Zum ersten Mal nach 17 Jahren: Pride zog durch Luzern
Die Pride feierte in der Zentralschweiz ein erfolgreiches Comeback
Nach 17 Jahren Pause zog am vergangenen Samstag endlich wieder eine Pride-Demo durch Luzern. Anders als 2005 blieben religiöse Gegenkundgebungen mit «Störgebeten» diesmal aus.
Über tausend Menschen demonstrierten am vergangenen Samstag im Rahmen der Pride Zentralschweiz für gleiche Rechte und mehr Sichtbarkeit. Letztere verschafften sich die Teilnehmenden in der Abenddämmerung auch mit bunten Leuchten. «Bringe deine Regenbogenlampe mit, schmücke dich mit Knicklichtern, sei sichtbar», schrieben die Organisator*innen im Programm.
Lange Pause Die Route startete am Luzerner Theaterplatz und endete am Löwenplatz. Der Umzug war einer der grossen Höhepunkte der 10-tägigen Pride Zentralschweiz, zu der ausserdem zahlreiche Infoveranstaltungen und andere Events gehörten.
Es war nicht die erste Pride in Luzern – aber die Zentralschweizer LGBTIQ-Community musste sich lange gedulden: 2005 erlebte die Stadt an der Reuss zum letzten Mal dieses bunte Treiben in ihren Strassen. Nur zwei Wochen zuvor hatte damals das Schweizer Stimmvolk die eingetragene Partnerschaft mit 58 Prozent angenommen. Mit der Ehe für alle (MANNSCHAFT berichtete) kann die Community nun 17 Jahre später einen ähnlich historischen Meilenstein feiern.
Keine Störaktionen Das Comeback der Pride in Luzern war allerdings nicht ganz so aufsehenerregend wie die Auflage aus dem Jahr 2005. Damals versammelten sich rund 80 Personen während des queeren Gottesdienstes in der Franziskanerkirche, wie SRF schreibt. Flyer riefen dazu auf, die Veranstaltung mit lauten «Störgebeten» zu unterbrechen.
Auch dieses Mal fand zum Abschluss am gestrigen Sonntagnachmittag ein Gottesdienst statt. Dieser wurde gleich von drei Landeskirchen finanziell unterstützt: von der Katholischen Kirche im Kanton Luzern, der Reformierten Kirche Kanton Luzern und der Christkatholischen Kirche Luzern. Von koordinierten «Störgebeten» war in der Peterskappelle nichts zu hören.
Dafür findet am selben Ort noch bis zum 11. September die Ausstellung «Verschaff mir Recht» statt. Dabei geht es um die Kriminalisierung von LGBTIQ und die Rolle der Katholischen Kirche.
Geleitet wurde der Gottesdienst übrigens von Meinrad Furrer, der im Mai 2021 Segensgottesdienste für LGBTIQ-Menschen auf dem Platzspitz in Zürich durchführte (MANNSCHAFT berichtete).
«Gibt noch viele Ungleichheiten» «Ehe» statt «Partnerschaft» und eine friedliche Demo ohne Gegenkundgebung: Trotzdem sei heute noch nicht alles so, wie es sein sollte, findet Christian Spengler, Präsident von Pride Zentralschweiz, in einer Medienmitteilung.
«Es gibt nach wie vor viele Ungleichheiten und Ungleichberechtigungen, mit welchen die LGBTIQ-Community zu kämpfen hat, im Gegensatz zu Cis-Hetero-Menschen», so Spengler weiter.
FC Luzern verzichtete Ein hartnäckiges Problem ist weiterhin die Verwendung des Wortes «schwul» als Schimpfwort. FCL-Goalie Marius Müller hatte kürzlich nach einer Niederlage seinen Mitspielern in zwei Interviews «schwules Weggedrehe» vorgeworfen (MANNSCHAFT berichtete). Er wurde dafür intern und auch von der Swiss Football League mit einer Busse bestraft (MANNSCHAFT berichtete).
Die Pride Zentralschweiz reagierte enttäuscht über die Äusserung und lud den FC Luzern daraufhin ein, bei der Kundgebung mitzulaufen (MANNSCHAF berichtete). Dazu kam es aber leider nicht: Aufgrund des am darauffolgenden Tag stattfindenden Meisterschaftsspieles gegen den Servette FC werde es leider nicht möglich sein, dass die 1. Mannschaft an der Pride teilnimmt, schrieb der Verein auf Anfrage von Zentralplus.
Der FCL setzte also lieber auf eine sportlich fokussierte Vorbereitung. Vielleicht hätten die positiven Vibes der Pride aber am Ende mehr gebracht. Luzern verlor nämlich das Heimspiel mit 0:2.
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