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Fünf Vor­urteile über Paar­beratung – und was dahintersteckt

Was tun, wenn das Interesse aneinander immer weiter auseinandergeht?

Paarberatung
Symbolfoto: Alexander Grey / Unsplash

Auch viele LGBTIQ-Paare bemerken irgendwann in ihrer Beziehung, dass der Umgang miteinander nicht mehr so liebevoll ist wie früher (MANNSCHAFT berichtete). Eine Paarberatung kann wieder zusammenführen, allerdings kursieren viele Vorurteile gegenüber diesem Beratungsangebot.

Irgendwann gelangen auch viele einst glückliche Paare an einen Punkt, an dem die gewohnte Zuneigung nicht mehr zu spüren ist: Konflikte und Streitigkeiten nehmen zu, während die liebevollen Momente immer weniger werden. Die Veränderungen kamen schleichend, weil die Herausforderungen des Alltags viel Zeit in Anspruch genommen haben.


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Zunächst packen viele Partner*innen diese Herausforderungen noch gemeinsam an, doch irgendwann gehen die Interessen immer weiter auseinander. Übrig bleibt die Frage, ob es das jetzt gewesen ist. Unter diesen Zuständen leiden viele Paare, die in einer langanhaltenden Beziehung stecken. «Wir beobachten immer wieder, dass vor allem der Alltag die grösste Bedrohung für das Wir-Gefühl in einer Beziehung ist», erklärt Paarberaterin Jeannette Hansen Schärer.


«Wenn die Partner an einem Punkt stehen, an dem sie keine gemeinsame Perspektive mehr sehen, ist es höchste Zeit, aktiv zu werden – sonst wird die Beziehung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern», fügt Thomas Schärer hinzu.

Als beiden Gründer*innen der Schweizer Paarberatungsagentur Schärer-Hansen unterstützen sie hilfesuchende Paare dabei, Klarheit über sich und ihre Beziehung zu erlangen. Die Beratung findet sowohl online als auch in ihrer Praxis vor Ort statt und wird durch einen Online-Kurs mit Live-Begleitung ergänzt. Im Kern setzen die Expert*innen bei ihrer Beratung auf die Persönlichkeitsentwicklung der Einzelnen – so sorgen sie für Klarheit im Inneren und fördern die Kommunikationsfähigkeit ihrer Klient*innen ihren Partner*innen gegenüber.

Paarberatung
Thomas Schärer und Jeanette Hansen Schärer (Foto: Paarberatung Schaerer-Hansen)

Ihre Expertise stützt sich dabei nicht nur auf die Zusammenarbeit mit zahlreichen Paaren, sondern auch auf ihre eigene Erfahrung: So haben Jeannette Hansen Schärer und Thomas Schärer als Paar selbst eine Krise erlebt und erfolgreich überwunden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse geben sie heute an ihre Klient*innen weiter. Im Folgenden verraten die Expert*innen, welchen Vorurteilen sie hinsichtlich ihrer Arbeit immer wieder begegnen und was es mit diesen auf sich hat.


Vorurteil 1: «Paarberatung ist nur für Paare, die eine Krise durchleben»
Viele Paare glauben, dass eine Paarberatung erst dann sinnvoll sei, wenn sich die Beziehung bereits in der Krise befindet (MANNSCHAFT berichtete). Es stimmt zwar, dass die meisten Partner*innen erst dann professionelle Hilfe suchen, wenn sie allein nicht mehr weiterkommen, das bedeutet allerdings nicht, dass es ausschliesslich so sein muss. Ganz im Gegenteil bietet das präventive Aufsuchen einer Paarberatung grosses Potenzial, damit eine Beziehung gar nicht erst in eine Krise gelangt. Die Verbesserung der Kommunikationsmuster, eine Stärkung der Bindung oder die Lösung aktueller Konflikte sind Themen, die präventiv viel Krisenpotenzial reduzieren können.

Vorurteil 2: «Paarberatung ist für gescheiterte Beziehungen»
Auch glauben viele, dass das Aufsuchen einer Paarberatung gleichbedeutend mit dem Scheitern einer Beziehung sei. Statt Zeit und Geld in die Beratung zu investieren, könne man auch gleich getrennte Wege gehen. Natürlich ist eine Paarberatung kein Allheilmittel und nicht jede Beziehung, die von einer Paarberatung begleitet wird, überwindet alle Herausforderungen und Probleme.


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Häufig liegt das allerdings auch daran, dass die Partner*innen selbst feststellen, dass sie lieber einen Schlussstrich ziehen möchten. Das Aufsuchen einer Paarberatung ist in jedem Fall ein aktiver Schritt, um sich über eigene Wünsche klarzuwerden und Methoden zu erlernen, wie Konflikten konstruktiv begegnet werden kann.

Vorurteil 3: «Eine Paarberatung ist gleichbedeutend mit Kontrollverlust»
Ablehnung entsteht auch, da viele Menschen glauben, in einer Paarberatung die Kontrolle über ihre Beziehung abzugeben. Sie verstehen den*die Berater*in als Richter*in über bevorstehende Veränderungen oder gar über die Entscheidung darüber, ob die Beziehung weiterhin besteht oder nicht. Dem ist natürlich nicht so – im Gegenteil. Paarberater*innen stehen den Paaren zur Seite und unterstützen sie. Es geht vor allem darum, zu sich selbst zu finden und Strategien für eine wertschätzende Kommunikation und eine effektive Konfliktbewältigung zu erlernen, in der beide Partner*innen gesehen, gehört und respektiert werden.

Vorurteil 4: «Paarberatung ist nur für Ehepaare»
Eine Paarberatung ist an keinen Status geknüpft: Sie kann von jedem Paar in Anspruch genommen werden, das Beratungsbedarf hat oder einen anderen Umgang miteinander und innerhalb der Beziehung wünscht. Ob die beiden Partner*innen verheiratet sind oder nicht, homo- oder heterosexuell sind, aus verschiedenen Kulturen oder demselben Dorf stammen – dies alles sind Aspekte, die für eine Paarberatung völlig irrelevant sind. Das Angebot richtet sich an jede Form von Partnerschaft, in der Unterstützung gewünscht wird.

Vorurteil 5: «Paarberatung ist zu teuer»
Die Preisspanne bei Paarberatungsangeboten ist gross, sodass für jedes Budget ein passendes Format dabei sein sollte. Für weniger finanziellen Spielraum bietet die Paarberatung Schärer-Hansen beispielsweise eine Online-Beratung an, die deutlich günstiger ist als das persönliche Coaching. In jedem Fall sollten mehrere Angebote vor der Inanspruchnahme der Beratung geprüft werden – dabei geht es nicht nur um finanzielle Aspekte, sondern vor allem darum, ob alles stimmig ist. Schlussendlich geht es um Vertrauen – denn nur dann kann man sich auch öffnen und in eine bessere Zukunft voranschreiten.

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