Mitte April beginnt das Filmfestival in Peking, doch der schwule Liebesfilm «Call Me by Your Name» wird nicht gezeigt: Obwohl er am 16. März noch in der Liste der Festival-Filme auftauchte, wurde er jetzt aus dem Programm genommen.
Das teilte Sony Pictures Entertainment mit, ohne Gründe zu nennen. Homosexualität ist zwar seit 1997 in China nicht mehr illegal, doch LGBTIQ-Aktivisten beklagen konservative Tendenzen in der Gesellschaft. Nur wenige Schwule oder Lesben wagen überhaupt ein Coming-out.
Warum outen sich in China wenige LGBT-Menschen?
Von den Machern des 8. «Beijing International Film Festival» blieb ein Kommentar bisher aus. China hat eine lange Geschichte der Zensur von Gewalt oder sexuellen Inhalten. Filme mit homosexueller Thematik wurden mal verboten, mal wiederum durften sie gezeigt werden. Im Sommer 2017 hatte die Netcasting Services Association des Landes neue Richtlinien zur Zensur im Internet beschlossen, wonach Bild- und Tonaufnahmen, die online verfügbar sind, kein «abnormales Sexualverhalten» verherrlichen dürfen.
China spricht Zensur von LGBT-Inhalten im Internet aus

«Peinlich für China»
Die Politik Pekings in Bezug auf Homosexualität sei uneindeutig, beklagte Xin Ying vom LGBTIQ-Zentrum der chinesischen Hauptstadt: «Es gibt keine klare politische Haltung zu dem Thema – es bleibt für uns also immer schwer einzuschätzen.» Der chinesische Filmkritiker Wu Jian sagte gegenüber Reuters, der Film weiche von der politischen Richtung in China ab. Ihn aus dem Programm zu nehmen, sei peinlich für das Land.

Erst im Juli wurde in der Stadt Chengdu eine LGBTIQ-Konferenz der Organisation «Speak Out» abgesagt, nachdem der Veranstaltungsort die Reservierung zurückgezogen hatte. Auch die lesbische Datingapp Rela wurde im vergangenen Jahr von den Behörden verboten.
In Tunesien wurde der Film «Call Me by Your Name» kürzlich ebenfalls verboten.