«Freaky Gay Porn»: Ex-Priester macht Sexfilmkarriere mit 88
Norm Self aus North Carolina ist der vermutlich älteste schwule Pornostar der Welt
Einige Nachrichtenportale nennen Norm Self einen «lüsternen Rentner», der 28 Jahre lang eine scheinbar glückliche Ehe mit einer Frau führte. Und als Priester arbeitete. Dann änderte er sein Leben jedoch «drastisch».
Die Vita und späte Pornokarriere des US-Amerikaners Norm Self ist Thema einer neuen Doku des britischen Sender Channel 5 sowie eines älteren Interviews mit der Huffington Post. Darin erfährt man, das Self seit seinem 18. Lebensjahr für die Kirche gearbeitet hat. Und dass er bis 1997 mit einer Frau verheiratet war.
In jenem Jahr traf er bei seiner Arbeit als Hochschulpastor auf eine Gruppe von Männern und sah, wie diese sich outeten. Dabei dachte er: «Ich bin ein schwuler Mann.» Nach dieser Erkenntnis leitete er sein Leben in neue Bahnen.
20 Jahre später kam es dann abermals zu einer grossen Veränderung. 2017 drehte Norm Self seinen ersten Pornofilm, nachdem sein Mitbewohner ihn gefragt hatte, ob er daran Interesse hätte.(MANNSCHAFT berichtete über queere Pornos aus der Schweiz als «fröhliches Happening».)
«Was könnte reizvoller sein?» «Es war grossartig! Wie könnte es anders sein?», sagt Self in der Huffington Post. «Ich befand mich in einer gesegneten ländlichen Umgebung, umgeben von einer Besetzung und einem Team aus liebevollen, kompetenten und hilfsbereiten Brüdern, die die gute Nachricht von der heilenden Kraft des Vergnügens verbreiten wollten. Was könnte reizvoller sein?»
Und weiter: «Wenn Sie das Video mit den beiden bezaubernden Models gesehen haben, was könnte da noch fehlen?»
Beim ersten Dreh spielten die «bezaubernden» Sexarbeiter Max Adonis und Calvin Banks mit. In der Channel-5-Dokumentation vergleicht der ehemalige Priester den Dreh mit dem Feiern einer Party. Ausserdem gab er zu, anfangs nervös gewesen zu sein, weil er nicht wusste, was die Kirche über seinen neuen Job denken würde, über den er nun sehr öffentlich spricht.
Er habe den Sprung gewagt, um Tabus zu brechen: «Mein Problem mit der Kirche ist, dass Sex selten als fröhlicher Teil des geistlichen Lebens behandelt wird.»
«Erotische Freude und Glückseligkeit geniessen» Mittlerweile hat der 88-Jährige mehrere Sexfilme gedreht. Wie Self im Interview mit der Huffington Post erklärt, wolle er dies auch so lang weiter tun «bis die sexnegativen Normen aus dem Vokabular unserer Gesellschaft entfernt und durch die implizite Botschaft ersetzt werden, dass es unser Geburtsrecht ist, erotische Freude und Glückseligkeit zu geniessen». (MANNSCHAFT berichtete über die neuesten Trends im LGBTIQ-Porno.)
Auf verschiedenen Pornoportalen kann man inzwischen mehrere ältere Männer sehen, die Sex mit deutlich jüngeren Models haben. Ob das eine neue emotionale «Nähe» für sie bedeutet – übers rein Körperliche hinaus – sollte man allerdings hinterfragen. Denn für die meisten jugendlichen Pornodarsteller handelt es sich um einen reinen Job, für den sie gebucht werden.
Das berichtete der deutschen Pornostar Hans Berlin alias Florian Klein dem Autor dieser Zeilen in einem Gespräch.
Berlin hatte sich damals in seinen ersten Sexpartner beim Pornodreh verliebt, musste aber feststellen, dass dieser sowie spätere Kollegen nicht an einer wie auch immer gearteten Verbindung interessiert waren jenseits des Sets. Trotzdem hat Berlin über seine Erfahrungen ein romantisches Musical geschrieben und für sein Bühnen-Alter-Ego ein Happyend konzipiert (MANNSCHAFT berichtete).
Norm Self spricht in Bezug auf seine Pornobegegnungen von «heiliger Intimität», da er glaubt, sexuelles Wissen zu teilen. «Ich finde heutzutage, dass mein Körper tatsächlich ein Tempel ist, in dem sich Intimität und Ekstase vermischen.»
Laut seiner Pornofirma «Freaky Gay Porn» absolvierte er zweimal eine Ausbildung in Tantra: Tantrischer Sex konzentriert sich auf esoterische Erotik und ritualisierte Sexualpraktiken und hat seinen Ursprung in Indien.
Mit 88 Jahren ist Norm Self wahrscheinlich der älteste schwule Pornostar der Welt. (MANNSCHAFT+ sprach mit dem Studio CockyBoys – bei dem auch Calvin Banks tätig ist – über Porno in Pandemiezeiten.)
Das könnte dich auch interessieren
Queerfeindlichkeit
«Machokultur»: Hohe Diskriminierung gegen Queers in Schweizer Armee
Eine neue Studie legt erschreckende Zahlen offen. LGBTIQ Dachverbände fordern deshalb einen «Kulturwandel».
Von Newsdesk Staff
News
Schweiz
LGBTIQ-Weltverband straft israelisches Mitglied ab
Die Entscheidung führt zu Protesten
Von Kriss Rudolph
News
Pläne für queere Alters-WG: FPÖ schiesst gegen SPÖ
Wohnungsnot und bezahlbare Mieten sind in Wien ein immerwährendes Thema. Der Plan einer queeren WG für Senior*innen führte nun zu Vorwürfen von «Irrsinn» bis «Kulturkampf».
Von Newsdesk Staff
Politik
Österreich
Queeres Bündnis beklagt Judenhass in der Community
Am 1. August hat sich in Berlin das «LGBTIQ+ Bündnis gegen Antisemitismus in unseren Communities» gegründet. ein Zusammenschluss verschiedener Vereine, Initiativen und Einzelpersonen.
Von Kriss Rudolph