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Darüber reden – oder auch nicht: So wehrst du dich gegen HIV-Stigma

Strategien für den Seelenfrieden mit HIV

Mann mit Brillen und Schnautzer
Du bist niemandem Rechenschaft schuldig ausser dir selbst. (Bild: stock.adobe.com)

Du kannst noch so sehr im Reinen sein mit dir selbst: Vorurteile gegen HIV-positive Menschen gibt es leider immer noch. Wie du damit umgehen kannst.

Vorurteile sind hinterhältige Monster. Du arbeitest über Jahre hinweg an deinem Selbstwertgefühl, spielst die ausgefallensten Situationen im Kopf durch und wie du schlagfertig darauf reagierst, und dann schaffen sie es doch irgendwie, unerwartet in dein Leben zu platzen und dich komplett aus der Bahn zu werfen.

Halbwissen und Falschinformationen über HIV halten sich besonders hartnäckig. Sei es die sonst so professionelle Beratung beim Fachpersonal, sei es der eigentlich taktvolle Mitarbeiter, sei es die gute Freundin mit dem eigentlich gut gemeinten Rat: Ein abschätziger Blick, eine unglücklich gestellte Frage oder ein ignoranter Kommentar schaffen es, deine Laune zu verderben oder – schlimmer noch – dich in ein tiefes Loch zu stürzen.

An dieser Stelle müssen wir dich enttäuschen: Es gibt keine Rezeptur, keine Geheimwaffe, die dich unverwundbar macht und Stigmata an dir abperlen lassen wie das Wasser am Regenschirm. Wohl aber gibt es diverse Strategien, die dir Seelenfrieden verschaffen und potenziell kritische Situationen entschärfen können. Schauen wir sie an.

Identifiziere die Stolpersteine
Blicke auf deine Erfahrungen zurück: In welchen Situationen wurdest du mit Vorurteilen über HIV konfrontiert? Einige davon lassen sich antizipieren, zum Beispiel wenn du weisst, dass in der Apotheke nicht das ganze Personal gleich gut geschult ist. Wenn dort eine Person arbeitet, bei der du dich besonders gut aufgehoben fühlst, dann hilft es vielleicht, wenn du sie nach ihren Arbeitstagen fragst und sie bei deinem nächsten Besuch explizit verlangst. Dabei darfst du ruhig erwähnen, dass du ihre Beratung besonders schätzt. Dasselbe gilt übrigens in der Arztpraxis: Scheu nicht davor zurück, auf HIV spezialisierte Ärzt*innen ausfindig zu machen und gegebenenfalls zu ihnen zu wechseln, solltest du dich bei deiner Ärztin oder deinem Arzt nicht wohl fühlen.

Rote Schleife, Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken
Halbwissen und Falschinformationen über HIV halten sich besonders hartnäckig (Bild: stock.adobe.com)

Tricks deine Ängste aus
Oft sind es die kleinen Dinge, die dich im Alltag verunsichern. Ein Beispiel dafür ist die Angst, dass jemand zufällig die Verpackungen deiner Medikamente entdecken könnte. Schlag deinen Sorgen ein Schnippchen, indem du eine neutrale Pillenbox verwendest. Das macht auch die Mitnahme einfacher, solltest du mal länger aus dem Haus sein. Lege zuhause einen diskreten Ort für die Aufbewahrung deiner Medikamente fest. Hast du auf dem Handy eine Notifizierung für die tägliche Einnahme eingerichtet, so achte auf eine neutrale Bezeichnung für den Fall, dass jemand über deine Schulter blicken sollte.

Kenn deine Rechte
Informier dich darüber, wann du deinen Status offenlegen musst und wann nicht. Hast du gewusst, dass HIV-positive Menschen in der Schweiz alle Berufe ausüben dürfen? Arbeitgeber*innen dürfen dir im Vorstellungsgespräch nur Fragen stellen, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Arbeitsverhältnis stehen. Andernfalls hast du das Recht auf eine Notlüge: Die Frage nach dem HIV-Status dürftest du also stets mit negativ beantworten. Anders sieht es aus beim Gesundheitsformular der Pensionskasse. Dort musst du deinen Status offenlegen. Achte darauf, dass du das Formular direkt der Kasse schickst und nicht beim Arbeitsplatz einreichst. Mehr Informationen über rechtliche Aspekte am Arbeitsplatz findest du auf der Website der Aids-Hilfe Schweiz.

Wenn alle Stricke reissen: Dein Wohlbefinden geht vor
In diesem Text sind Situationen geschildert, auf die du dich vorbereiten kannst. Wie eingangs erwähnt, können Stigmatisierungen dich aus heiterem Himmel treffen und aus der Fassung bringen. Vergiss nicht, dass dein Leben mit HIV nicht weniger wert ist und du niemandem Rechenschaft schuldig bist. Du darfst und sollst Grenzen setzen und diese auch durchsetzen zugunsten deines Wohlbefindens. Leg dir Sätze zurecht wie «Diesen Kommentar finde ich nicht angebracht» oder «Ich fühle mich nicht wohl» und beende so schnell wie möglich die Begegnung mit deinem Gegenüber.

Auch 40 Jahre später sind Vorurteile und Stigmatisierungen aufgrund von HIV und Aids leider immer noch präsent. Sprich regelmässig mit deiner Ärztin oder deinem Arzt über deine persönlichen Bedürfnisse und deine Erfahrungen mit HIV im Alltag. Er oder sie kann dich bei Bedarf an entsprechende Beratungsstellen weiterleiten. Auch der Austausch mit einer Vertrauensperson kann dir Sicherheit geben und deine Lebensqualität nachhaltig steigern.

Schwules Männerpaar vor Graffiti mit Engelsflügeln in Regenbogenfarben
Bild: ViiV Healthcare (zVg)

ViiV Healthcare
ViiV Healthcare fokussiert sich auf die Erforschung neuer Medikamente, um die Behandlungsergebnisse für Menschen mit HIV zu verbessern. Damit erreichen wir ein besseres Verständnis für die Krankheit und wie sie verhindert und therapiert werden kann.
Wir stärken das Bewusstsein von Menschen mit HIV für ihre Gesundheit und setzen uns dafür ein, dass Vorurteile über HIV abgebaut werden.
viivhealthcare.com

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