«Es wird sehr schwul»: Olly Alexander beim ESC 2024

An der Ernennung des Musikers gibt es aber auch heftige Kritik wegen eines pro-palästinensischen Briefs

Olly Alexander bei einem Konzertauftritt in London (Foto: Ajyoung17 / C BY-SA 4.0 Deed)
Olly Alexander bei einem Konzertauftritt in London (Foto: Ajyoung17 / C BY-SA 4.0 Deed)

Der Musiker Olly Alexander soll Grossbritannien im kommenden Jahr beim Eurovision Song Contest (ESC) im schwedischen Malmö vertreten – das hatte die BBC vor einer Woche bekanntgegeben.

Der Künstler hat in der Serie «It’s a Sin» über die Aids-Epidemie der 1980er Jahre mitgespielt (MANNSCHAFT berichtete) und macht unter dem Bandnamen Years & Years seit Langem Musik. Seit diesem Jahr ist im Londoner Madame Tussauds eine Wachsfigur von ihm zu sehen.

Mit Alexander schickt Grossbritannien den bekanntesten Act seit Bonnie Tyler («Believe in Me») im Jahr 2013 an den grössten Musikwettbewerb der Welt und landet damit direkt auf Platz 1 der Wettquoten.

«Ich habe den Contest schon immer geliebt und spiele seit vier Jahren mit dem Gedanken, daran teilzunehmen», sagt der Sänger laut Blick. Aber ihm habe der perfekte Song gefehlt. «Bis jetzt.» Sein Lied erscheine «bald», so der Brite.

Elton John gratuliert Alexander arbeitete mit Musikgrössen wie Kylie Minogue und Elton John zusammen. Letzterer gratulierte ihm auf Instagram zu seinem ESC-Einsatz: «Ich freue mich, dass du dein unglaubliches Talent zum Song Contest bringst. Wir werden dich anfeuern!»

Wenn ich dabei bin, wird es sehr schwul sein!

Sein Heimatland wolle Alexander «auf die schwulste erdenkliche Weise» vertreten. Er habe keine Ahnung, wie das am Schluss aussehe. Aber: «Wenn ich dabei bin, wird es sehr schwul sein!» Ein Vorgeschmack war sein Auftritt am Open Air Gampel dieses Jahr – eine Show inklusive angedeutetem Toilettensex.

Wen die Schweiz zum Eurovision Song Contest schickt, ist laut Medienberichten noch unklar. Fünf Songs stehen bei der internen Auswahl noch zur Auswahl, nach fünf Jahren männlicher Vertretung dürfte die Wahl wohl auf eine Frau fallen, schreibt Blick.

In Fan-Kreisen falle dabei immer wieder der Name der Musikerin und Influencerin Chiara Castelli, heisst es. SRF-Show-Chef Yves Schifferle verriet bisher nur: «Dieses Jahr haben wir bei den fünf finalen Acts keinen jungen Mann mit Ballade zur Auswahl.»

Einen ähnlich grossen Act wie Olly Alexander dürfte SRF bei der Verkündung im nächsten Jahr kaum aus dem Hut zaubern, prophezeit Blick.

Kontroverse um pro-palästinensischen Brief An seiner ESC-Ernennung gibt es allerdings auch Kritik. Die israelische Botschaft in London warf dem 33-Jährigen vor, einen pro-palästinensischen Brief unterzeichnet zu haben. In dem Brief eines queeren Bündnisses steht zum Beispiel, die aktuellen Ereignisse seien lediglich eine Eskalation des «Apartheid-Regimes» des israelischen Staates.

«Vor allem in diesen Zeiten ist die Entscheidung der BBC, einen Teilnehmer zum ESC zu schicken, der solch parteiische Ansichten zu Israel unterstützt und eine derart entmenschlichende Sprache für Israelis verbreitet, ein grosser Grund zur Sorge», kritisierte Botschaftssprecherin Orly Goldschmidt. Sie warf der BBC vor, ihrer Verpflichtung zur Unparteilichkeit erneut nicht nachzukommen.

Die Organisation Campaign Against Antisemitism kritisierte die Entscheidung ebenfalls. «Wenn beinahe sieben von zehn britischen Juden Angst haben, ihre Identität in der Öffentlichkeit auszudrücken, darf er nicht die Person sein, die unser Land vertritt», schrieb die Organisation beim Kurznachrichtendienst X. (mit dpa)

Zuletzt hatte der schwule deutsche Politiker Jens Spahn sich dazu geäussert, dass er nicht verstehe, wieso sich queere Menschen bei Demonstrationen für Palästina anschliessen würden (MANNSCHAFT berichtete). 

 

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