«Zu schwul, zu schwarz»? AfD in Berlin verhindert Amtsarzt

Das erste Ziel einer Petition von 40.000 Unterschriften ist fast erreicht

Symbolbild: Unsplash/Piron Guillaume
Symbolbild: Unsplash/Piron Guillaume

Denis Hedeler war bis vor kurzem Vize-Amtsarzt im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Er wirft dem AfD-Gesundheitsstadtrat Bernd Geschanowski vor, ihn aufgrund seiner Hautfarbe und sexuellen Identität zu diskriminieren. Eine Petition mit dem Titel «Zu schwul, zu schwarz»fordert die sofortige strafrechtliche Untersuchung.

Das Grundgesetz garantiert den Schutz vor Diskriminierung, heisst es in der Petition, die an Michael Müller, den Regierenden Bürgermeister Berlins und an Oliver Igel, den Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, gerichtet ist. Tatsächlich aber werde Denis Hedeler aufgrund seiner Hautfarbe und sexuellen Identität von Gesundheitsstadtrat Bernd Geschanowski (AfD) diskriminiert. Der wiederum spricht bei Facebook von einer «Diffamierungskampagne».

Gefordert wird mit der Petition eine sofortige faire und unabhängige Bewertung der Bewerbung von Denis Hedeler auf die Stelle des leitenden Amtsarztes im Bezirk Treptow-Köpenick. Die wurde ihm nämlich verwehrt – zu Unrecht, wie der gebürtige Kubaner sagt. Denn der AfD-Mann störe sich an seiner Hautfarbe und der sexuellen Orientierung.

Dabei hat Hedeler nach eigenem Bekunden die besten Voraussetzungen für den Job: Er lebt und arbeitet seit Ende der 90er Jahre in Deutschland, hier machte er seinen Master im Fach Gesundheitswissenschaften. Er engagierte sich bei Ärzte ohne Grenzen und war u. a. bei der Eindämmung der Ebola-Epidemie in Sierra Leone im Einsatz. Trotzdem bewarb er sich vergeblich und wirft nun AfD-Gesundheitsstadtrat Geschanowski vor, ihn aus persönlichen Gründen zu diskriminieren.

Denis Hedeler war einer von zwei Bewerbern. Eine Auswahlkommission, der u. a. Geschanowski angehörte, gab Hedelers Mitbewerber den Vorzug. Hedeler zur taz: «Das war ein sehr qualifizierter Bewerber und ich hätte mich gefreut, wenn er Amtsarzt geworden wäre.» Doch der Mitbewerber entschied sich für ein anderes Jobangebot. Die Stelle blieb frei; andere Bewerber*innen als Hedeler gibt es offenbar nicht.

Der AfD-Mann soll Denis Hedeler abgelehnt haben mit den Worten: «Sie passen hier nicht». Dabei habe Geschanowski auf seine Haut gezeigt und ihm empfohlen, seine «Aussendarstellung zu ändern», so Hedeler.

Inzwischen ist Hedeler auch vom Posten als Vize-Amtsarzt entbunden. Nun fehlt dem Gesundheitsamt nicht nur eine Leitung, sondern auch der Stellvertreter. SPD und Linke im Bezirk beantragen eine Sondersitzung zu den Rassismus-Vorwürfen. Geschanowski wollte bisher keine Gründe für die Absetzung Hedelers nennen. Laut Tagesspiegel begründet die kommissarische Amtsleiterin die Absetzung mit der «Fürsorgepflicht gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitsamt und der Sicherung des ordnungsgemässen Betriebes». Der Vize-Amtsarzt habe über längere Zeit an keiner Dienstberatung teilgenommen und fachliche Anfragen nicht mehr selbst beantwortet. Hedeler habe dies dementiert, heisst es.

Die Vorwürfe liessen ihn nicht unberührt, erklärte SPD-Bezirksbürgermeister Oliver Igel, meint aber auch: «Dies ist ein sehr starker Vorwurf, der mich persönlich erschüttert. Wir nehmen diesen Vorwurf sehr ernst.» Die möglichen Gründe würden selbstverständlich in aller Tiefe ermittelt, so Igel.

Rassismus: «Der Platz neben mir bleibt bis zuletzt frei»

Das Auswahlverfahren für die neue Leitung des Gesundheitsamtes sei in einem transparenten Verfahren nach rechtsstaatlichen Gesichtspunkten und frei von Diskriminierungen durchgeführt worden. Keine Einzelperson habe dabei die Auswahlentscheidung getroffen. Über einzelne Gründe in einem konkreten Auswahlverfahren werde man zum Schutz der Kandidat*innen selbstverständlich keine Auskunft geben.

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