Erster Stolperstein für schwules NS-Opfer in Viersen
Die Ehrung für Heinrich Kamps erfolgt am 18. März 2020
Heinrich Kamps war gemeinsam mit August Zgorzelski verurteilt worden, der bereits im vergangenen September mit einem Stolperstein gewürdigt wurde. Nun erhält auch Kamps einen Gedenkstein.
Beide Männer wurden in Duisburg am 15. August 1941 nach §175 verurteilt: Zgorzelski zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis, Kamps zu einem Jahr. Beide wurden nach voller Haftverbüssung deportiert, beide starben im KZ Buchenwald.
MANNSCHAFT im März: Raus aus gesellschaftlichen Zwängen!
Mit der jetzt anstehenden Stolpersteinverlegung in Viersen sind dann beide Männer gewürdigt. Da beide im KZ Buchenwald ermordet wurden, gehe die Gemeinsamkeit durch die Stolpersteinverlegung auch über den Tod hinaus, so Jürgen Wenke, der die Biographie von Kamps recherchiert hat – der Kreis schliesse sich.
Manchmal recherchiert Wenke über mehrere Jahre an einem Schicksal und liest hunderte Seiten Akten, bevor ein weiterer Stolperstein verlegt werden kann, der an die Verfolgung oder Vernichtung eines homosexuellen Mannes durch die Nazis erinnert (MANNSCHAFT berichtete).
Ist das Denkmal für homosexuelle NS-Opfer jetzt sicher?
Heinrich Kamps, geboren am 3. März 1902 in Viersen am Niederrhein, war katholisch, ledig und Beruf Färber. Zweimal wurde er wegen homosexueller Kontakte verurteilt, zuerst 1925 zu sechs Monaten Gefängnis, zuletzt vom Landgericht Duisburg am 15. August 1941 in einem gemeinsamen Verfahren mit August Zgorzelski zu einem Jahr Gefängnis. Ausserdem wurde er verurteilt wegen Bettelns, an anderer Stelle ist in den Quellen auch von Betrug die Rede.
Aufgrund seiner mehrfachen Verurteilung nach § 175 und wegen Bettelns wurde er vom Landgericht als «asozialer Mensch» ausgegrenzt. Er verbüsste die Haft wegen §175 voll und sass zuletzt in der Strafanstalt Remscheid-Lüttringhausen ein. Von dort sollte er jedoch am Haftende nicht entlassen werden, sondern wurde von der Kripo Wuppertal in Haft genommen und am 2. April 1943 in das KZ Buchenwald deportiert.
Die meisten Homosexuellen wurden in Buchenwald sofort bei Ankunft dem gefürchteten Arbeitskommando zugewiesen, dem Strafkommando im Steinbruch. Hier kamen unter den mörderischen Bedingungen eine hohe Zahl von Häftlingen zu Tode. Auch Kamps wurde hier am 27. April 1943 ermordet. Die angebliche Todesursache lautete: linksseitige Lungenentzündung.
Im Gegensatz zu Duisburg, wo bereits fünf Stolpersteine für Homosexuelle von Wenke initiiert wurden und ein sechster für Wilhelm Kühlen, der ebenfalls mit Zgorzelski verurteilt wurde, für Sommer 2020 geplant wird, ist der Stolperstein für Kamps der erste Stein in Viersen für einen ermordeten Homosexuellen.
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