«Wicked»: Der «Beste Film des Jahres» wird in Kuwait verboten
Die Behörden im Mittleren Osten haben scheinbar Angst vor zu viel LGBTIQ-Repräsentation
Während das Film-Musical «Wicked» gerade vom renommierten US-Filmverband National Board of Review zum besten Film des Jahres 2024 gewählt wurde, haben die Behörden in Kuwait den Film aus dem Kino verbannt.
Es sei «wahrer Zauber», mit hervorragenden Schauspieler*innen und einmaliger Musik, sagte NBR-Vorsitzende Annie Schulhof über den Film. «Wicked»-Regisseur Jon M. Chu wurde zum besten Filmemacher gekürt, zudem würdigte der US-Verband die Zusammenarbeit der Hauptdarstellerinnen Ariana Grande und Cynthia Erivo mit einem Sonderpreis. Sie spielen die Rollen der Hexen Elphaba und Glinda, eine grün, die andere blond.
Mit ihrer intensiven Freundschaft überwinden sie Ausgrenzung von Menschen, die «anders» sind – und kämpfen gegen den als faschistisch gezeichneten Zauberer von Oz und sein Regime. Unterstütz werden sie dabei von Fiyero, den im Film «Bridgerton»-Star Jonathan Bailey spielt (MANNSCHAFT berichtete).
Während «Wicked» jetzt schon in den USA sämtlich Boxoffice-Rekorde gebrochen hat – und in Deutschland in einer Woche ins Kino kommt – wurde er im Mittleren Osten aus den Kinoprogrammen genommen, nur wenige Tage vorm offiziellen Kinostart. Das berichtet das Branchenblatt Variety.
«Offensichtliche Inklusion»
Der Grund? Offiziell wurde bislang von den Behörden in Kuwait keiner genannt, aber lokale Medien spekulieren, dass die «offensichtliche Inklusion, für die die prominente LGBTIQ-Besetzung steht» sowie eine «nicht weiter spezifizierte LGBTIQ-Rolle» den Ausschlag für die Zensurmassnahme gegeben hätten.
Cynthia Eriva identifiziert sich als queer und lebt offen mit einer Frau zusammen, ihr Partner Jonathan Bailey ist offen schwul und spielte zuletzt prominent in der LGBTIQ-Serie «Fellow Traveler» mit, wo es um die Unterdrückung von Homosexuellen in der McCarthy-Ära geht (MANNSCHAFT berichtete). Bowen Yang, Marissa Bode und Bronwyn James in weiteren «Wicked»Hauptrollen seien ebenfalls Teil der LGBTIQ-Community, wie das Nachrichtenportal Pink News betont.
Im Film wird speziell die Rolle des Fiyero von Bailey so gespielt, dass sie Hetero-Normen bewusst sprengt. Ausserdem geht es in der Geschichte darum, dass den Tieren – als Lehrkräften an der Hexenschule – verboten werden soll, ihre Kultur und Geschichte öffentlich zu artikulieren, man will sie verstecken und wieder «in den Schrank stecken», was man leicht als Anspielung auf die Unterdrückung von LGBTIQ lesen kann.
LGBTIQ-Hymne der besonderen Art
Die Hexe Elphaba setzt sich dagegen zur Wehr mit dem spektakulären Finale «Defying Gravity», eine LGBTIQ-Hymne der besonderen Art, mit der Teil 1 der «Wicked»-Verfilmung schliesst. (Teil 2 folgt Ende 2025.)
«Wicked» hat in Nordamerika bereits übers Thanks-Giving-Wochenende mehr als 114 Millionen Dollar eingespielt. Dazu kommen, bislang, über 50 Millionen Dollar weltweit. Damit ist es eine der erfolgreichsten Verfilmungen eines Broadway-Musicals aller Zeiten.
«Überzeugungen, die der Gesellschaft in Kuwait fremd sind»
Pink News erinnert daran, dass im vergangenen Jahr Kuwait schonmal Schlagzeilen machte, als der «Barbie»-Film aus dem Programm genommen wurde, weil er angeblich «Ideen und Überzeugungen propagiert, die der Gesellschaft in Kuwait fremd sind und die öffentliche Ordnung stören». Das teilte damals das Ministerium für Presse und Veröffentlichungen mit, schreibt Pink News.
Wie «konservative» Kreise in der Schweiz, Österreich und Deutschland auf «Wicked» reagieren werden, bleibt abzuwarten. Gemeinhin wird das Genre Musical in diesen Ländern ja als harmlos und flach wahrgenommen (und oft auch so gespielt), auch wenn es diese Musiktheaterform – zumindest im englischsprachigen Bereich – nicht ist, ganz sicher nicht, wenn es um «Wicked» geht (MANNSCHAFT berichtete über ein neues Buch zu LGBTIQ-Musicals).
Nachdem Jacob Elordi zuletzt in «Saltburn» der von Barry Keoghan gespielten Figur den Kopf verdrehte und diese sogar dazu brachte, sein vollgewichstes Badewasser zu trinken, spielt er in «On Swift Horses» in einer schwulen Liebesgeschichte mit (MANNSCHAFT berichtete).
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