Endlich «mein Mann»! – Fünf Jahre Ehe für alle
Bodo und Karl feiern in Italien
Sie waren 38 Jahre ein Paar und konnten 2017 endlich richtig heiraten: Bodo Mende und Karl Kreile aus Berlin waren eines der ersten homosexuellen Paare, die die damals neue Ehe für alle schlossen. Wie geht es ihnen heute?
Sie sind fast genau fünf Jahre verheiratet, seit Jahrzehnten zusammen und noch immer glücklich: Als eines der ersten homosexuellen Ehepaare in Deutschland haben sich Bodo Mende und Karl Kreile am 1. Oktober 2017 in Berlin das Jawort gegeben (MANNSCHAFT+). Aktuell geniessen die beiden ehemaligen Landesbeamten ihr Leben im Ruhestand und machen Urlaub in Sizilien. «Unseren Hochzeitstag werden wir in Palermo verbringen. Wir werden sicherlich schön essen gehen und den Tag geniessen», sagt Bodo Mende der Deutschen Presse-Agentur.
Vor der Hochzeit waren die beiden bereits 38 Jahre lang ein Paar und führten bereits seit 2002 eine eingetragene Lebenspartnerschaft. «Im praktischen Leben hat sich daher durch die Hochzeit nicht viel verändert», erzählt Mende (65). «Aber die Selbstverständlichkeit, mit der wir als Ehepaar akzeptiert werden, ist nun eine grössere als vorher», sagt der Berliner. So stutze niemand mehr, wenn einer der beiden etwa bei einer Hotelbuchung von «seinem Mann» spreche. «Da ist keiner mehr irritiert.»
Wir gehen jetzt selbstbewusster Hand in Hand durch die Strassen.
Das heisse aber nicht, dass damit alles schon getan sei. Nach wie vor gebe es Homo- und Transfeindlichkeit, die noch befeuert werde durch fundamentalistische religiöse Kräfte. «Daher brauchen wir unbedingt eine Ergänzung von Artikel 3 des Grundgesetzes, um den Schutz der sexuellen Identität als Grundrecht zu verankern», ergänzt Kreile (64). Die Ehe für alle nannte Mende 2017 «juristisch gesehen einen Meilenstein». Es gebe nun keine Ehen erster und zweiter Klasse mehr. «Wir gehen jetzt selbstbewusster Hand in Hand durch die Strassen.»
Kennengelernt hatten sie sich am 14. Juli 1979. Am 19. August 1992 nahmen die beiden an der «Aktion Standesamt» in Berlin teil – der Beginn des politischen Kampfes für die Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare in Deutschland. Am 19. Oktober 2002 verpartnerten sich Kreile und Mende im Roten Rathaus. Es war die erste Eingetragene Lebenspartnerschaft, die im Roten Rathaus geschlossen wurde – damals hatte Berlin gerade einen schwulen Regierenden Bürgermeister bekommen, Klaus Wowereit.
Bundestag und Bundesrat hatten die Ehe für alle vor fünf Jahren, kurz vor der Sommerpause 2017, beschlossen, also die rechtliche Gleichstellung homosexueller mit heterosexuellen Partnerschaften, einschliesslich des uneingeschränkten Adoptionsrechts. Seit dem 1. Oktober 2017 können gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Seit damals sind in Deutschland mehr als 65 000 Ehen homosexueller Paare geschlossen worden, teilte das Statistische Bundesamt im Juli in Wiesbaden mit.
Das könnte dich auch interessieren
Billie Eilish gibt in Berlin die Ansagerin
Der queere Superstar in einer ungewohnten Rolle: Billie Eilish gibt am Freitag die Ansagerin
«Homo- und Transfeindlichkeit sind mörderische Ideologien»
Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Verfolgt wurden unter den Nazis auch queere Menschen.
Messerattacke in Kiel aus Schwulenhass? 4 Männer verdächtig
Diese Messerattacke vor einer Kneipe sorgte Ende 2022 für Schlagzeilen: Von einem möglichen homophoben Hintergrund war die Rede. Nun gibt es erste Ermittlungsergebnisse. Was noch unklar ist.
12 Eurovision-Acts im Schnellcheck: Unser ESC-Experte ist zurück
Sieg, Schande oder Klopause? Martin Wyss hört sich mit spitzer Zunge durch die schrillsten, schrägsten und schönsten Songs des diesjährigen Eurovision Song Contests.