Ägyptische Polizei nutzt Grindr zur Verfolgung von Schwulen
App-Betreiber warnen User
Eine Dokumentation der BBC zeigte kürzlich, dass die Polizei in Ägypten Dating-Apps benutzt, um queere Menschen zu identifizieren und angeblicher Verbrechen zu überführen.
«Queer Egypt Under Attack» heisst der Film, in dem der Journalist Ahmed Shihab-Eldin darlegt, dass die Strafverfolgung in der Militärdiktatur seit Jahren mithilfe von Fake-Profilen in den sozialen Medien und auf Dating-Apps queere Menschen aufspürt und diese dann unter dem Vorwand der «Unzucht» oder der «Verletzung des öffentlichen Anstands» inhaftiert.
Zwar gibt es in Ägypten de facto kein Gesetz, das Homosexualität verbietet, die Lebenswirklichkeit sind allerdings anders aus, wie die am 1. Februar veröffentlichte Produktion eindrücklich veranschaulicht.
Die Dokumentation geht neben der Misshandlung der einheimischen LGBTIQ gleichermassen auf die Gefährdung von Ausländern ein. So wird der Fall von Matt gezeigt, der von der Polizei über Grindr angelockt wurde, bevor er festgenommen und abgeschoben wurde. Bereits im Jahr 2014 hatte die Süddeustche Zeitung über derartige Prozesse informiert.
Die jüngsten Vorkommnisse führten bei den Betreibern von Grindr nun dazu, dass sie eine Warnung an ihre User aussprachen. Wer die App öffnete, erhielt auf Ägyptisch und Englisch folgenden Hinweis: «Wir sind darauf aufmerksam gemacht worden, dass die ägyptische Polizei aktiv Verhaftungen von Schwulen, bi und trans Personen vornimmt. Sie verwenden gefälschte Konten und haben auch Konten von echten Community-Mitgliedern übernommen, die bereits verhaftet wurden und deren Telefone beschlagnahmt sind. Bitte sei online und offline besonders vorsichtig – auch bei Konten, die in der Vergangenheit vertrauenswürdig erschienen.»
Menschenrechtsorganisationen berichteten allein am vergangenen Wochenende von Dutzenden unbegründeten Festnahmen in dem nordafrikanischen Land, die genaue Zahl ist allerdings unbekannt. Human Rights Watch (HRW) hatte in einen Bericht zur Verfolgung von queeren Personen im Nahen Osten und in den Maghreb-Staaten bereits im Februar 45 Fälle aufgelistet, in denen Menschen anhand von Aktivitäten auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Grindr verfolgt, gefoltert, öffentlich geoutet oder festgenommen worden seien. Den Unternehmen wurde derweil vorgeworfen, dass sie ihre Nutzer nicht ausreichend schützen würden.
Schon 2017 sprach das Auswärtige Amt in Deutschland eine offizielle Warnung darüber aus, dass offen gezeigte Homosexualität in Ägypten zu staatlicher Verfolgung führen kann. Im gleichen Jahr verurteilte ein ägyptisches Gericht 14 Männer wegen «abnormalen Verhaltens« zu mehrjährigen Haftstrafen (MANNSCHAFT berichtete). Ägypten wird aufgrund der unterdrückten Meinungsfreiheit und der Verfolgung von Minderheiten seit Jahren zu den unfreisten Ländern der Welt gezählt.
Im März vergangenen Jahres waren eine Berliner trans Frau die Einreise in das Land verboten wurden (MANNSCHAFT berichtete). Die damit verbundene «dramatische und demütigende Prozedur» teilte sie dem Auswärtigen Amt mit.
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