Zahl der queerfeindlichen Straftaten steigt dramatisch

Von einem Anstieg um 75 Prozent ist die Rede

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Bedrohungen, Beleidigungen, Volksverhetzungen, aber auch körperliche Gewalt: Wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität werden Menschen Opfer von Straftaten. Und die Zahl der Fälle steigt.

In Hamburg werden LGBTIQ immer häufiger Opfer von Straftaten. So wurden im vergangenen Jahr von der Polizei 98 Straftaten im Bereich «sexuelle Orientierung» und «Geschlechtsbezogene Diversität» registriert, wie aus der Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage des Grünen-Bürgerschaftsabgeordneten Farid Müller hervorgeht. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 75 Prozent.

«Es handelt sich dabei um einen bundesweiten Trend», heisst es in der Senatsantwort. Auffällig sei, dass die Anzahl der Gewaltdelikte wie Raub und Körperverletzung gleich geblieben sei, während vor allem mehr Bedrohungen, Beleidigungen und Volksverhetzungen angezeigt würden.

«Der dramatische Anstieg der queerfeindlichen Straftaten in Hamburg ist ein alarmierendes Spiegelbild der gesellschaftlichen Stimmung», sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. «Die Grenzen des Sag- und Machbaren verschieben sich zunehmend, was vor allem für Minderheiten schlimme Konsequenzen hat.»

Queere Menschen seien immer häufiger Übergriffen und Gewalt ausgesetzt. «Das ist nicht nur erschreckend, sondern auch absolut inakzeptabel. Obwohl wir in unserer Stadt die Aufklärungsmassnahmen in Schulen ausgebaut und auch eine bessere Sensibilisierung der Polizei auf den Weg gebracht haben, verschärft sich die Lage weiter», sagte Müller.

Ein Hotspot der körperlichen Gewalt gegen queere Menschen sei St. Pauli (MANNSCHAFT berichtete). In dem Ausgeh- und Amüsierviertel seien im vergangenen Jahr sechs der insgesamt 20 Straftaten im Bereich Körperverletzung und schwere Körperverletzung registriert worden. In Barmbek-Nord und Wilhelmsburg wurden laut Senat jeweils drei Delikte angezeigt, in St. Georg und Winterhude jeweils zwei.

«Wir müssen das Bewusstsein für Zivilcourage jetzt noch energischer stärken und offen darüber diskutieren, wie wir Opfer besser schützen und die Lage in den Hotspots entschärfen können», sagte Müller. «Eine Möglichkeit ist hier sicher mehr Polizeipräsenz, um vor Taten abzuschrecken. Klar ist: Hamburg muss ein sicherer Ort für alle Menschen sein, für Hass und Intoleranz darf es hier keinen Millimeter Platz geben.»

Das angekündigte Gruppen-Coming-out am 17. Mai im Profifussball blieb aus. Stattdessen gab es von diversen Seiten zahlreiche Zusicherungen der Unterstützung und ermutigende Worte (MANNSCHAFT berichtete).

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