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Blutspende: Grossbritannien hebt Beschränkung für MSM auf

Bei der Auswahl von Blutspendern soll stärker der Fokus auf riskanten Sexualpraktiken liegen

Blutspender
Bild: iStockphoto

Schwule und bisexuelle Männer werden künftig in Grossbritannien als Blutspender nicht mehr anders behandelt als andere. Das teilte das britische Gesundheitsministerium am Montag mit.

Bislang dürfen Männer in Grossbritannien kein Blut spenden, wenn sie innerhalb der drei Monate davor Sex mit einem anderen Mann hatten. Diese Regel soll künftig nicht mehr gelten. Stattdessen soll nur noch ausschlaggebend sein, ob eine Person innerhalb von drei Monaten wechselnde Sexualpartner oder eine feste Beziehung habe, hiess es in der Mitteilung – unabhängig vom Geschlecht oder der sexuellen Orientierung.

Bei der Auswahl von Blutspendern soll stattdessen stärker als bisher ein Fokus auf riskante Sexualpraktiken wie den sogenannten Chemsex gelegt werden, eine Form von Geschlechtsverkehr mehrerer Beteiligter unter dem Einfluss von Drogen. Die neue Regelung soll von Sommer 2021 an gelten. Gesundheitsminister Matt Hancock bezeichnete die Entscheidung als positiven Schritt, der «einzelne nach ihren Handlungen bewertet und nicht nach ihrer sexuellen Orientierung».

In Deutschland dürfen schwule und bisexuelle Männer auch wieterhin nur Blut spenden, wenn sie innerhalb eines Jahres keinen Sex mit einem anderen Mann hatten. Die deutsche Aidshilfe kritisiert diese Regelung als diskriminierend, weil sie damit praktisch die meisten homo- und bisexuellen Männer von Blutspende ausschliesse. Länder wie Ungarn und Brasilien sind da schon weiter (MANNSCHAFT berichtete).


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Auch in Deutschland sollen schwule und bisexuelle Männer bald einfacher Blut spenden können. Die Bundesregierung plant, das Quasi-Blutspendeverbot für MSM deutlich zu lockern. Das verzögert sich aber (MANNSCHAFT berichtete).

Blutspenden sind gerade in der Corona-Pandemie gefragt. Im November hatte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gemeinsam mit Ärzt*innen dazu aufgerufen, sich trotz der Corona-Krise nicht vom Blutspenden abschrecken zu lassen. Covid-19 werde nicht durch Blut übertragen, sagte der Ärztliche Geschäftsführer des Blutspendedienstes West des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Thomas Zeiler. Insgesamt spenden den Angaben zufolge weniger als fünf Prozent der deutschen Bevölkerung regelmässig Blut. Sechs Prozent wären gut, sagte Laumann.

In Österreich sind Männer, die in den vergangenen 12 Monaten Sex mit Männern (MSM) hatten, ebenfalls quasi ausgeschlossen. Nach heftiger Kritik hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im Oktober überraschend eine Anpassung beim Blutspendeverbot angekündigt (MANNSCHAFT berichtete) (dpa)



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