«Um endlich sagen zu können: Das ist mein Ehemann»

«Trau Dich!» Das sind die Models der Zurich Pride

Roland und Hansjörg sind bereit für die Hochzeit. Foto: Regula Roost
Roland und Hansjörg sind bereit für die Hochzeit. Foto: Regula Roost

Warten auf die Ehe für alle: Seit fast drei Jahrzehnten würden Hansjörg und Roland gerne heiraten. Jetzt sind die beiden Zürcher Models für die «Trau Dich!»-Kampagne. Wer sind die beiden Männer auf den Plakaten der Zurich Pride?

Es war einmal ein lauer Sommertag in der Stadt Zürich. Roland flanierte durch die Strassen der Limmat entlang und liess seinen Blick über den stillen, breiten Fluss schweifen. Doch dann zog etwas seine Aufmerksamkeit auf sich. Da stand er. Der Mann, den er schon mehrmals im Theater gesehen hatte, aber sich nie traute, ihn anzusprechen.

Roland nahm seinen ganzen Mut zusammen und stellte sich dem Mann in den Weg. Ein Kaffee-Date später wurden die beiden ein Paar. «Hansjörg ist manchmal in seiner eigenen Welt, er hatte mich im Theater gar nicht bemerkt», erzählt Roland von Burg lachend. Hansjörg Blaser ergänzt andächtig lächelnd: «Für mich war jener Tag in Zürich tatsächlich die erste bewusste Begegnung mit Roland.»

Das war vor 27 Jahren, und da Roland (59) und Hansjörg (58) noch immer ein Paar sind, warten sie bis heute auf die Ehe für alle. Schon zwei «Hochzeiten» konnten die beiden feiern, doch auf keine folgte eine gleichberechtigte Ehe. «Wir haben unsere Partnerschaft zuerst im Kanton Zürich eintragen lassen und später gleich als eines der ersten Paare nach der nationalen Einführung», berichten die beiden.

Als sie ihre Partnerschaft zum ersten Mal eintragen liessen, haben sie in einem kleinen Dorf im Zürcher Oberland gewohnt. «Die haben dort noch gar nicht mitgekriegt, dass das nun möglich ist, als wir beim Standesamt nach einem Termin gefragt haben», erzählt Roland. Die Beamt*innen mussten erst beim Kanton nachfragen, bevor das Paar die Zusage erhielt. «Aber ohne Medien und keine grosse Party vor dem Standesamt», liess die Gemeinde das Paar wissen.

Jetzt hat sie der Ehrgeiz gepackt. Sobald die Ehe für alle offen steht, soll ihre Hochzeit eine der ersten sein. «Wir wollen nichts Grosses. Eine kleine Feier mit unseren Freund*innen, Familien und gutem Essen.» So stellt sich Roland das Fest vor, Hansjörg nickt zustimmend. Es wäre ein toller Abschluss der Pride, wenn sie als die Gesichter der Pride-Kampagne auch die Gesichter der ersten Eheschliessungen wären, erklären sie. Die Chancen stehen gut, dass die Ehe für alle im Herbst angenommen wird (MANNSCHAFT berichtete), aber es gibt noch ein paar Hürden zu nehmen (MANNSCHAFT+ berichtete).

Die Möglichkeit zu haben, endlich eine echte Ehe eingehen zu dürfen, ist Hansjörg und Roland sehr wichtig. Roland kann sofort zwei Gründe nennen, weshalb sie heiraten möchten: «Sicherheit und endlich sagen zu können: Das ist mein Ehemann.» Für die Betreiber eines Optikergeschäfts ist die Absicherung ein wichtiger Punkt. Sie mussten bis anhin über komplizierte rechtliche Verfahren dafür sorgen, dass der jeweils andere das Geschäft vollständig übernehmen kann, sollte einem der beiden etwas geschehen.

 Auch auf Reisen gibt es keine Sicherheit für eingetragene Partnerschaften. Als das Paar in Spanien Tauchferien machte, wurde Hansjörg unter Wasser bewusstlos und auf die Intensivstation gebracht. Nur dank sehr tolerantem Krankenhauspersonal durfte ihn Roland besuchen gehen. «Das hätte auch anders laufen können, denn auf dem Papier sind wir kein Ehepaar sondern nur zwei Männer.»

Die beiden sind zuversichtlich, dass die Abstimmung zur Ehe für alle mit einem Sieg für die Liebe endet. «Ich habe viele Frösche geküsst, bis ich den Prinz gefunden habe, jetzt will ich ihn auch heiraten dürfen», sagt Roland. «Wir haben genug lange gekämpft und die Gesellschaft hat sich verändert. Die Schweiz ist nun bereit dafür», ergänzt Hansjörg lachend.

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