Christian Thieleman zum Fall Gergijew: «Zu viel Häme im Spiel»
Der Putin-Freund ist nicht mehr Chef der Münchner Philharmoniker
Dirigent Christian Thielemann hat sich differenziert zum Fall seines russischen Kollegen Waleri Gergijew geäussert. Der Putin-Freund hatte zuvor ein Ultimatum verstreichen lassen, sich klar vom Angriffskrieg auf die Ukraine zu distanzieren.
«Mir ist bei dieser Diskussion ein bisschen zu viel Häme oft im Spiel», sagte Thielemann am Mittwoch in Dresden. Gergijew sei ein grossartiger Dirigent. «Ich kenne ihn auch persönlich recht gut. Wir haben nie über Politik gesprochen. Aber ich muss sagen, ich bewundere ihn sehr.» Gergijew sei einer der Kollegen, bei denen er gern ins Konzert gehe.
Gergijew hatte am Dienstag wegen seiner Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin seinen Job als Chef der Münchner Philharmoniker verloren. Der Russe hatte zuvor ein Ultimatum verstreichen lassen, sich klar vom Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine (MANNSCHAFT berichtete) zu distanzieren. Auch andere Orchester und Konzerthäuser strichen geplante Auftritte von Gergijew.
Weiter zurück liegen Vorwürfe von Schwulenverbänden in London, Rotterdam, New York und München. Die niederländische Zeitung De Volkskrant hatte Gergijew Ende 2013 zu dem russischen «Homopropaganda»-Gesetz mit den Worten zitiert: «In Russland tun wir, was wir können, um Kinder vor Pädophilie zu schützen. Dieses Gesetz bezieht sich nicht auf Homosexualität, es zielt auf Pädophilie. Aber mein Terminkalender ist zu voll, um dieses Thema im Detail zu besprechen.»
Es folgten Proteste von Schwulenverbänden, vor der Münchner Philharmonie gab es eine Kundgebung. Später sagte er laut SZ: «Ich kenne dieses Gesetz nicht und ich will es auch nicht kennen. Ich habe das Gesetz nie unterstützt, weil ich es gar nicht verstehe.»
Auch das Lucerne Festival hat den Putin-Freund mittlerweile ausgeladen.
Thielemann hat nach eigenem Bekunden auch mit dem russischen Opernstar Anna Netrebko ein sehr gutes Verhältnis. Sie hatte alle Auftritte für die kommenden Monate abgesagt. Thielemann sagte, die Entwicklung tue ihm sehr leid, weil die künstlerischen Leistungen von Netrebko und Gergijew unglaublich gut seien. Wenn man diese nicht mehr hören könne, sei das sehr schade: «Mir fehlt bei dieser Diskussion ein bisschen der menschliche Aspekt.»
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