in

Bei Unruhen in den USA – Polizei schiesst auf queere Bar

Laut dem Sheriff’s Office habe es sich nur um Schreckschüsse gehandelt

George Floyd
Tim Lemuel ist der Besitzer der LGBTIQ-Bar in Raleigh (Foto: wral.com)

Der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota führt in den gesamten USA seit Tagen zu friedlichen Protesten gegen Rassismus, aber auch zu Ausschreitungen und Plünderungen. Die Polizei versucht auf z.T. zweifelhafte Weise, für Ruhe zu sorgen. Im Bundesstaat North Carolina eröffnete sie das Feuer auf eine queere Bar.

Die Polizei eröffnete das Feuer auf das Ruby Deluxe in North Carolina, nachdem sie einen anonymen Hinweis erhalten hatte, dass die Bar an Demonstrant*innen Wasserflaschen verteile. Tim Lemuel, Besitzer der LGBTIQ-Bar in Raleigh, sagte, dass am Samstagabend seine Bar mit einem White-Supremacist-Symbol zerstört und die Glastüren und Fenster der Bar zerbrochen wurden. Aufkleber der rassistischen Bewegung fanden sich auch vor wenigen Wochen am Denkmal für die Opfer des Massakers im Nachtclub «Pulse» (MANNSCHAFT berichtete).


Am Sonntagabend beschloss er, in der Bar zu bleiben, teilweise um weitere Vandalen abzuhalten. Er und seine Mitarbeiter*innen richteten auf dem Parkplatz aber auch eine Erste-Hilfe-Station ein, um verletzte friedliche Demonstrant*innen zu behandeln und ihnen Tränengas und Pfefferspray aus den Augen zu waschen. Sie verteilten auch Wasserflaschen und leichte Snacks an die fast 1.000 Menschen, die auf die Strasse gingen.

Er und einige Mitarbeiter*innen hätten dort etwa sieben Stunden lang gearbeitet, bevor sechs Polizisten eintrafen und sie kurz nach Mitternacht aufforderten, zu verschwinden. «Das ist meine Sache», antwortete Lemuel in einem Video, das sich seit Tagen viral verbreitet. Darin erklärt er,  dass er der Mieter sei.


Die Polizisten wiederholten ihre Forderung: «Das Spiel ist vorbei. Verschwinde!» Lemuel ging zurück zu seiner Bar und die Polizei rief: «Wir haben dich gewarnt» und eröffnete das Feuer. Der Angriff ereignete sich am Montagabend, in der Nacht wurde die Ausgangssperre wurde in Raleigh verhängt.

Er sei selber acht Jahre in der Armee gewesen, darum habe ihn das nicht beeindruckt. Seine Mitarbeiter*innen aber seien verängstigt gewesen, sagte Lemuel später dem News Oberserver. «Wenn du noch nie in dieser Situation warst, glaubst du, du wirst getötet.»

Jen Varani half auch in der Erste-Hilfe-Station. Sie sagte, es sei offensichtlich gewesen, dass sie keine Demonstrant*innen seien. «Wir haben nicht geschrien, wir haben nichts in die Richtung der Polizisten gestikuliert. Wir haben nichts unternommen, um eine solche Reaktion auszulösen.»


Die MANNSCHAFT kommt jetzt auch nach Österreich

Das zuständige Wake County Sheriff’s Office erklärte, dass die Schüsse gerechtfertigt gewesen seien, um die Leute zu vertreiben. Es habe sich auch nur um Schreckschüsse gehandelt, ohne Projektile, heisst es in einem Beitrag von wral.com.

Die Anwendung der Gewaltpolitik in Wake County besagt jedoch, dass Beamte keine Waffen einsetzen dürfen – weder tödlich noch «weniger als tödlich» (less-lethal force), wenn Menschen nur passiven oder verbalen Widerstand leisteten. Die Richtlinie besagt, dass weniger-als-tödliche Waffen nur verwendet werden können, wenn jemand «ein unmittelbares Risiko für Tod oder schwere Körperverletzung für sich selbst oder andere» darstelle.

Nicole Stewart, Mitglied des Stadtrats von Raleigh, schickte das Video an den den Polizeichef und bittet um eine Untersuchung der Schiesserei.

«Es ist ein sicherer Ort für so viele Menschen», sagte der offen schwule Politiker und Ratsmitglied Saige Martin, «ein Zuhause für queere Leute». Ihn erinnere der Vorfall an die Stonewall Riots vor über 50 Jahren: «Wir beschäftigen uns heute noch mit denselben Themen für dieselben Menschen, für Queere, Trans und Schwarze.»

Rassismus ist nicht nur in den USA immer noch verbreitet. Über seine Erfahrungen in Deutschland schreibt der offen schwule Schauspieler und Autor Pierre Sanoussi-Bliss in einem MANNSCHAFT-Gastbeitrag: «Der Platz neben mir in der S-Bahn besetzt sich als letzter und der Griff um die Handtaschen in der Nähe wird fester.»


Hassgewalt in Berlin

Trans Frau beleidigt und mit Stein beworfen

FLAGincluded

Österreichische Schulen zeigen Flagge im Pride Monat