Bayerische Alpen: CSD auf 1664 Metern überm Meer
Zwei queere Wandergruppen montierten am 16. Juli die Regenbogenfahnen am Rucksack
Pink Summits bestieg mit mehr als 30 Teilnehmenden den Kampenwand-Ostgipfel. Die Aktion soll die queere Sichtbarkeit in Bergregionen erhöhen.
Mit der Besteigung des Kampenwand-Ostgipfels im Chiemgau feierte die queere Wander-Community eine etwas andere Art des CSD. Zusammen mit über 30 Teilnehmenden aus ganz Europa liess der Organisator Pink Summits Regenbogenfahnen auf 1664 Metern über Meer flattern.
Zeitgleich organisierte der Gay Outdoor Club, die queere Sektion des Deutschen Alpenvereins, den Pride Hike in Bayern. Beide Wanderungen fanden bereits am 16. Juli statt, wie Pink Summits am 7. August in einer Medienmitteilung schrieb.
Auf dem Weg zum Kampenwand-Ostgipfel musste die Gruppe 1200 Höhenmeter überwinden, darunter auch alpine Wiesen überqueren und über Felsen klettern. Mit Nebel und Feuchtigkeit waren die Verhältnisse nicht optimal, die Teilnehmenden kamen beim Auf- und Abstieg mehrmals in Schwitzen.
Die Besteigung war trotzdem «aufregend» und «erfüllend» wie Dastan Kasmamytov, Gründer von Pink Summits und gebürtiger Kirgise, auf der Website schreibt: «Unsere Wanderung war ein Zeugnis dafür, dass die Natur ein Raum sein sollte, in dem Identitäten gefeiert und nicht stigmatisiert werden.»
Mit Pink Summits will Dastan die LGBTIQ-Sichtbarkeit in Bergregionen auf der ganzen Welt erhöhen. Das langfristige Ziel des Projekts: Bis 2027 soll auf den «Seven Summits» – den jeweils höchsten Bergen jedes Kontinents – die Regenbogenfahne wehen. 2021 hisste Pink Summits die Regenbogenfahne auf dem Mont Blanc (MANNSCHAFT berichtete).
Wenn Dastan mit seinem Team nicht gerade die höchsten Gipfel der Welt besteigen, organisiert er Aktionen wie diejenige beim Kampenwand-Ostgipfel sowie Kletterworkshops mit der Community und Klettertouren.
Als offen schwuler Bergsteiger schlägt Dastan besonders in Kirgistan viel Hass entgegen. «Wer meinen Namen in kyrillischen Buchstaben bei Youtube eingibt, findet Berichte über mich, meistens mit homophoben Inhalten und Kommentaren», sagte er im MANNSCHAFT-Porträt. Um den Hass in Liebe umzuwandeln, will Pink Summits auf Gofundme.com für jeden negativen Kommentar einen bis fünf Euro sammeln. Vom Endbetrag sollen dann jeweils 50 % an LGBTIQ-Projekte in Russland und Zentralasien und 50 % an Pink Summits gehen.
Sprichwörtlich Luft nach oben gibt es beim Thema LGBTIQ-Sichtbarkeit aber auch in Europa. «Selbst in Zermatt haben uns die Leute angestarrt, als ich mit meinem Freund Hand in Hand in voller Bergsteigermontur durchs Dorf lief», sagt er.
Mehr Fotos von der Besteigung des Kampenwand-Ostgipfels gibt es auf der Website von Pink Summits.
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