Verbreiteter Irrglaube, dass Asexualität «geheilt» werden kann
Laut einer britischen Studie sehen ein Viertel der Befragten sogar ein «psychisches Gesundheitsproblem»
Eine neue Studie ergab: Ein Viertel der Menschen glaubt, Asexualität sei ein «psychisches Gesundheitsproblem».
Eine neue Studie des King's College London, die von der Aktivistin Yasmin Benoit mitverfasst wurde, hat ein weit verbreitetes Missverständnis über Asexualität aufgedeckt: 31 % der Befragten glauben nämlich, dass Aces durch eine Therapie «geheilt» werden können.
Die aromantisch-asexuelle Forscherin Benoit, hofft, dass der Bericht die weit verbreitete Diskriminierung aufzeigt, mit der die asexuelle Gemeinschaft konfrontiert ist – sowohl innerhalb als auch ausserhalb der LGBTIQ-Gemeinschaft.
«Die Diskriminierung gegenüber Menschen, die sich als asexuell identifizieren (Acephobia) – ist etwas, das die meisten Menschen nicht erkennen oder ernst nehmen»
Yasmin Benoit, aromantisch-asexuelle Aktivistin und Forscherin
«Acephobia – also Diskriminierung, Vorurteile und negative Einstellungen gegenüber Menschen, die sich als asexuell identifizieren – ist etwas, das die meisten Menschen nicht erkennen oder ernst nehmen», sagte Benoit. «Die asexuelle Gemeinschaft ist davor nicht geschützt.»
Statistische Daten Die Studie, für die 400 Erwachsene in England befragt wurden, deckte mehrere besorgniserregende Einstellungen auf:
- 23 % glauben, dass Asexualität ein psychisches Problem ist
- 42 % denken, dass Menschen nicht asexuell sein können, wenn sie Sex haben
- 26 % glauben, dass asexuelle Menschen «nur noch nicht die richtige Person getroffen haben»
- 11 % leugnen, dass es asexuelle Menschen überhaupt gibt
«Die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind – wie Acephobie, Belästigung und Ausgrenzung – sind queere Themen, aber Asexualität wird in diesen Gesprächen oft ausgeklammert», bemerkte Benoit in einem kürzlich erschienenen Meinungsbeitrag für Attitude. »Die meisten Menschen wissen zwar, dass es Asexualität gibt, aber nur wenige nehmen sich die Zeit, unsere spezifischen Probleme zu verstehen.»
Die Studie förderte jedoch auch einige positive Punkte zutage. So befürworten 71 % der Befragten den Schutz asexueller Menschen durch die Gesetzgebung, 73 % würden sich mit einem asexuellen Kind wohlfühlen.
Professor Michael Sanders vom Policy Institute am King's College London erklärte: «Diese Studie ist die erste, die uns bekannt ist, die diese Methoden zur Bewertung der Einstellung der Menschen zur Asexualität verwendet. Die Ergebnisse sind beunruhigend, sowohl weil viele Menschen falsche Vorstellungen von Asexualität haben, als auch weil sie diskriminierende Ansichten äussern.»
«Die Ergebnisse sind beunruhigend»
Michael Sanders, Professor am King's College London
Überraschenderweise ergab die Studie, dass diese Ansichten selbst bei einer Stichprobe, die einen höheren Anteil an jungen Menschen, LGBTIQ und Personen mit höheren Bildungsabschlüssen umfasste, vorherrschen, also Gruppen, die laut den Forschenden in der Regel «inklusivere Einstellungen» gegenüber Queers haben.
«Asexuellen Menschen, die sich immer noch von LGBTIQ-Räumen ausgeschlossen fühlen, möchte ich sagen: Wir gehören hierher», so Benoit in ihrem Meinungsbeitrag. »Unser Platz in der Gemeinschaft ist nicht neu, und unsere Sichtbarkeit ist von entscheidender Bedeutung.»
Sie fügte hinzu: «Pride-Organisatoren können mehr tun, um sicherzustellen, dass sich asexuelle Menschen willkommen fühlen – sei es durch das Schwenken der Ace-Fahnen, die Anerkennung der asexuellen Kultur oder die Schaffung von Räumen, in denen es nicht um sexuelle Aktivitäten geht. Inklusion bedeutet, dass sich jeder zugehörig fühlen sollte – und dazu gehören auch wir.
Der vollständige Bericht «Asexualität im Vereinigten Königreich: Die öffentliche Einstellung gegenüber Menschen, die wenig bis gar keine sexuelle Anziehung empfinden» kann hier eingesehen werden.
Die Justus-Liebig-Universität Gießen hat in ihrer jüngsten LGBTIQ-Wahlstudie das Wahlverhalten sowie die politischen Prioritäten queerer Menschen in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse zeigen deutliche Präferenzen für zwei Parteien (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Community
Mit «Queer Skills» gegen die Ohnmacht
In Zeiten des fortschreitenden Rechtsrucks brauchen Queers Kraft und Selbstbewusstsein. Welche Stärken haben LGBTIQ? Welche individuellen Stärken sind wichtig? Ein Workshop will helfen, das herauszufinden.
Von Newsdesk Staff
TIN
Deutschland
Lust
«Jede Erektion hat im Kontext des Films ihren Sinn»
Tim Lienhards Doku «Wenn nichts mehr geht, dann Gran Canaria» kommt im April ins Kino – ein Interview mit dem Filmemacher
Von Kevin Clarke
Soziale Medien
Reisen
Film
Sport
Bewegende Doku feiert ersten trans Fussballclub Grossbritanniens
«We'll Go Down in History», die Doku über Truk United, ist ein «Beweis für die Kraft der Gemeinschaft, den Kampf um Inklusion und die Menschen, die Räume für andere schaffen», sagen die Regisseure Cameron Richards und Charlie Tidmas
Von Newsdesk Staff
TIN
Film
Kommentar
Queere Zukunft in Gefahr? Warum wir optimistisch bleiben sollten
Gastkommentar von «Deutschlands führender Keynote-Speaking-Drag Queen» Meryl Deep aus Köln
Von Newsdesk Staff
Drag
Kolumne
TIN