Vize-Chef der Rechtsextremen in Belgien: Ich bin schwul
Chris Janssens will aber nicht als LGBTIQ-Botschafter betrachtet werden
Der stellvertretende Vorsitzende der rechtsextremen flämischen Partei Vlaams Belang und Fraktionschef im Parlament von Flandern Chris Janssens hat sich als schwul geoutet.
Der 44-jährige Chris Janssens sprach gegenüber der Zeitung Het Belang van Limburg über seine Homosexualität. Nicht mal seine Eltern und seine Schwester hätten es gewusst: Die sollten es nun aus der Samstagsausgabe der Zeitung erfahren: «Ich habe lange mit meiner Orientierung gekämpft und sie bewusst ignoriert», so der Politiker aus Genk in Limburg.
Seine europaskeptische Separatisten-Partei strebt nach Unabhängigkeit der niederländischsprachigen Region Belgiens, Flandern – die anderen beiden Regionen sind die Hauptstadt Brüssel und die überwiegend französischsprachige Wallonie. Der Vlaams Belang will zudem Anti-Diskriminierungs-Gesetze abschaffen, weil sie seiner Meinung nach gegen die Meinungsfreiheit verstossen. Bei der Parlamentswahl vor zwei Jahren holte die Partei 12 % der Stimmen, in Flandern sogar 18,5 %
Der Vlaams Belang gilt als rassistisch und homofeindlich. Auf letzteres angesprochen, sagte Janssens nun: «Haben einige Mitglieder meiner Partei in der Vergangenheit Äusserungen gemacht, die als homofeindlich angesehen werden könnten? Vielleicht ja». Aber sowohl er wie auch seine Partei hätten sich weiterentwickelt. «Wer also glaubt, ich würde mich für Aussagen oder Positionen aus der Vergangenheit entschuldigen, der irrt.»
Ein Gespräch mit einem jungen Homosexuellen habe Janssens nun dazu bewogen, sich zu outen: «Wenn ich mit meinem Coming-out jemandem helfen kann, sich selbst zu akzeptieren und sich nicht mehr vor sich selbst zu verstecken, dann hat es sich gelohnt.»
Janssens betont aber, er habe nicht vor, nun als LGBTIQ-Botschafter aufzutreten. «Homosexualität ist Teil des Privatlebens. Ich spreche heute darüber, werde daraus in meinem weiteren Berufsleben aber kein politisches Engagement machen.»
Seine Parteifreundin Dominiek Sneppe-Spinnewyn erklärte noch im Jahr 2019, Adoption und Heirat für LGBTQ gingen ihr «einen Schritt zu weit». Daran werde sie nichts ändern, jede*r könne und müsse machen, was er oder sie will, aber sie habe ihre eigene Meinung: «Ich finde es weiterhin seltsam», so Sneppe-Spinnewyn in einem Radiointerview.
In Belgien sind seit 18 Jahren gleichgeschlechtliche Ehen legal. Darüber sprachen wir mit Stijn Depoorter, der dort geboren ist (MANNSCHAFT+). Aus Belgien kommt auch die ranghöchste trans Politikerin Europas (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
News
Dresden erhält Gedenkort nach homofeindlichem Anschlag von 2020
Bei dem Angriff am 4. Oktober 2020 hatte der Täter in Dresden auf zwei schwule Touristen eingestochen, einer der Männer starb kurz darauf. Nun wurde eine Gedenktafel am Tatort eingeweiht.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Politik
News
Erneute Attacke auf schwules Anti-Gewalt-Projekt Maneo
Erst am Sonntag früh wurde in Schöneberg eine Fensterscheibe des schwulen Anti-Gewalt-Projekts Maneo beschädigt. Nun gibt es einen neuen Angriff.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Schwul
Deutschland
Teenager verprügelt: Zusammenhang mit CSD Görlitz?
Nach dem CSD in Görlitz wird ein 14-Jähriger attackiert. Die Polizei prüft, ob der Angriff mit der Demo oder den Gegenprotesten zusammenhängt.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News
Deutschland
«Homosexuelle steinigen?» Theveßen bittet nach Fehler um Entschuldigung
Nach dem Tod von Charlie Kirk geriet neben Dunja Hayali ein weiterer deutscher ZDF-Journalist in Bedrängnis. Nun nimmt er zu einer umstrittenen Aussage Stellung.
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News