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Partykultur schwuler Männer ist bei Corona «Teil des Problems»

«GaysOverCovid» macht die Instagram-Handles von Corona-Sündern öffentlich

GaysoverCovid
«GaysOverCovid» macht Corona-Sünder öffentlich, inklusive Username. (Bild: Screenshot instagram.com/gaysovercovid)

Schwule Männer in den USA fliehen vor den Corona-Massnahmen in den Süden und feiern Partys in Mexiko. Der Insta-Account «GaysOverCovid» prangert sie an.

Fast alle Bundesstaaten der US-amerikanischen West- und Südwestküste sind im Lockdown. Somit sind die bei schwulen Männern beliebten Clubs geschlossen und auch die angesagten Circuit-Partys in West Hollywood, Laguna Beach oder Palm Springs können nicht stattfinden. Viele Ausgehwütige haben ihr Glück nun im Ausland gefunden, darunter im benachbarten Mexiko. Das Land ist für den Tourismus geöffnet, vielerorts finden Partys statt wie man sie noch vor Corona kannte.

Ein Blick auf Instagram zeigt, dass in Mexiko mit der Kleidung auch die Corona-Regeln fallen. Fast ausschliesslich Männer machen Party ohne Sicherheitsabstand, ohne Maske und in grossen Gruppen. Viele der Partys sind illegal, da sie trotz geltenden Corona-Massnahmen stattfinden. An Silvester sank ein Partyschiff des schwulen Partylabels «PV Delice» in der Nähe des Touristenorts Puerto Vallarta. Die rund 60 (!) Männer an Bord des Katamarans mussten von Booten in der Umgebung aus dem Wasser gerettet werden.

Der Instagram-Account «GaysOverCovid» hat es sich zum Ziel gesetzt, das bunte Treiben schwuler Männer weltweit öffentlich zu machen. Die unbekannte Person hinter dem Kanal teilt Storys, Fotos und Screenshots von schwulen Männern, die trotz der Pandemie reisen und die Corona-Regeln missachten. «Trag eine Maske. Bleib zuhause. Rette Leben», so die offizielle Beschreibung des Kanals, der selbst die Instagram-Handles der Corona-Sünder publik macht.


 

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Betroffene bezeichnen den Kanal als Hetze und organisieren sich unter dem Hashtag #GaysOverKarens. (In den USA ist der Name «Karen» zum Synonym für einen bestimmten Typ Frau geworden: Für weisse und privilegierte Mittelschichts-Amerikanerinnen mittleren Alters, die sich in der Öffentlichkeit stets beklagen und in Restaurants und Geschäften nach der Geschäftsleitung fragen.) Für die Identität der Person hinter dem Kanal «GaysOverCovid» haben sie eine Belohnung von 500 US-Dollar ausgesetzt.

Zu den Betroffenen zählt auch der Krankenpfleger Mike Schultz, der sich an der letztjährigen Winter Pride in Miami mit Corona angesteckt und sechs Wochen intubiert auf der Intensivstation verbracht hatte. Mit einem Fotovergleich, der ihn nach seiner Genesung völlig abgemagert zeigt, warnte er vor Corona und sorgte weltweit für Schlagzeilen. Nun scheint er sich mit den Partygängern zu solidarisieren und wetterte gegen «GaysOverCovid». «Ihr verbitterten Schwestern … stets dabei, andere Schwule herunterzuziehen», schrieb er auf seinem Instagram-Account, der mittlerweile deaktiviert ist. «Nur die Stärkeren überleben. So ist das Leben. Sorry.»

Der Internetpranger von «GaysOverCovid» erntet aber auch viel Zuspruch. Dem Fashionblogger «The LA Basics» zufolge sollte man Personen zur Verantwortung ziehen, die sich in einer Pandemie rücksichtslos verhalten.


carson tueller
Wer während einer Pandemie reist, gefährdet andere, schreibt Influencer Carson Tueller. (Bild: Screenshot instagram.com/carson_tueller)

Der offen schwule Influencer und Rollstuhlfahrer Carson Tueller bezeichnete in seiner Instagram-Story das Verhalten der reisenden Partygänger als «Teil des Problems». «Wenn schwule Männer in der Welt herumreisen und in einer Pandemie das Leben von gefährdeten Personen aufs Spiel setzen, sprechen wir von Ableismus», schrieb er in seiner Instagram-Story. «Das ist eng verknüpft mit Fatshaming und Altersdiskiminierung, die beide in der Kultur schwuler Männer grassieren.»

Der Instagram-Kanal «GaysOverCovid» wurde von Instagram gesperrt, ist nun jedoch wieder online.

 

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