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Brandy und Eve versuchen das Comeback – als «Queens»

Neue Serie bei Disney+

Queens
Foto: ABC

Die fiktiven Nasty Bitches gehörten vor über 20 Jahren mal zur Speerspitze des weiblichen Hip-Hop. Gibt es nun ein Comeback?

Nineties-Nostalgie und kein Ende. Mit kaum einer Dekade beschäftigen sich Serien aktuell so gerne wie mit den 1990er Jahren. Entweder sie spielen komplett in diesem Jahrzehnt („Cruel Summer“) oder zumindest in Rückblenden («Yellowjackets“), immer zum Bersten gefüllt mit Referenzen in Sachen Film, Mode und Musik. Und weil – apropos Musik – auch die Popstars von damals plötzlich wieder als cool gelten, erzählen sogar gleich zwei Serien von Girlgroups, die in den späten Neunzigern mal kurz erfolgreich waren und nun vor einem Comeback stehen. Die eine – die u.a. von Tina Fey produzierte Comedy «Girls5eva» – ist im deutschsprachigen Raum bislang noch nicht zu sehen. Aber mit «Queens» ist die andere nun endlich bei Disney+ zu sehen.

Im Zentrum der Serie stehen dabei die Nasty Bitches, die vor über 20 Jahren einen kleinen Moment lang mal zur Speerspitze des weiblichen Hip-Hop gehörten. Lange Bestand hatten allerdings weder der Erfolg noch der Bandfrieden, wobei womöglich nicht abschliessend zu klären ist, inwieweit das eine mit dem anderen zusammenhängt.

Fakt ist: Brianna alias «Professor Sex» (Eve J. Cooper) ist inzwischen Hausfrau und fünffache Mutter, Naomi aka «Xplicit Lyrics» (Brandy Norwood) versucht sich erfolglos als Singer-Songwriterin und hat kaum Kontakt zur Teenager-Tochter, Pfarrerstochter Jill «Da Thrill» (Naturi Naughton) ist glücklich in ihrem Glauben, aber unglücklich in ihrer heterosexuellen Ehe und Valeria (Nadine Velazquez), als «Butter Pecan» eher optisch als musikalisch ein Star, ist die längste Zeit Moderatorin beim Frühstücksfernsehen gewesen. Doch als eine junge Rapperin (Pepi Sonuga) den grössten Hit des Quartetts aus Queens sampelt und der einstige Manager (Taylor Sele) wieder vorstellig wird, steht nicht nur ein Wiedersehen an, sondern liegt auch die Chance für ein Comeback in der Luft.


Humor ist durchaus ein entscheidender Bestandteil von «Queens», was vielleicht auch naheliegt, wenn vier frühere Freundinnen mit Anfang 40 nochmal an gute alte Zeiten und das damalige „Sex, Money, Fame»-Image anzuknüpfen wollen. Doch anders als bei „Girls5eva» wird hier daraus keine Komödie, stattdessen schreibt Schöpfer Zahir McGhee, der als Autor und Produzent schon an «Private Practice», «Scandal» oder «Stumptown“ beteiligt war, das Drama gross. Und Musik noch viel grösser, womit «Queens“ zum würdigen Nachfolger von «Empire» oder «Nashville» wird.

Mindestens so wichtig wie der Blick hinter die Showbusiness-Kulissen sind Seifenopern-Elemente, die vom krebskranken Ehemann bis zum Vaterschafts-Drama reichen, während die vier Protagonistinnen sich immer wieder in die Haare kriegen, hintergehen und versöhnen. Und das alles in rasendem Tempo, denn «Queens» heizt ohne Rücksicht auf Verluste durch eine Unmenge an Plot und Twists, was sicherlich auch daran liegt, dass die Serie in den USA auf einem der grossen, frei empfangbaren Sender läuft und entsprechend darauf angelegt ist, dass die Zuschauer*innen in den Werbeblöcken dran bleiben und Woche für Woche wieder einschalten.

Coming-out und Comeback
Ähnlich wie bei «Empire» (und übrigens «Girls5eva») hat auch hier Queerness ihren Platz, schliesslich dauert es nicht lange, bis Jill ihr Coming-out hat. Allzu tief geschürft, wie sie ihre sexuelle Identität mit ihrem angestammten Selbstverständnis als gläubiger Schwarzer Frau unter einen Hut bringt, wird aber natürlich nicht, denn wichtiger als psychologischer Realismus ist kurzweilige Unterhaltung.


Durch nachgestellte MTV-Auftritte glaubt man wirklich jederzeit, dass die Nasty Bitches eine echte Band sind.

Zumindest was die Musik angeht gibt sich „Queens» allerdings doch bemerkenswert viel Mühe, authentisch zu wirken. Von den Videoclips und nachgestellten MTV-Auftritten bis hin zu den eigens für die Serie verfassten Songs glaubt man wirklich jederzeit, dass die Nasty Bitches eine echte Band sind. Was natürlich auch den Beteiligten zu verdanken ist. Denn für die Beats sorgt Star-Produzent Swizz Beatz, und mit Brandy, Eve und Naturi Naughton sind drei echte Expertinnen am Start, die nicht nur musikalisch überzeugen, sondern auch aus eigener Erfahrung wissen, wie es damals ganz oben in den Charts gewesen ist. Allein deswegen kommen Fans von Hip-Hop und R&B der späten Neunziger Jahre hier voll auf ihre Kosten.

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