Protest gegen Bolsonaro – Hunderttausende bei São Paolo Pride
Es war die 23. Ausgabe der São Paolo Pride und sechs Monate nach dem Amtsantritt des homophoben Präsidenten Bolsonaro sicher die wichtigste.
Hunderttausende Menschen haben am Sonntag bei der São Paolo Pride in der brasilianischen Metropole gegen Homo- und Transphobie und für Vielfalt und Respekt demonstriert. Die Veranstaltung mit Besuchern aus aller Welt ist laut den Organisator*innen die international grösste Pride Parade.
Es war die 23. Ausgabe der São Paolo Pride und knapp sechs Monate nach dem Amtsantritt des homophoben Präsidenten Bolsonaro sicher die wichtigste. Die Veranstalter sprechen bei Twitter von drei Millionen Besucher*innen. Mit 19 mobilen Bühnen zog die Parade durch die Stadt, darauf performten bekannte brasilianische Künstler*innen, und Teilnehmer*innen trugen eine riesige Regenbogenflagge. Die Pride war dem 50. Jahrestag der Stonewall Riots gewidmet.
«Es ist normal, dass Menschen einander Liebe und Respekt entgegen bringen», zitiert Reuters einen Teilnehmer São Paolo Pride. «Es ist ein grosses Fest. Und wir sind hier um für die Sache zu kämpfen. Wir hoffen auf eine bessere Zukunft und darauf, dass die Brasilianer einander mehr Liebe entgegen bringen», erklärte Ronaldo Rois.
São Paolo Pride besonders politisch In diesem Jahr war die São Paolo Pride besonders politisch. Denn seit Anfang des Jahres regiert Präsident Jair Bolsonaro das Land. Der frühere Offizier sagt über sich selbst, er homophob und auch noch stolz darauf. Es sei ihm lieber, sein Kind würde bei einem Unfall sterben, als schwul zu sein. Vor knapp einem Monat hat das Oberste Gericht Brasiliens die Diskriminierung von Homo- und Transsexuellen zur Straftat erklärt.
Wegen Massenprotesten: Tiflis Pride wird verschoben
LGBTIQ-Aktivist*innen hatten eindringlich vor der Wahl des homophoben Rechtspopulisten gewarnt. Zu Recht, wie die Begegnungen mit sechs Brasilianer*innen zeigen, von denen wir im Juli/August-Heft der MANNSCHAFT berichten (hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz).
«Brasilien war schon immer ein homophobes Land», sagt Natalia Pasetti. «Aber die letzten Regierungen hatten wenigstens versucht das zu verbessern.» Jetzt sei das Gegenteil der Fall, Homophobie werde salonfähig gemacht.
In Rio de Janeiro setzen sich Pasetti und Douglas de Lacerda mit ihrer NGO «Casinha» für Queers in Not ein. Das «Häuschen» soll ein Schutzraum für LGBTIQ sein, die aus ihren Familien verstossen werden oder aus sonstigen Gründen Unterschlupf brauchen. Brasilien ist regelmässig trauriger Anführer der Statistik mit den meisten getöteten LGBTIQ. Viele konservative Familien akzeptieren die Sexualität ihrer Kinder nicht: «Immer wieder wird von der traditionellen, brasilianischen Familie gesprochen. LGBTIQ gehören da für Bolsonaro nicht dazu», sagt Pasetti.
Bolsonaro: «Brasilien darf kein schwules Tourismusparadies werden»
Vor allem während des Wahlkampfs erreichten die Aktivist*innen vermehrte Anfragen von LGBTIQ, die Unterstützung brauchten. Die Wahl hatte das ganze Land polarisiert, viele Familien entzweit. Jetzt nach einem halben Jahr unter der neuen Regierung bemerken die beiden, wie die Finanzierung ihrer Arbeit immer schwieriger wird: Die Regierung kürzt Mittel oder verlängert Projekte einfach nicht. Dazu kommt auch, dass viele Unternehmen, die sich früher bewusst für LGBTIQ eingesetzt hatten, begonnen haben ihre Aktivitäten in diesem Bereich einzustellen, eins der bekanntesten Beispiele: der riesige Bierproduzent Skol.
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