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Deutsche Krankenkassen sollen PrEP-Kosten zahlen

Die gesetzlichen Krankenkassen sollen die Kosten für die HIV-Prophylaxe PrEP übernehmen. Der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko einen gesetzlichen Anspruch auf die Medikamente sowie medizinische Begleitung schaffen. Das erklärte er gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Er wolle dafür sorgen, «dass Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko einen gesetzlichen Anspruch auf ärztliche Beratung, Untersuchung und Arzneimittel zur Präexpositionsprophylaxe erhalten», kündigte er im Vorfeld des Aidskongresses Anfang nächster Woche in Amsterdam an. Das Vorhaben solle noch in diesem Monat auf den Weg gebracht werden.

Die Deutsche AIDS-Hilfe hat sich lange für die Kostenübernahme eingesetzt und begrüßt die Initiative des Ministers. Dazu erklärt Winfried Holz vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe: „Die neue Regelung ist ein Meilenstein für die HIV-Prävention in Deutschland. Die Kassenfinanzierung wird Menschen den Zugang zur HIV-Prophylaxe eröffnen und damit zahlreiche Infektionen verhindern. Sie ist der entscheidende Schritt, um das Potenzial dieser Maßnahme auszuschöpfen.“

Bisher müssen PrEP-Nutzer*innen die Kosten selber tragen. Die Medikamente schlagen dabei mit 50 bis 70 Euro zu Buche, hinzu kommen ärztliche Beratung und die erforderlichen Begleituntersuchungen. Menschen mit geringem Einkommen sind praktisch ausgeschlossen. (Weiterlesen: «Schwierig wird es, wenn die PrEP als das einzig Wahre angesehen wird»)


Schätzungsweise 5.000 Menschen lassen sich bisher die PrEP verschreiben – laut einer Studie der Universität Essen überwiegend Besserverdienende.

Schutz vor HIV darf nie am Geldbeutel scheitern

„Schutz vor HIV darf nie am Geldbeutel scheitern. Es ist dringend an der Zeit, diese Lücke in der HIV-Prävention zu schließen“, betont DAH-Vorstand Holz.

Aufgrund der Kosten beziehen zurzeit nicht wenige Menschen die Medikamente kostengünstig aus dem Ausland – teils ohne ärztliche Begleitung. Auch wegen der damit verbundenen Risiken will Spahn einen regulären Weg für alle eröffnen.


Mit PrEP gehen HIV-Infektionen zurück
Die PrEP kann die Zahl der HIV-Infektionen in Deutschland nach einer Studie der Universität Rotterdam bis 2030 um rund 9.000 verringern. Auch Erfahrungen aus Australien, den USA und England zeigen: Wo die PrEP zugänglich ist, gehen die HIV-Infektionen zurück. Dies spart langfristig Kosten für lebenslange HIV-Behandlungen. Immer mehr Länder schaffen Zugang zur PrEP, zuletzt die Niederlande.

„Die PrEP nützt sowohl den Menschen, die sie anwenden, als auch dem Gesundheitssystem“, betont DAH-Vorstand Winfried Holz. „Die neue Regelung ist fachlich geboten und dringend notwendig.

Bei der HIV-Prophylaxe PrEP nehmen HIV-negative Menschen mit besonders hohem HIV-Risiko vorsorglich ein HIV-Medikament mit zwei Wirkstoffen. Es schützt zuverlässig vor einer Ansteckung. Wichtig ist dabei eine fachlich versierte medizinische Begleitung, bei der unter anderem regelmäßige HIV-Tests und Untersuchungen auf Geschlechtskrankheiten durchgeführt werden.

Darüber hinaus wäre es sinnvoll, für Menschen mit erhöhtem Risiko regelmäßige Untersuchungen auf Geschlechtskrankheiten generell zu übernehmen, auch ohne PrEP und wenn keine Symptome vorliegen. „So können Infektionen erkannt werden, die sonst unbehandelt und übertragbar bleiben. Das kommt allen zugute“, so Winfried Holz.


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