Neuer Roman um schwulen Schriftsteller Somerset Maugham
Tan Twan Eng lässt den berühmten Schriftsteller selbst zur Romanfigur werden – in einer fein komponierten, atmosphärisch dichten Geschichte voller unterdrückter Gefühle und gesellschaftlicher Zwänge.
William Somerset Maugham (1874–1965) war einer der erfolgreichsten Schriftsteller des britischen Empire – weltgewandt, scharfsinnig und stets auf der Suche nach neuen Stoffen. In Das Haus der Türen stellt der in Penang geborene Autor Tan Twan Eng Maugham selbst ins Zentrum eines fein gesponnenen Romans, der im Jahr 1921 in Britisch-Malaya spielt – das heutige Malaysia.
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Der alternde Schriftsteller reist mit seinem langjährigen Gefährten Gerald Haxton – offiziell sein Sekretär, in Wahrheit aber sein Lebensgefährte – durch die Föderierten Malaiischen Staaten. In Penang sind die beiden Gäste bei Maughams altem Freund Robert Hamlyn und dessen Frau Lesley. Was keiner weiss: Der Schriftsteller steckt in großen finanziellen Nöten und braucht dringend Stoff für eine neue Geschichte. Während des zweiwöchigen Aufenthalts entwickelt sich zwischen Maugham und Lesley eine stille Vertrautheit, die bald zu einem tiefen, persönlichen Austausch führt.
Lesley, unglücklich in ihrer Ehe, vertraut dem sensiblen, schwulen Autor ihr Innerstes an. Sie spricht über Roberts Lungenleiden, eine Spätfolge seines Kriegseinsatzes mit Giftgas, und über dessen Drängen, mit ihr und den gemeinsamen Söhnen ins südafrikanische Karoo zu ziehen – ein Ort, der ihr fern und abweisend erscheint. Noch schwerer wiegt für Lesley jedoch der Bruch des Vertrauens: Sie hat einst von Roberts Untreue erfahren.
In Rückblenden enthüllt sie ihre eigene Vergangenheit: eine leidenschaftliche, aber unmögliche Liebe zu dem chinesischen Arzt Arthur Loh, Mitglied von Sun Yat-sens Gefolgschaft während dessen revolutionärer Kampagne in Malaya. Lesley unterstützte damals die Bewegung heimlich und glaubt bis heute, in Arthur ihre grosse Liebe gefunden zu haben.
«Das Haus der Türen» ist ein atmosphärisch starker Roman, der mit Eleganz und Feingefühl das komplizierte Seelenleben seiner Protagonist*innen behutsam ausleuchtet. Er erzählt von unterdrückten Gefühlen, gesellschaftlichen Zwängen und starren Geschlechterrollen. Zudem vermittelt der in Penang geborene Autor einen wahrhaftigen Eindruck von der multikulturellen, streng hierarchisch strukturierten Gesellschaft im damaligen Britisch-Malaya.
Tan Twan Eng: Das Haus der Türen, erschienen am 15. April bei Dumont, Köln, 352 Seiten, ISBN 978-3-7558-0018-7
Mehr: Nobelpreis und Polizeischutz – 150 Jahre Thomas Mann – der schwule Schriftsteller war einer der grossen Verteidiger der Demokratie (MANNSCHAFT berichtete)
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