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Anklage nach tödlichem Messerangriff auf schwules Paar

Der mutmassliche Islamist soll am 4. Oktober die Männer in Dresden attackiert haben

schwules Paar
Dresden am 5. Oktober 2020: Kriminaltechniker und die Tatortgruppe des LKA Sachsen sichern Spuren an einen Tatort nach einer tödliche Messerattacke auf ein schwules Paar (Foto: Roland Halkasch/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen einen mutmasslichen Islamisten nach dem tödlichem Messerangriff in Dresden. Der Mann hatte ein schwules Paar attackiert.

Nach einem Messerangriff mit einem Toten und einem Schwerverletzten im Herbst in Dresden hat die Bundesanwaltschaft nach dpa-Informationen einen Verdächtigen angeklagt, der aus radikal-islamistischer Gesinnung heraus gehandelt haben soll. Sie wirft dem Mann Mord, versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Ein Sprecher der Behörde in Karlsruhe wollte dazu am Donnerstag nichts sagen. Zuvor hatte der Spiegel darüber berichtet.

Der Täter soll am 4. Oktober gegen 21:25 Uhr in der Nähe des Kulturpalastes ein schwules Paar mit einem Messer angegriffen haben (MANNSCHAFT berichtete). Die beiden Männer aus Nordrhein-Westfalen waren als Touristen in der Dresdner Altstadt unterwegs. Der Jüngere der beiden überlebte schwer verletzt, sein Partner starb kurz nach der Attacke in der Dresdner Uniklinik.

Wenn die Vorwürfe der Ankläger zutreffen, handelt es sich laut Spiegel um den ersten Mordanschlag eines Islamisten aus Hass auf Homosexuelle in Deutschland. Der Prozess soll vor dem Oberlandesgericht Dresden stattfinden.


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Unsere Vermutungen und Befürchtungen, dass dieser Anschlag ein homosexuellenfeindliches Motiv hatte, scheinen sich zu bewahrheiten, erklärte Ronald Zenker, Vorstandssprecher CSD Dresden, am Freitag gegenüber MANNSCHAFT. «Wir als CSD Dresden begrüssen die Anklageerhebung und hoffen, dass die Verhandlung am Oberlandesgericht Dresden zügig startet und zu einer Verurteilung führt. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und dem überlebenden Opfer.

Ein solches Attentat ist auch ein Angriff auf uns alle, auf unsere Lebensweise und auf unsere Freiheiten, die wir uns so hart erkämpft haben. Wir lassen uns weder einschüchtern noch werden wir akzeptieren, dass diese Tat zum Anlass für Hetze von Rechtsaussen missbraucht wird.» In Dresden hätten alle demokratischen Parteien zusammen mit dem CSD Dresden bei einer Gedenkveranstaltung im November das Attentat verurteilt und Solidarität gezeigt, so Zenker. «Wir verlangen zudem Aufklärung über die Versäumnisse der sächsischen Behörden.»

Anfangs war von einem möglichen schwulenfeindlichen Motivt gar nicht die Rede gewesen, wie u. a der LSVD kritisierte. «Statt öffentlicher Empathie und Solidarität wurde jedoch der Hass auf Schwule als mögliches Tatmotiv von Polizei, Staatsanwaltschaft und Ministerien verschwiegen.» Dieses Schweigen bagatellisiere Gewalt gegen LGBTIQ, mache sie unsichtbar und wiederholte so ein zentrales Muster von Homo- und Transfeindlichkeit, so LSVD-Sprecher Markus Ulrich im Herbst.


Der Täter hatte zunächst unerkannt entkommen können, das Motiv war unklar. Am Tatort wurde aber das Messer gefunden. Am 20. Oktober dann wurde der Verdächtige gefasst. Die Bundesanwaltschaft hatte einen Tag später die Ermittlungen übernommen, als sich die Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund verdichteten.

Der Mann war den Behörden seit Jahren als Islamist bekannt gewesen. Er ist seit 2015 in Deutschland geduldet und war nur wenige Tage vor der Tat aus dem Jugendstrafvollzug entlassen worden. «Er wollte die beiden Tatopfer als Repräsentanten einer von ihm als ‚ungläubig‘ abgelehnten freiheitlichen Gesellschaft auslöschen», hiesst es in einer früheren Mitteilung der Bundesanwaltschaft.

Am Tatort soll noch in diesem Jahr ein Erinnerungsort entstehen (MANNSCHAFT berichtete). Die Anträge dazu befinden sich derzeit in der Beratung, erfuhr die MANNSCHAFT aus der FDP-Fraktion im Stadtrat. Demnächst ist der Gedenkort nach der 1. Lesung im Kulturausschuss Thema im Bauausschuss. Die Entscheidung im Stadtrat fällt wohl erst im April.


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