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Comedian Mawaan Rizwan: «Sei frech, sei niemals langweilig!»

Der Londoner löst momentan schräge Aufgaben auf Channel 4.

Mawaan Rizwan
Mawaan Rizwan in seinem Element. (Bild: Twitter/MawaanR)

Mawaan Rizwan verarbeitete sein Coming-out in seiner muslimischen Familie mit einem Dokumentarfilm über LGBTIQ in Pakistan. Der schwule Comedian und Schauspieler ist gerade in der aktuellen Staffel von «Taskmaster» zu sehen.

Die Fingernägel passend zu seinem stylishen Outfit lackiert: Mawaan Rizwans Look entspricht seiner Rolle als freches Küken der aktuellen Taskmaster-Gruppe. Für die populäre TV-Show, die sich in der zehnten Staffel befindet, werden fünf Kandidat*innen – meist gestandene britische Comedians – beim Lösen schräger Aufgaben gefilmt. Das Resultat dieser «Tasks» schaut man sich dann in der Show gemeinsam auf der Bühne an. Punkte dafür gibt es vom respekteinflössenden «Taskmaster» Greg Davies. Sogar bei ihm testet Mawaan Rizwan mit seiner jugendlich-vorlauten Art immer wieder die Grenzen aus – selbst wenn das für den Punktestand böse Konsequenzen haben könnte.

Unbeholfener Astronaut
Die Tasks selbst erledigt der 28-jährige Schauspieler und Comedian in orangem Astronautenanzug mit passenden Sneakers. Nicht immer stellte er sich bisher allzu geschickt an, doch gerade deshalb hat er bereits die Herzen der Taskmaster-Fans erobert. «Ich fühle mich gerade viel zu sehr von diesem unbeholfenen Astronauten angezogen», schrieb jemand in einem YouTube-Kommentar zur dritten Folge.


Doch wer ist denn dieser «unbeholfene Astronaut»? Mawaan kam in Pakistan zur Welt. Weil seine Eltern ihm und seiner Schwester ein besseres Leben ermöglichen wollten, emigrierten sie 1996 nach London. Als Mawaan acht Jahre alt war, drohte der traditionell muslimisch lebenden Familie die Abschiebung. Nach langen gerichtlichen Kämpfen erhielten sie schliesslich das Bleiberecht.

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Machte Mutter zum Star
Mit 16 fing er an, «alberne Videos» mit seinem Camcorder zu filmen und sie auf YouTube zu stellen, wie er in einem Artikel für die New York Times schreibt. Er ging dazu über, seine Mutter in die Sketche zu integrieren. Sie sei anfangs sehr kritisch gewesen, liess sich aber dann immer mehr auf die Albernheiten ihres Sohnes ein. Im ersten Jahr kamen die beiden auf fast acht Millionen Views.

Dann rief plötzlich Bollywood an. Ein indischer Produzent suchte nach Schauspieler*innen für die Hauptrollen in einer Fernsehserie. Aber sie wollten nicht etwa Mawaan, sie wollten seine Mutter! Sie bekam die Rolle und ist heute ein regelrechter Bollywood-Star.


2010 startete Mawaan Rizwan seine Karriere als Stand-up-Comedian. Es folgten Rollen in TV-Produktionen, vor allem für das Kinderprogramm. Mittlerweile ist er auch als Autor für die Netflix-Serie «Sex Education» tätig.

Doku über Pakistan
Die gute Beziehung seiner Mutter musste Mawaan dann im Alter 24 Jahren mit seinem Coming-out auf eine harte Probe stellen. Gleichzeitig gestand er ihr, dass er ein Brustwarzenpiercing besitzt und schon einmal Drogen genommen habe. Und dass er Speck probiert habe. Im Nachhinein fand seine streng muslimische Mutter vor allem das mit dem Speck am schlimmsten. Sie habe geweint, sagte sie in einem Guardian-Interview.

Im Konflikt zwischen Religion und Sexualität

Aber auch seine Homosexualität nahmen Mawaans Eltern nicht gut auf. Es sei ihm entgegengekommen, dass seine Mutter beruflich viele Jahre in Indien wohnte und ihm so etwas Freiraum liess.

Mawaan wollte wissen, wie LGBTIQ-Menschen in seinem Geburtsland und dem Land seiner Eltern leben. In einem Land, wo homosexuelle Handlungen mit Gefängnis bestraft werden und gerade mal 2 Prozent der Bevölkerung findet, dass es OK sei, schwul oder lesbisch zu sein.

Deshalb drehte er für die BBC den 50-minütigen Dokumentarfilm «How gay is Pakistan?». Er konnte dem Publikum zeigen, wie LGBTIQ-Menschen im südasiatischen Staat ständig in Angst vor extremistischen Attacken leben. Das Werk wurde weltweit auf verschiedenen TV-Sendern ausgestrahlt und war später auch auf Netflix zu sehen.

Ei mit Helium gefüllt
Die aktuelle Staffel von «Taskmaster» läuft noch bis Mitte Dezember auf Channel 4. Nebst Mawaan Rizwan kämpfen Daisy May Cooper, Johnny Vegas, Katherine Parkinson und Richard Herring um die begehrten Punkte.

Mawaan hatte bisher in den Tasks so seine Höhen und Tiefen. Oft las er die Aufgaben nicht sorgfältig durch. Ausserdem gab er an, die Sendung vorher nie gesehen zu haben, was natürlich auch kein Vorteil ist. Für Gelächter und Kopfschütteln sorgte er, als er ein Hühnerei mit Helium füllen wollte, um es so für den Task zum Fliegen zu bringen. «Ich wusste echt nicht, was da passiert ist», sagte er im Interview mit Channel 4. «Ich glaube, ich war unter Druck und war aufgeregt.» In solchen eher schwachen und phantasielosen Momenten habe er jeweils die Stimme seiner Mutter gehört: «Sei frech, sei unglaublich, sei niemals langweilig!»

Viel Applaus gab es hingegen für seine Performance bei der Aufgabe, ein grosses Objekt verschwinden zu lassen. Für seinen Zaubertrick mit der Kuh (siehe Video oben) gab es völlig zurecht die volle Punktzahl.

Die einzelnen Taskmaster-Sendungen findest du auf diesem YouTube-Kanal. Jeden Donnerstag wird die neuste Folge hochgeladen.

Wie gefährlich das Leben für die Community in Pakistan ist, könnt ihr auch in diesem Beitrag von uns aus dem Jahr 2016 nachlesen.


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