Akzeptanz von LGBTIQ in Ungarn auf historischem Höhepunkt
83% der Menschen glauben nicht, dass jemand homosexuell werden könnte, wenn er oder sie in der Schule mit dem Thema konfrontiert wird
Die meisten Menschen in Ungarn befürworten, dass junge Menschen über LGBTIQ informiert werden, und wollen nicht, dass die Regierung darüber entscheidet, was die Sexualerziehung umfasst.
Das ergab eine repräsentative Umfrage, die von Amnesty International Ungarn und der LGBTIQ-Organisation Háttér Society in Auftrag gegeben und vom Meinungsforschungsinstitut Medián durchgeführt wurde.
Die Studie ergab, dass 46% der befragten Personen aus der LGBTQI-Community persönlich kennen und 73% die falsche Behauptung der Regierung ablehnen, dass Homosexuelle Kinder missbrauchten oder gar verletzten. Im Mai 2020 verbot das Parlament als ersten von mehreren Gesetzesakten, die die Rechte von LGBTIQ beschneiden, die rechtliche Anerkennung des Geschlechts von trans und inter Menschen (MANNSCHAFT berichtete).
Die neue Umfrage zeigt, dass dies eindeutig gegen den Willen der Ungar*innen verstosse: Eine klare Mehrheit der Gesellschaft (74,5 %) ist der Meinung, dass trans Personen in ihren offiziellen Dokumenten ihr Geschlecht und ihren Namen sehr wohl anpassen können sollten.
Die Gleichstellung der Ehe wird von 59% unterstützt, während sogar 69% der Befragten sagen, dass gleichgeschlechtliche Paare auch gute Eltern sein können. Vor zwei Jahren, im Jahr 2019, wurde die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare nur von 33 % unterstützt.
„Unsere Recherchen haben bestätigt, dass die ungarische Gesellschaft viel akzeptierender ist als die Regierung. Die betrügerische, hasserfüllte Politik hat keine soziale Unterstützung, weshalb es für alle wichtig ist, für LGBTIQ-Menschen einzustehen und dem Hass nicht nachzugeben“ erklärte Luca Dudits, Vorstandsmitglied der Háttér Society.
Die Umfrage umfasste mehrere Fragen zum Thema Schulbildung, da derzeit hierüber am hitzigsten debattiert wird. Auch die Regierungspropaganda stimme in dieser Frage nicht mit den gesellschaftlichen Einstellungen überein, so die Autor*innen der Studie. 66 % sagen, dass es richtig ist, dass junge Menschen im Lehrplan über sexuelle Minderheiten hören, und 82 % sagen, dass Alter und Reifegrad der Jugendlichen entscheiden sollten, wann und wie sie von dem Thema erfahren. Die überwältigende Mehrheit der Gesellschaft (83%) glaubt zudem der Behauptung nicht, dass jemand schwul werden könnte, wenn er in der Schule von dem Thema hört.
Es stellt sich auch heraus, dass 90% der Ungar*innen sagen, dass in den Schulen altersgerechte Sexualerziehung angeboten werden sollte und dass nicht die Regierung, sondern Eltern und Lehrer*innen entscheiden sollten, was zu diesem Thema gelehrt wird (86% stimmen dem zu). Somit gebe es keine gesellschaftliche Unterstützung für die neueste Massnahme der Regierung, die es diesem Staat ermöglicht, zu entscheiden, welche Expert*innen und Organisationen Schulungen zum Beispiel zu Mobbing und Missbrauch in der Schule anbieten können; 85 % der Befragten gaben an, dass die Lehrer*innen frei entscheiden sollten, wen sie in ihrem Unterricht in diesen Fächern unterstützen möchten.
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