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Auch Fetisch-Gruppen gehören auf die Pride!

Eine MANNSCHAFT-Leserin kommentiert die kontroverse Debatte

Niedersachsen
Puppies beim CSD Hannover 2023 (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Heisse Debatte um Fetisch-Gruppen auf der Pride: MANNSCHAFT-Leserin Jennifer aus Fürth antwortet auf den Kommentar* von Florian und betont Solidarität in der Community: Zusammenhalt ist entscheidend angesichts der aktuellen Herausforderungen.

Natürlich gehören alle Queer-Gruppen auf den Pride, auch die Fetisch-Gruppen. Wenn wir anfangen, uns selber auseinanderzudividieren, ist das das Ende des CSD und das Ende von Queer. Jede*r von uns kann mit bestimmten Gruppen nichts anfangen, das ist normal. Aber das bedeutet nicht, dass man nicht füreinander einsteht.


Teilnehmerinnen bei CSD Bayreuth beleidigt und bespuckt


Ich persönlich kann beispielsweise mit Dragqueens nichts anfangen. Aber sie gehören auf den CSD und wenn jemand der Meinung ist, dass sie dort nicht hin gehören oder sie angegangen werden, werde ich sie natürlich verteidigen. Ich habe letzten Samstag live in Bayreuth erlebt, dass die Polizei eine Auflage gemacht hatte, dass maximal 20 Puppies mit Maske auf dem CSD mit laufen durften. Auch innerhalb der Community wird das Teilnehmen von Puppies immer wieder diskutiert.


Natürlich gehören sie mit dazu, und ich hoffe, dass ich es eines Tages erlebe, über Ausgrenzung nicht mehr diskutieren zu müssen. Klar, manche Jungs und Mädels laufen unauffällig zur Demo, ziehen sich am Platz um oder hängen sich ein Fähnchen um, und dann ist man für zwei Stunden Community. Dann wird wieder achtsam abdekoriert und man verschwindet unentdeckt in der Masse.

Auch das ist ok so, aber es gibt queere Menschen, die nicht einfach so abtauchen können, die im Alltag sichtbar bleiben, ob sie es wollen oder nicht. Ich denke da an unsere trans Brüder und Schwestern und alle nicht-binären Queers.

Wenn ich richtig gerechnet habe (Anzahl der Straftaten, Anteil an der Bevölkerung laut einem Bericht des Bundesinnenministeriums), haben trans Menschen hier in Deutschland, Stand 2022 ein 50 mal höheres Risiko Opfer einer Gewalttat zu werden als der Rest unserer Community.


Ganz ehrlich, Leute: Ich laufe bei jeder Pride mit, die irgendwie in der Umgebung stattfindet, aber ich bin nicht «proud» weil ich queer bin. Ich bin «proud», weil ich Fetisch-Menschen, Puppies, trans und nicht-binären Menschen helfe und ihnen ein bisschen mehr Schutz gebe. Ich bin «proud» auf unsere Community und all das, was die letzten Jahrzehnte von uns erreicht wurde. Aber das kann uns wieder genommen werden.


Italien löscht Namen queerer Mütter aus Geburtsurkunden


Übereifrige Christen, Moslems, Nazis und viele andere aus dem «Wertegaga-Milieu» sind stark wie nie und haben uns als Hass-Ziel auserkoren. Bayern hat immer noch keinen Aktionsplan Queer, das Selbstbestimmungsgesetz wird mutmasslich mit diversen Diskriminierungsanleitungen verabschiedet und bereits heute zeigt sich, dass die Gewalt gegen Queers 2023 erneut ein Allzeithoch erreichen wird.

Unsere Pride-Demos sind dieses Jahr enorm wichtig. Lasst uns gemeinsam füreinander einstehen, dann sind wir auch stark.


* Jeden Samstag veröffentlichen wir auf MANNSCHAFT.com einen Kommentar zu einem aktuellen Thema, das die LGBTIQ-Community bewegt. Die Meinung der Autor*innen spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.


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