Eine ungewöhnliche Regenbogenparade zieht durchs Dorf
Die Gegend um Unken gilt als konservativ
In Österreich gibt es mittlerweile in fast allen grossen Städten Regenbogenparaden mit Tausenden Teilnehmer*innen. Am Samstag wird im Pinzgauer Dorf Unken die vermutlich kleinste Pride im deutschsprachigen Raum abgehalten.
Unken ist mit 2000 Einwohner*innen ein kleiner und unbedeutender Ort in der Salzburger Provinz. Die Gemeinde befindet sich an der Dreiländerecke von Tirol, Salzburg und Bayern. In Unken gibt es eine Dorfkirche, einen Bäcker, einen Dorfwirt und ein grosses Freibad, das gerade im Sommer beliebt ist. Die Gegend gilt als konservativ.
Bei den Gemeindevertretungswahlen lag die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP) mit 41,2 Prozent auf Platz eins. Besonders erschreckend war das gute Abschnitten der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei (FPÖ) mit 39,4 Prozent. Die FPÖ ist von allen im österreichischen Parlament vertretenen Parteien die mit Abstand queerfeindlichste. Aber auch die ÖVP tut sich mit queeren Themen schwer.
Trotzdem hat Unken in punkto Queerness eine Sonderstellung. Am 15. Juli wird dort zum zweiten Mal eine Regenbogenparade abgehalten. Vor zwei Jahren wurde in dem Dorf die mit Abstand kleinste Parade Österreichs – und vermutlich auch im deutschsprachigen Raum – abgehalten (MANNSCHAFT berichtete). Am 14. August 2021 marschierten rund 150 Menschen durch das Dorfzentrum. Die meisten kamen von auswärts.
In diesem Jahr hoffen die Organisator*innen, dass sich in Unken mehr Menschen für queere Themen einsetzen. «Wo sonst hat man die Chance, einen Pride mit ländlichem Charme so zu erleben?», werben die Veranstalter*innen. «Dieses Mal grösser, bunter und stets mit Tracht», heisst es.
Ein Zeichen gegen Queerfeindlichkeit: Der Anlass für die Unken Pride ist ein trauriger und zeigt, dass in der österreichischen Provinz ein queerfeindliches Klima herrscht. Im Juni 2021 wurde in Unken anlässlich des Pride Monats am Kirchturm der Dorfkirche eine Regenbogenfahne gehisst. Dies geschah mit Erlaubnis des zuständigen katholischen Pfarrers, was überraschend ist. Denn die katholische Kirche lehnt gelebte Homosexualität offiziell als Sünde ab. Im Gegensatz dazu vertreten viele Pfarrer eine andere Haltung.
In Unken war geplant, dass die Regenbogenfahne den ganzen Pride-Monat von der Dorfkirche wehen sollte. Doch sie verschwand schon bald nach einigen Tagen. Laut Auskunft der Polizei wurde sie abgeschnitten. Die Täter*innen konnten nie ausgeforscht werden. Auch Befragungen halfen nicht weiter. Die Bewohner*innen des Dorfes sagten, sie hätten nichts Verdächtiges gesehen.
Daraufhin organisierten Aktivist*innen aus der Gegend mit Hilfe der Veranstalter*innen der Salzburger Regenbogenparade die erste Unken Pride. «Respekt und Akzeptanz sind grundlegende Eckpfeiler einer liberalen Gesellschaft. Das zeigt sich insbesondere daran, wie wir im Alltag miteinander umgehen. Unsere Stärke liegt in der Vielfalt. Ich lade deshalb jeden ein, diese in Unken zu feiern», sagte die frühere Landesrätin Andrea Klambauer von den Neos. Als Reaktion auf den Vandalenakt wurde dem Bürgermeister von Unken bei der ersten Pride Österreichs grösste Regenbogenfahne übergeben: zwölf mal drei Meter gross. Der Bürgermeister und auch der Pfarrer unterstützen ausdrücklich die Parade.
Eine Parade mit viel ländlicher Tracht: Die Demonstration wird auch in diesem Jahr auf der Homepage der Gemeinde angekündigt. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr mit einem Warm-Up beim Schloss Oberrain in Unken. Ab 15 Uhr werden die Teilnehmer*innen durch das Dorf ziehen. Vor dem Gemeindeamt werden Aktivist*innen und Politiker*innen sprechen. Dann geht es über die Kirche über einen Feldweg wieder zum Schloss Oberrain, wo ein Ausklang mit Bühnenshows veranstaltet wird.
Ob Trachtenrock oder Lederhose, jede Person kann darin fancy aussehen. Sogar wenn man nicht queer ist
Zu den Veranstalter*innen gehört unter anderem der queere Verein Heublumen. Dieser hat das Ziel, ländliche queere Communitys zu unterstützen. «Die Tracht ist für alle da», betonen die Mitglieder*innen von Heublumen. «Ob Trachtenrock oder Lederhose, jede Person kann darin fancy aussehen. Sogar wenn man nicht queer ist. Traditionskultur und queere Kultur stehen sich nicht im Weg, sie ergänzen sich», heisst es bei Heublumen. Gerade weil es auf dem Land noch immer schwer ist, queer zu sein, sind Veranstaltungen wie die Unken Pride wichtig.
In Österreich wurden in den vergangenen Wochen in verschiedenen Städten Regenbogenparaden abgehalten. Höhepunkt war die Wiener Pride, an der 300.000 Menschen für queere Rechte demonstriert und gefeiert haben (MANNSCHAFT berichtete). Auf Platz zwei lag Graz mit 15.000 Teilnehmer*innen, gefolgt von der Parade in Linz mit 10.00 Menschen. Auch in kleineren Landeshauptstädten gibt es regelmässig solche Veranstaltungen.
Der australische Politiker Lyle Shelton, Vorsitzender der Family-First-Partei, unterstellt dem Sea Life, die Pinguinmännchen Sphen und Magic bewusst «manipuliert» zu haben, um sie «schwul zu machen». Dadurch, dass jetzt Kinder im Zoo dieses gleichgeschlechtliche Paar bestaunen, würden diese indoktriniert (MANNSCHAFT berichtete).
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