Bätzing zu #OutInChurch: «Kann uns als Bischöfe nicht unberührt lassen»
Ein deutliches, von vielen Katholiken gefordertes Signal zu Aufbruch und Reformen ist ausgeblieben
Die katholische Kirche ist in den vergangenen Monaten unter Druck geraten. Viele Menschen treten aus, der Ruf nach Reformen wird immer lauter. Doch was wollen die Bischöfe konkret umsetzen? Vieles kann sowieso nur Rom entscheiden.
Von Kathrin Zeilmann und Britta Schultejans, dpa
Sie haben diskutiert, Expert*innen angehört, für die Ukraine gebetet – doch ein deutliches, von vielen Katholiken gefordertes Signal zu Aufbruch und Reformen ist ausgeblieben: Die katholischen deutschen Bischöfe haben ihre Frühjahrsvollversammlung am Donnerstag ohne konkrete Reformbeschlüsse beendet.
Zugeständnisse gab es im fränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein aber immerhin für homosexuelle Mitarbeitende in der Kirche. Die sogenannte Grundordnung, die arbeitsrechtliche Basis für die Mitarbeiter von Kirche und Caritas, soll überarbeitet werden, wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, sagte (MANNSCHAFT berichtete).
Die Bewegung «OutInChurch» hatte kürzlich in einer Aufsehen erregenden Aktion auf die Diskriminierung von queeren Mitarbeitenden in der Kirche hingewiesen (MANNSCHAFT berichtete). Homosexuelle, die sich zu ihren Partnerschaften bekennen, laufen derzeit noch Gefahr, ihren Job zu verlieren. Knapp 118 000 Unterschriften, die ihre Forderungen nach Gleichbehandlung unterstützen, hatten die Initiatoren der Aktion am Vortag übergeben. «Das kann uns als Bischöfe nicht unberührt lassen», sagte Bätzing, der Bischof von Limburg ist.
Die Gruppe Arbeitsrecht innerhalb der DBK soll sich nun mit einer Überarbeitung der Grundordnung befassen. Dieser steht allerdings niemand geringerer vor als der Kölner Kardinal und katholische Hardliner Rainer Maria Woelki – das andere grosse Thema bei der Vollversammlung. Denn der Auftritt Woelkis dort war sein erster grosser öffentlicher seit seiner Rückkehr aus einer päpstlich verordneten Auszeit und der erste seit seinem Rücktrittsangebot an Papst Franziskus, den Bätzing zu einer schnellen Entscheidung aufforderte.
Denn: «Es gibt auch eine gewisse hilflose Sprachlosigkeit», räumt Bätzing zur verfahrenen Situation im Erzbistum Köln ein. «Es bleiben Fragen.» Was in Köln geschehe, habe Auswirkungen auf die komplette katholische Kirche in Deutschland. «Köln betrifft uns alle.» Darum hoffe er inständig darauf, dass es eine Chance auf Versöhnung zwischen Woelki und seinem Bistum geben kann: «Auch für Kardinal Woelki und das Erzbistum Köln gelten: Jeder hat eine neue Chance verdient.»
Woelki gilt – neben dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer – als entschiedenster Gegner des «Synodalen Weges», des Reformprozesses in der katholischen Kirche in Deutschland, der auch von Rom aus kritisch beäugt wird. Um diesen sollte es eigentlich vor allem gehen in dieser vom Ukraine-Krieg überschatteten Vollversammlung.
Geredet wurde auch viel darüber, sagte Bätzing. Beschlossen allerdings nichts – ausser dass es eine Form der Kontrolle geben soll, inwiefern Beschlüsse des Synodalen Weges umgesetzt werden. Grundsätzlich lautete die Haltung: «Wir machen ernst.» In den grossen Fragen sind den deutschen Bischöfen zwar ohnehin die Hände gebunden. Diakonat der Frau, Abschaffung der Ehelosigkeit als Bedingung fürs Priesteramt – das sind Dinge, über die der Vatikan entscheiden muss. Und weil es weltweit alle Katholik*innen betreffen würde, muss man ehrlich sein: Die Erfolgsaussichten sind eher mässig. Da bleibt den deutschen Bischöfen nur, das Votum des Synodalen Weges nach Rom zu schicken. In einigen Fragen aber können die Bischöfe vor Ort durchaus etwas ändern.
Und das sei bei der Frage der Mitbestimmung in einigen Bistümern auch dringend nötig, sagte Bätzing. Es gebe Bistümer, «da gibt es einen erheblichen Nachholbedarf».
Rechtssicher werden die Beschlüsse des Synodalen Weges erst dann, wenn ein Bischof sie in seinem Bistum auch offiziell umsetzt. Sollte ein Bischof das nicht tun, erwartet Bätzing Konsequenzen – allerdings nicht «in dem Sinne von «dann kann er nicht mehr Bischof sein».» Das werde «es sicher nicht geben». Aber er gehe davon aus, dass die Bischöfe sich intensiv mit den Menschen in ihrem Bistum auseinandersetzen müssten, sollten sie den Beschlüssen nicht folgen. Dadurch entstehe dann ein Flickenteppich in Deutschland, warnte Bätzing – «und auch eine Polarität».
Da ist Druck im Kessel.
Die Reformbewegung «Wir sind Kirche» mahnte einmal mehr zu höchster Eile. «So gut und wertvoll die Beratungen zu den Themen des Synodalen Weges gewesen sind, an denen diesmal auch einige nichtbischöfliche Menschen aus den Synodalforen teilnehmen konnten, so drängend sind und bleiben die Erwartungen der Glaubenden, dass konkrete Reformen auch beschlossen und umgesetzt werden», hiess es in einer Mitteilung kurz nach dem Ende der Versammlung.
Die Dringlichkeit zumindest ist nun auch bei einem Grossteil der Bischöfe angekommen. Bätzing sagt: «Da ist Druck im Kessel.»
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