Ehemaliger Mr. Gay Germany, Tony Eberhardt, mischt Handball-Liga auf
Mittlerweile lebt er in Innsbruck
Der einstige Mr. Gay Germany, Tony Eberhardt, macht sich in Österreich einen Namen als erster queerer und gehörloser Handballer in der Bundesliga.
Ende 2015 wurde Tony Eberhardt, damals war er 21, zum Mr Gay Germany gewählt. Aus Krankheitsgründen wurde er bei der Wahl zum Mr Gay World auf Malta durch den Zweitplatzierten Aaron Koenigs vertreten, den man in der 1. Staffel von «Prince Charming» wiedersah (MANNSCHAFT berichtete).
Eberhardt lebt mittlerweile in Österreich, wo er sich als erster queerer und gehörloser Handball-Bundesligist einen Namen macht. Daneben ist er aber auch als deutscher Nationalspieler bei den Gehörlosen im Einsatz. Er trainiert in Österreich bis zu fünf mal die Woche, und zusätzlich gibt es bei den gehörlosen Kollegen in Deutschland pro Jahr vier Lehrgänge, die jeweils rund eine Woche andauern. Ist das nicht ganz schön viel? Er schafft das, sagt Eberhardt gegenüber MANNSCHAFT. «Ich bin ja vom Training und von Spielen freigestellt, wenn ich Lehrgang habe.»
Seit fast 18 Jahren spielt er schon Handball. Inspiriert hat ihn damals seine Mutter, die selber früher Handball gespielt hat, damals noch in der DDR.
Seit einem Jahr spielt Tony Eberhardt nun in der ZTE Handball Liga Austria Challenge, der zweithöchsten Liga, bei medalp Handball Tirol. Und seit Frühjahr gehört er der deutschen Handball-Nationalmannschaft der Gehörlosen an, den «Deafboys». Der Name enstand in Anlehnung an die «Bad Boys» der deutschen Handballer.
Als queerer Spieler ist er mit grosser Offenheit und mit viel Verständnis aufgenommen worden, in Österreich wie auch in Deutschland, sagt Eberhardt In der dänischen Handball-Eliteliga hatten sich kürzlich sogar zwei Spieler geoutet (MANNSCHAFT berichtete). Sein Verein greift das Thema Vielfalt auch ab der Saison 2022/23 auf. Dann bekomme jedes Trikot am rechten Ärmel ein Band mit Regenbogenfarbe. Was das Thema Vielfalt betrifft, will der Spieler künftig auch enger mit dem Österreichischen Handballbund (ÖHB) enger kooperieren.
Was die Kommunikation mit anderen Spielern betrifft, die nicht gehörlos sind, gibt es keine Probleme, sagt Eberhard. Vor dem Spiel und auch während des Trainings werde alles ausführlich besprochen. «Bei den Gehörlosen ist es so, dass wir viel mehr mit Augenkontakt arbeiten und das Umfeld mehr wahrnehmen müssen, die Spielzüge machen wir in Gebärdensprache.»
Der Gehörlosensport in Deutschland blickt auf eine mehr als 110-jährige Verbandsgeschichte zurücl: Am 7. August 2010 wurde der Deutsche Gehörlosen-Sportverband (DGSV) offiziell als ältester Behindertensportverband in Deutschland gegründet und ist heute mit knapp 10’000 Mitgliedern ein eigenständiger Mehrspartenverband. Er sieht sich nach eigenen Angaben als Interessenvertretung für die gesamten Sportbereiche mit ihrer Kultur, Sportgemeinschaft und der Sprache, der Deutsche Gebärdensprache als ein eigenständiges, vollwertiges Sprachsystem an.
Für die kommende Saison, die in Kürze beginnt, haben sich Eberhardt und sein Team vorgenommen, die Tabellenspitze zu verteidigen. Darüberhinaus hat er fest vor, nächstes Jahr mit den Deafboys in Kopenhagen Weltmeister zu werden. Ausserdem will er im Jahr 2025 bei den Deaflympics in Japan, Tokio teilnehmen. Das Turnier findet alle vier Jahre statt, ein Jahr nach den Olympischen Spielen, abwechselnd im Winter und Sommer. In der Schweiz fanden die winterlichen Deaflympics schon dreimal statt, zuletzt 1999 in Davos.
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