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Hassgewalt gegen LGBTIQ steigt vor Ehe-Abstimmung deutlich

Pink Cross: Meldungen über Hatecrimes haben sich verfünffacht

ehe für alle
Am 14. August gaben sich gleichgeschlechtliche Paare in Bern symbolisch das Ja-Wort. (Bild: Patrick Frauchiger)

Der Countdown zur Abstimmung über die Ehe für alle läuft: Am Sonntag ist es soweit. Unterdessen häufen LGBTIQ-feindliche Beleidigungen und Übergriffe auf Ja-Aktivist*innen.

Die Vorlage, um die es am 26. September geht, kann bei einer Zwei-Drittel-Zustimmung (67 %) kaum mehr scheitern (MANNSCHAFT berichtete): Die Ehe soll geöffnet werden, im selben Zug erhalten lesbische Ehefrauen den Zugang zur Samenspende. Das Nein-Komitee arbeitet mit teils irreführenden Motiven (MANNSCHAFT berichtete). Nun werden auch noch vermehrt Aktivist*innen angefeindet und angegriffen.

«Auf einmal spürte ich einen Schlag gegen die Brust. Der Mann stand plötzlich da, hat mich angepöbelt und geboxt», erzählte die 36-jährige Lea gegenüber 20 Minuten. «Ich war schockiert!»

Was mir dieser Mann an den Kopf geworfen hat, war schon heftig.

Das passierte am letzten Montag in Zürich, als sie Flyer für die Ehe für alle verteilte. So etwas sei ihr in zehn Jahren LGBTIQ Aktivismus noch nie passiert, obwohl sie als ehemalige Präsidentin des Vereins Zürich Pride Festival durchaus schon homofeindlich angefeindet wurde. «Was mir dieser Mann an den Kopf geworfen hat, war schon heftig.» So habe der Täter u.a. gebrüllt: «Ich f*** dich, du Lesbe.» Lea hat bei der Polizei Anzeige erstattet und auch die LGBT+-Helpline über den Vorfall informiert.


Auch Matteo würde übel angefeindet. Als schwuler Mann gehöre er «verbrannt oder vergast», schimpfte eine Frau, als er in Luzern Flyer für die Eheöffnung verteilte. Der 25-Jährige erklärte gegenüber 20 Minuten: «Hass in einem solchen Ausmass, habe ich noch nie gespürt.» Die Schweiz habe noch einen langen Weg vor sich, so der Aktivist.

Auch bei einer Demo in Nesslau in der Ostschweiz gab es einen Zwischenfall: Eine Frau ging hier laut schreiend auf die Teilnehmenden los (MANNSCHAFT berichtete).

Den entfesselten Hass kriegt man auch bei Pink Cross zu spüren. In den letzten Wochen haben sich die Meldungen über Hate Crimes verfünffacht, so der Geschäftsleiter Roman Heggli. Üblich seien ein bis zwei Meldungen die Woche, nun seien es aber bis zu zwei neue Fälle pro Tag.


«Die Gegner*innen der Ehe für Alle merken, dass die Akzeptanz von queeren Menschen in der Bevölkerung immer mehr vorhanden ist und die Vorlage mit 67 Prozent Zustimmung kaum mehr scheitern kann. Sie fühlen sich dadurch bedroht und wissen nicht, wie sie sich noch wehren sollen.» Das könne leicht in Aggression umschlagen, wird Heggli von der Zeitung zitiert.

Die Sichtbarkeit von LGBTIQ sei den Gegner*innen der Eheöffnung ein Dorn im Auge: «Überall hängen Regenbogenflaggen, wir verstecken uns nicht mehr.» Dadurch steige die Gefahr, dass die radikalen Gegner*innen ausrasten.

Pink Cross erklärte in einer Pressemitteilung am Montag, man lasse sich nicht einschüchtern. Darum werden Selbstverteidigungskurse exklusiv für Queers organisiert. Der erste Kurs findet am 2./3. Oktober in Zürich statt. Es gibt noch freie Plätze.


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