Warum sich der Völklinger Kreis nicht klar von der AfD abgrenzt
Ein entsprechender Antrag wurde auf der Jahresversammlung abgelehnt - er soll nun überarbeitet werden
Dem Bundesverband schwuler Führungskräfte in Wirtschaft und Verwaltung und Selbständiger, Völklinger Kreis e.V. (VK), lag bei der letzten Jahresversammlung ein Antrag zur Abstimmung vor, wonach eine gleichzeitige Mitgliedschaft in VK und AfD ausgeschlossen werden sollte. Der Antrag wurde abgelehnt.
Die Jahres-Mitgliederversammlung des VK fand bereits am 13. Oktober in Hamburg statt. Eine Regionalgruppe des VK stellte dort den Antrag, die Unvereinbarkeit einer Mitgliedschaft in VK und AfD zu beschließen. Wörtlich hieß es: «Die MV möge beschließen, dass sie in der Mitgliedschaft eines VK-Mitglieds in der Partei AfD eine schuldhafte und grobe Verletzung der Interessen des VK sieht und damit einen Fall der Ziffer 6.2 der Satzung und damit einen Grund zum Ausschluss des Mitglieds erkennt.»
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Der Antrag wurde jedoch vom Präsidenten «nicht erkannt», wie es im Protokoll heisst, und abgelehnt und an den Regionalrat überwiesen. Der Leiter der Geschäftsstelle, Bernd Ostermayer, erklärte gegenüber MANNSCHAFT, der Hauptgrund für die Ablehnung sei gewesen, dass sich der Antrag nur gegen die AfD wende. Gleiches müsste aber auch für Parteien mit homophoben Programmen wie etwa die NPD gelten.
Bis März soll der Antrag überarbeitet und erneut zur Abstimmung gebracht werden, erfuhr MANNSCHAFT aus der VK-Geschäftsstelle.
Phänomene wie Homo- und Transphobie sind nicht nur auf die Mitglieder einer Partei beschränkt, auch wenn sie dort vermehrt vorkommen
Vorstandsmitglied Alf Spröde erklärte auf unsere Anfrage, der Völklinger Kreis stehe unter anderem für Vielfalt und einen respektvollen, wertschätzenden Umgang aller Menschen in allen Berufsfeldern, in der LGBTIQ-Community und unserer Gesellschaft. «Sämtliche Formen von Rassismus, Frauenfeindlichkeit wie auch Homo- und Transphobie sind damit nicht vereinbar und werden von unserem Verband abgelehnt. Das stellen wir in unserer Arbeit klar und haben uns auch öffentlich immer sehr deutlich geäußert. In einer sich polarisierenden Gesellschaft und dem Aufkommen offener rechtsnationaler und extremistischer Tendenzen sind diese Phänomene nicht nur auf die Mitglieder einer Partei beschränkt, auch wenn sie dort vermehrt vorkommen.
Diese Tendenzen finden mittlerweile Ausdruck in vielen gesellschaftlichen wie politischen Gruppierungen. Deshalb betonen wir: Menschenverachtende Positionen – egal welchen politischen oder gesellschaftlichen Ursprungs sie auch sind – sind mit den Werten des VK nicht vereinbar.»
Keine übereilten Beschlüsse Spröder erklärte weiter, in Hamburg sei der Antrag sehr kurzfristig eingebracht worden und betraf nur Mitglieder einer Partei. «Im Sinne unserer grundsätzlichen und deutlichen Positionierung wollten wir keinen übereilten Beschluss fassen, sondern ein nachhaltiges Zeichen setzen. Das haben wir bereits während unserer Mitgliederversammlung kommuniziert. Der Antrag wird weiter diskutiert. Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit, denn populistische, extremistische wie auch homophobe Organisationen sind leider kein kurzzeitiges Phänomen.»
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Zwar hatte der VK nach der Mitgliederversammlung im Oktober eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der dieser Vorgang allerdings nicht erwähnt wurde. Immerhin hiess es darin:
«Vielfalt und wertschätzender Umgang aller Menschen in allen Berufsfeldern, in der LSBTI-Community und in unserer Gesellschaft sind unverhandelbare Grundsätze für den Völklinger Kreis“ – ein Zitat von Matthias Weber, dem neugewählten Vorsitzenden des VK-Vorstandes. Und von dem im Amt bestätigten Politikvorstand Alf Spröde wurde überliefert:
«Wir erleben derzeit in Deutschland und Europa einen Rollback insbesondere auch bei den LGBTIQ-Rechten. Abgrenzung, Abschottung und Ausgrenzungen haben zunehmend Konjunktur. Angesichts dieser gesellschaftlich wachsenden Akzeptanz populistischer Tendenzen ist es angezeigt, ein klares Bekenntnis abzugeben. Für die Mitglieder des VK sind Rassismus, Homo- und Transphobie sowie jegliche Minderheiten diskriminierende Tendenzen mit den gelebten Werten und Überzeugungen unseres Berufsverbands nicht vereinbar.»
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