Homofeindlicher Comic in der Schweiz aufgetaucht

Im Wallis wurde er in privaten Briefkästen gefunden

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Diesen Comic verbreitet die Freie Volksmission Zürich

Ein homofeindlicher Comic ist in der Schweiz aufgetaucht, im Kanton Wallis. Verbreitet wird er offenbar von der Freien Volksmission Zürich.

«Gays are not born that way», heisst es in dem auf Englisch verfassten Comic. «The devil will destroy their life.» Homosexualität sei eine Perversion und frei gewählt, heisst es darin, der Teufel werde die Homosexuellen holen.

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Diesen Comic verbreitet die Freie Volksmission Zürich

Eine Schweizerin aus dem Kanton Wallis fand diesen Comic am Montag in ihrem Postkasten. Mindestens ein weiterer Haushalt in der Nachbarschaft, im Dorf Bitsch, hat ihn auch bekommen. Absender ist die Freie Volksmission Zürich, die sich auf ihrer Homepage «überkonfessionell», «gemeinnützig» und «anerkannt» nennt.

Die 32-Jährige aus dem Wallis hat sich an MANNSCHAFT gewandt. Den Inhalt findet sie ziemlich widerlich. Vielleicht schreibt sie eine Beschwerdemail an die Volksmission, überlegt sie im Gespräch mit MANNSCHAFT.

Der Comic wurde unadressiert zugestellt; ihre Eltern, die im gleichen Dorf wohnen, haben keinen Comic erhalten.

MANNSCHAFT hat die Volksmission um eine Stellungnahme gebeten, doch dem wurde bisher (Stand: Dienstag Nachmittag) nicht nachgekommen. Offen sind aktuell die Fragen: Wie viele dieser Comics werden oder wurden in der Schweiz verteilt? Wer ist der Urheber?

Das Missionswerk wurde nach eigenen Angaben 1960 gegründet und hat sich die freie und unabhängige Verkündigung des Evangeliums nach urchristlichem Muster zur Aufgabe gemacht. Der Leiter, Missionar Ewald Frank (der im vergangenen Sommer gestorben ist), habe persönlich mehr als 110 Länder bereist und Vorträge als Bibellehrer gehalten. Durch seine von 1968 bis 1978 über Radio Luxemburg gesendeten sonntäglichen Andachten sei er im In- und Ausland, vor allem auch in den damaligen Ostblockländern bekannt geworden, ist auf der Homepage nachzulesen.

Bereits 2005 schrieb Helen Zuber im Spiegel, jener Missionar Ewald Frank aus Krefeld habe «finstere Visionen vom Weltuntergang» verbreitet. Er war der spirituelle Nachfolger von Paul Schäfer, dem ehemaligen Anführer der Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile, wo die Menschen Zwangsarbeit und sexualisierter Gewalt unterworfen waren.

Die Rechtsanwältin Petra Schlagenhauf, die Opfer der Colonia Dignidad vertreten, sagte 2014 gegenüber dem Deutschlandfunk: Nach Schäfer tauchte ein neuer Prediger: Ewald Frank aus Krefeld, der habe seine spirituelle Nachfolge angetreten und Massentaufen veranstaltet. «Dieser Mann vertritt ebenfalls eine sehr fundamentalistisch christliche Linie, hat keine theologische Ausbildung, hat aber ein kirchliches Zentrum in Zürich und ein weiteres in Krefeld, das ist die Zentrale.»

Neben der Freien Volksmission Zürich ist als Absender auch «Chick Publications» genannt: ein US-amerikanischer Verlag u.a. für Comics, mit denen Verschwörungstheorien verbreitet werden, etwa dass die katholische Kirche vom Teufel geleitet den Islam als Scheinreligion gegründet habe, zudem wird in den Geschichten Homosexualität verdammt.

Wohnst du in der Schweiz und hast du diesen Comic auch erhalten? Dann schreib uns an: [email protected]. Vielen Dank!

Vom ESC nach Paris: Der offen schwule Weltrekord-Schwimmer Már Gunnarsson studiert am Royal Northern College of Music in Manchester und nahm an den letztjährigen Paralympischen Spielen teil (MANNSCHAFT berichtete).

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