Bin ich pornosüchtig? Diese 7 Anzeichen sprechen dafür

Im Lockdown wurden vermehrt pornografische Inhalte geklickt

Szene aus dem Chi-Chi-LaRue-Film «Sized Up» mit Benjamin Bradley und Tommy Blade (Foto: c1r.com, aus dem Buch «Porn: From Andy Warhol to X-Tube»)
Eine Pornosucht ist nicht zu unterschätzen und kann unterschiedliche Gründe haben. (Foto: c1r.com, aus dem Buch «Porn That Way: From Andy Warhol to X-Tube»)

Die Pandemie verstärkt Probleme, Lockdowns begünstigen sie zusätzlich (MANNSCHAFT berichtete). Der Konsum von pornografischen Inhalten nahm während des Lockdowns 2020 deutlich zu. Ofcom fand heraus, dass 50 % der Erwachsenen in England während der Pandemie Pornos schauten. Allein 26 Millionen nur im September.

Wenn eine emotionale Abhängigkeit entwickelt wird, die Alltag und Beziehungen negativ beeinträchtigen, ist das ein erstes Alarmsignal. Das Ansehen von Pornos löst eine intensive Dopaminausschüttung aus. Erfolgt das über einen längeren und vielleicht sogar routinierten Zeitraum, baut der Körper eine gewisse Toleranz auf und reduziert die Dopaminproduktion. Ab diesem Stadium beginnt der Mensch dem Rausch nachzujagen.

Auch wenn Konsum von Pornografie Vorteile in Bezug auf Selbsterfahrung und die körperliche Beziehung positiv beeinflussen kann, ist das Suchtpotenzial nicht zu unterschätzen. Martin Preston von Delamere* ist Fachmann für Suchtberatung und beschreibt sieben Anzeichen, die auf eine Porno-Sucht hinweisen können und mögliche Behandlungsweisen.

Sex wird zunehmend unbefriedigender Pornos vermitteln oft ein verzerrtes Bild von Sex. Es besteht die Gefahr, dass sich Süchtige daran orientieren und das reale Sexleben als langweilig empfinden, da die Erwartungen unrealistisch werden.

Pornos an erster Stelle Wer süchtig ist, wird den Konsum von Pornografie zunehmend und vehement priorisieren und vor die wichtigen Dinge im Leben stellen. Das kann zur Folge haben, dass alltägliche Aufgaben und soziale Kontakte vernachlässigt werden und Süchtige in eine Art Parallelwelt abdriften.

Höhere Risikobereitschaft Eine süchtige Person läuft Gefahr, der Sucht bei immer riskanteren Gelegenheiten nachzugeben. Pornosschauen am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit wie in der Bahn sind nur zwei Beispiele. Die Wahrscheinlichkeit, dabei erwischt zu werden, kann den Nervenkitzel jedoch steigern und die Person in ihrem Tun bestärken.

Frustration Sind Süchtige sich im Klaren darüber, dass die Menge der Pornos, die sie sehen aller Wahrscheinlichkeit nicht gesund ist, können sich Frustration und Scham einstellen. Das Zusammenspiel von Bewusstsein, dass etwas nicht stimmt und dem Nachgeben, wenn sich die Sucht meldet, katapultieren die Person in eine Art Teufelskreis.

Finanzielle Auswirkungen Ein weiteres Anzeichen ist die finanzielle Situation, die von der Sucht beeinträchtigt wird. Die Mengen an Geld, die für Süchte ausgegeben werden, sind oftmals grenzenlos. Der Prozess ist schleichend und kann bis zum Verlust von teurem und wertvollem Eigentum wie Haus, Auto, Ehering oder Vererbtes führen.

Eintauchen in Tabus Bei einer Pornosucht kann die Gewohnheit zur Gefahr werden. Auf «normale» Pornos können extremere folgen, die irgendwann auch als langweilig empfunden werden. Somit wird eine Art Abwärtsspirale kreiert, die die süchtigen Personen an immer gewalttätigere, kontroversere und tabuisierte Inhalte bringt, die auch justiziabel sein können.

Bewältigungsmechanismus Die Sucht kann mitunter genutzt werden, um andere gesundheitliche Probleme einzudämmen. Leidet eine Person an Schlaflosigkeit, kann sie sich von der Tatsache nicht schlafen zu können ablenken, indem sie pornografische Inhalte schaut. Auch bei Depressionen und Angstzuständen könnte der Konsum als Flucht genutzt werden, was sich zur Sucht weiterentwickelt. Auf lange Sicht führt all dies jedoch wahrscheinlich zur Verschlimmerung der Erkrankung.

Behandlungsmöglichkeiten Vorerst muss geklärt werden, ob es sich um eine Sucht oder einen Zwang handelt. Während Süchtige nach einer belohnenden Erleichterung suchen, brauchen Menschen, die unter Zwang leiden, ein Gefühl der Erleichterung (MANNSCHAFT berichtete).

Mediziner*innen raten Pornosüchtigen eine Therapie in Anspruch zu nehmen mit Fokus auf Depressionen, Beziehungsberatung oder Psychotherapien. Langeweile und Erschöpfung können weitere Aspekte sein und den Pornokonsum erhöhen. Ein aktiverer und sozialgeprägter Lebensstil kann Abhilfe schaffen.

Das Löschen von pornografischen Inhalten auf der Festplatte und allen mobilen Geräten sowie das Entfernen von Lesezeichen in Verbindung mit der Installation einer Anti-Porno-Software sind weitere Möglichkeiten, der Sucht Einhalt zu gebieten. Eine weitere Option wäre, eine Person, der man vertraut, zu beauftragen, Passwörter einzurichten.

*Delamere ist eine private Sucht-Reha-Klinik in Cheshire, Grossbritannien. Dort werden Suchterkrankungen und damit verbundene Probleme behandelt.

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