die Mitarbeiterin getäuscht hat? Müsste in so einem Zweifelsfall nicht für den Angeklagten entschieden werden?

MANNSCHAFT hat «Puls 5» mit diesen Fragen konfrontiert. «Aus Gründen des Datenschutzes äussern wir uns nicht zu einzelnen Kundenbeziehungen», heisst es vom Fitnesspark, der zur Migros-Genossenschaft gehört. «Wir halten jedoch fest, dass die Erteilung eines Hausverbots grundsätzlich nur dann erfolgt, wenn Zuwiderhandlungen gegen die Betriebsordnung schwerwiegend und eindeutig sind.» Weiter habe man bei einer ersten Suche kein Feedback-Kärtchen von Carsten gefunden. Da diese Reklamation schon mehrere Jahre zurückliegt, ist es gut möglich, dass sie nicht mehr gespeichert ist.

Anzeige wegen übler Nachrede Am 22. Dezember hat Carsten auf der Polizei Anzeige gegen unbekannt eingereicht. Der Vorwurf des diplomierten Pflegefachmanns für Intensivmedizin lautet üble Nachrede. Die Staatsanwaltschaft ging jedoch nicht darauf ein und für einen Privatprozess fehlt es ihm an den finanziellen Mitteln. Nun entschied er sich, mit der Sache an die Öffentlichkeit zu gehen.

«Ich war verurteilt und man hat die Entscheidung des Hausverbots mir gegenüber gar nicht erst überdenken wollen. Ich wurde in eine Schublade gesteckt, nur weil ich auf Männer stehe!»

Und was wünscht er sich von der Centerleitung, damit diese Geschichte noch ein Happy End nehmen kann? Das wird es wohl nicht mehr geben; für eine Entschuldigung sei es zu spät. Vielmehr fordere er Änderungen in den Abläufen und der Kommunikation. Ausserdem müsste der Centerleiter den Posten räumen, wenn es nach Carsten ginge. «Denn er kann offensichtlich nicht mit Konfliktsituationen umgehen.»

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