Donnerstags bis sonntags konnte sie sein, wer sie ist. Doch am Sonntagabend kam ihre «Pumpkin Time», dann musste sich Angela Matthes zurückverwandeln – wie im Cinderella-Märchen, wenn die Kutsche um Mitternacht wieder zum Kürbis wird. Das war vor ihrer Transition. Heute lebt sie glücklich als Frau.
Mit fünfzehn trug ich schulterlanges Haar. Eines Tages – ich sass mit meinem besten Kumpel auf dem Heimweg im Bus – fragte mich ein Kind angesichts meiner fülligen Haar- und fehlenden Bartpracht: «Bist du ein Mädchen oder ein Junge?» Es war Rushhour. Der Bus folglich dicht gefüllt mit Ohren, die bereit zum Lauschangriff waren. Als schwuler, ungeouteter Junge vom Balkan störten mich schon damals stereotype Urteile über Menschen. Entsprechend flapsig fiel meine Antwort aus: «Beides.» Das sorgte zwar für lautes Gelächter im Bus, verwirrte aber das fragende Kind, weil es nur das binäre Geschlechtersystem kannte.