«Wenn Sie nicht überall rumvögeln, werden Sie keine Probleme kriegen»

Schwere Vorwürfe gegen eine Frau vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten

Symbolbild: AdobeStock
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Der Aktivist Konstantin Sherstyuk, ehemaliges Vorstandsmitglied bei Quarteera, jetzt bei WostoQ-Regenbogen, einem Verein für LGBTIQ mit Migrationsgeschichte aus dem postsowjetischem Raum, machte den Vorgang am Sonntagmorgen bei Facebook öffentlich.

Demnach soll eine Mitarbeiterin des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten gegenüber einem schwulen Paar gesagt haben: «Wenn Sie nicht überall rumvögeln werden, werden Sie keine Probleme kriegen.»

Die Szene soll sich am Freitag vor dem Ankunftzentrum in der Oranienburgerstrasse 285 Haus 2 abgespielt haben. Das schwule Paar, an die die Äusserungen gerichtet war, habe drei Tage lang vor dem Haus auf dem Asylantrag gewartet und sei in eine allgemeine Notunterkunft geschickt worden sein, so Sherstyuk.

Sein Hinweis an die Mitarbeiterin, dass ihre Äusserungen diskriminierend und verletzend seien, habe die Frau nicht beeindruckt. Es sei «nicht diskriminierend und entspreche nur die Wahrheit», verteidigte sich die Mitarbeiterin laut Sherstyuk. (Immer wieder werden homosexuelle Asylbewerber*innen in Deutschland abgelehnt und gezwungen, den Rechtsweg zu gehen – MANNSCHAFT berichtete).

Der Aktivist hat diesen Vorfall am Sonntag aufgebracht bei Facebook öffentlich gemacht. Zuvor habe er sich überall beschwert. «Aber trotzdem fühle ich mich ungeschützt und hilflos. Es ging nicht um mich. Es ging um zwei Menschen, die sogar nicht direkt die Situation verstanden hatten. In der Zeit des Krieges, in der Zeit, in der die Menschen in Russland nur als Kanonenfleisch oder Staatsfeinde betrachtet werden, kllngen solche Vorfälle als unwichtig und fast gegenstandslos. Aber ich frage mich die ganze Zeit, wieso versuche ich die Menschen zu überzeugen, dass sie hier in Sicherheit sind?»

Wieso nennen wir die ganze Zeit unser Berlin eine Regenbogenhauptstadt?

Und weiter: «Wieso nennen wir die ganze Zeit unser Berlin eine Regenbogenhauptstadt, obwohl wir auch hier jeden Tag um unsere Rechte und sogar um unser Leben kämpfen müssen?»

Er erwarte von der Regierung und von den entsprechenden Stellen ein entschiedenes Vorgehen gegen Homophobie. «Es sollen endlich nicht Wörter, sondern die Taten folgen!»

Der Berliner LiSL-Vorsitzende Helmut Metzner, der auch dem LSVD-Bundesvorstand angehört, sprach in einem Kommentar zu dem Post an von «einem skandalösen Vorgang» und kündigte an, er werde der Sache nachgehen.

Der Vorfall darf nicht die gesamte Praxis des Umgangs mit vulnerablen Gruppen prägen und damit gefährden.

Gegenüber MANNSCHAFT erklärte Metzner: «Die Hinweise sind ernst zu nehmen. Sie stehen für eine Haltung, die bis vor kurzem Verwaltungshandeln im Umgang mit LGBTI geprägt hat und noch nachwirkt. Das Do not tell and behave ist nicht zumutbar. Hier sind Aufklärung und Fortbildung der Mitarbeitenden gefragt. Ich denke, der Senat und die Landesstellen kennen und sehen hier ihre Verantwortung, müssen sie aber auch wahrnehmen. Der Vorfall darf nicht die gesamte Praxis des Umgangs mit vulnerablen Gruppen prägen und damit gefährden.»

Die russische Botschaft in Berlin meldet Mobbing und hunderte Drohungen gegen ihre Landsleute. Dabei gehe es um Beschädigungen von Autos mit russischen Kennzeichen. Auch seien Mobbing unter Schüler*innen und sogar körperliche Übergriffe gemeldet worden (MANNSCHAFT berichtete).

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