«Wenn Gott nicht wollte, dass es sowas gibt, sässen wir nicht hier»
Bischof erstmals auf Hausbesuch bei schwulem Paar
Eigentlich sollte es normal sein. Aber das gab es noch nie so zu sehen: Ein Bischof macht einen Hausbesuch bei einem queeren Paar.
Am Montag letzter Woche fand die Begegnung statt, im Westen der Ruhrmetropole Essen. Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Ludger Schepers, war zu Gast bei Rainer Teuber und seinem Mann, Karl-Heinz Armeloh. Ein Kamerateam, finanziert durch die #liebegewinnt-Community begleitete die Begegnung an der häuslichen Kaffeetafel – mit selbstgebackenem Käsekuchen und Kaffee, serviert im Regenbogenporzellan. Der Weihbischof kam als Zuhörender und liess sich von den beiden von ihrer Beziehung erzählen.
«Was wir nicht möchten, ist ein Segen hinter verschlossenen oder ganz verschlossenen Kirchentüren. Das hatten wir schon und das möchten wir nicht noch mal haben», sagte Teuber unter anderem in dem Gespräch. Weiter sprach das Paar gegenüber dem Bischof deutlich die Verletzungen an, die es in der katholischen Kirche erfahren hat.
Wir glauben beide, dass wenn Gott nicht wollte, dass es so etwas gäbe, dann sässen wir nicht hier.
«Gerade im vergangenen Jahr, als dieses Nein aus Rom kam (MANNSCHAFT berichtete) und genau dann von offizieller Seite eine homosexuelle Beziehung wirklich diffamierend bezeichnet und tituliert wird, als ungeordnet und wir als in Sünde lebend, ja quasi gebrandmarkt werden – das geht an uns nicht unbeschadet vorüber. Also lässt uns nicht kalt. Sowieso nicht, aber verletzt uns.» Es mache die beiden traurig, aber auch wütend.
«Wir sind getaufte Christen, so wie alle in dieser Kirche auch. Und wir glauben beide, dass wenn Gott nicht wollte, dass es so etwas gäbe, dann sässen wir nicht hier. Und nun ist er dann im vergangenen Jahr auch durch diese Segnungsfeiern ein bisschen Bewegung in die ganze Geschichte gekommen.»
Den beiden fehle die Perspektive aufs Paar, «weil uns wird ja im Grunde genommen immer noch signalisiert, eure Beziehung oder eure Ehe eben auch ist nicht so ganz in Ordnung, weil sie darf halt nur so im Verborgenen stattfinden. Und deswegen ist das für uns einer der Gründe, warum wir so lange warten wollen mit einer Segnungsfeier, bis es offiziell anerkannt ist, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen genauso wertvoll sind wie eine heterosexuelle Ehe.» Und dafür wollen sie kämpfen mit allen Mitteln und gegen viele Widerstände.
Weihbischof Schepers ist der einzige Bischof, der der Einladung der Initiator*innen von #liebegewinnt für eine derartige Begegnung gefolgt war. Sieben angefragte Ortsbischöfe hatten abgesagt, beziehungsweise auf die Anfrage nicht reagiert (MANNSCHAFT berichtete).
Schepers aber zeigte sich offen und am Ende nahm das Treffen eine überraschende Wendung, als der Queer-Beauftragte auf die Einladung des Paares zusagte, beim ökumenischen #liebegewinnt-Gottesdienst in der Essener Marktkirche (Markt 2) am 10.05. um 19 Uhr zugegen zu sein. Damit ist er der bislang erste Bischof, der einer Segnungsfeier beiwohnt, zu der queere wie wiederverheiratet-geschiedene Paare ausdrücklich eingeladen werden.
Dieser Besuch eines Bischofs ist ebenso ein Novum in der Neuauflage der Segnungsgottesdienste um den 10. Mai, wie die Tatsache, dass in Magdeburg erstmals eine Bischofskirche Ort einer solchen Segensfeier ist. Zu Samstag wurden auf der Homepage der Initiative 80 Gottesdienste angemeldet.
Derweil hat der offen schwule Münchner Pfarrer Wolfgang Rothe angekündigt, in diesem Jahr nicht an der Aktion teilnehmen zu wollen. #liebegewinnt sei im vergangenen Jahr ein starkes Zeichen gegen das kurz zuvor vom Vatikan erlassene Verbot solcher Segensfeiern gewesen, er befürchte allerdings, dass eine Wiederholung zu einer Ritualisierung führen würde (MANNSCHAFT berichtete).
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