Timothy Champagne: 70‘000 Dollar pro Monat mit schwulen Pornos?
Der 23-Jährige spricht erstmals über sein Einkommen und seinen Erfolg
Bei OnlyFans zum Grossverdiener zu werden, ist für viele junge Männer ein Traum. Das Netz ist überflutet von entsprechenden Filmen. Nur wenige schaffen es sich zu etablieren und mit dieser speziellen Form von Online-Prostitution zu verwirklichen (MANNSCHAFT+ berichtete). Einer von ihnen ist der 1,95 Meter grosse US-Amerikaner Timothy Champagne.
Champagne fing nach eigener Auskunft mit 16 Jahren an, seinen Gym-Body auf Instagram zu zeigen, um die «harte Arbeit» zu dokumentieren, die er als Teenager in sein Äusseres gesteckt hatte. Das führte dazu, dass die Casting Direktor*innen von schwulen Pornostudios auf ihn aufmerksam wurden und ihm ein Angebot machten, nach der Volljährigkeit Sexfilme zu drehen.
So entstanden für Labels wie Corbin Fisher und GayHoopla erste Szenen. An denen ist – rückblickend – auffällig, dass Champagne damals zwar einen makellos durchtrainierten, fast gleissend weissen Körper hatte, übersät mit Sommersprossen im Brust- und Schulterbereich, aber keine Muskeln, die wie aus Marmor gemeisselt wirken. Auch sein eher «unmodischer» Kurzhaarschnitt – der nach Billigfriseur aussieht – sorgte nicht unbedingt dafür, dass man Champagne aus dem Meer von Jungdarstellern besonders im Gedächtnis behalten hätte.
Hipster-Styling Man findet einige dieser älteren Szenen – etliche davon auch für seinen OnlyFans-Account gedreht in meist wenig attraktiven Hotelzimmern – auf Online-Portalen wie Pornhub. Ausserdem lässt Champagne sich in vielen der frühen Filme ficken, startete also als Versatile-Darsteller in der Branche.
Dann kam Corona, wovon selbstverständlich auch die Pornoindustrie mit Kontaktbeschränkungen massiv betroffen war. Als Champagne nach einer der vielen Lockdown-Phasen plötzlich mit längeren Haaren und mit einem stylischen Hipster-Bartflaum zu sehen war, dazu mit einer Wollmütze bzw. einer Baseball-Kappe auf dem Kopf, um seine inzwischen wuchernden lockigen Haare zu bändigen, werden die meisten seiner Follower*innen sich vermutlich nichts dabei gedacht haben. Schliesslich hatten damals viele Menschen Probleme, Friseurtermine zu bekommen und sahen nach Wochen im Lockdown ähnlich «zerzaust» aus.
Allerdings machte dieses neue Styling Champgane plötzlich wiedererkennbar. Und die nunmehr bei ihm privat gefilmten Sexszenen (alternativ auch in Upscale-Hotelzimmern mit «warmen» Interieurs) bekamen eine Intimität, die die vorangegangenen «Hotelmomente» nicht hatten. Teil des Make-overs war zudem, dass Champagne nun nur noch aktiv in Erscheinung trat, immer mit einem leicht distanzierten, fast amüsierten Lächeln, als würde er selbst darüber staunen, was da passiert.
Die karierten Lounge-Hosen suggerieren einen «gemütlichen» Nachmittag zuhause
Im Hintergrund sah man vielfach eine Gitarre rumstehen, als sei er gerade beim Proben mit einer Indi-Rockband überrascht worden. Für den Wohlfühlfaktor ist auch wahlweise sein niedlicher Hund dabei, mit dem er im Bett kuschelt. Und man sieht ihn immer wieder in oben-ohne in karierten Lounge-Hosen als Flanell, die ihrerseits einen «gemütlichen» Nachmittag zuhause suggerieren.
Kein Gramm Fett Die optische Transformation blieb nicht aufs Styling der Haare und den Bart beschränkt (oder auf die Wollmützen und Karohosen), sondern betraf auch seinen langen, zuvor eher schlaksigen Körper. Der war zwar schon immer definiert, jetzt wurde daraus aber nach und nach ein «Kunstwerk», mit genau gezeichnetem Sixpack, pulsierenden Oberarmen und einer Wespentaille, an der kein Gramm Fett (mehr) zu erkennen ist. Ein Körper, der nach harter Arbeit aussieht.
Als ihn dann auch noch Fotografen wie Mark Henderson porträtierten – wie eine nahezu surreal perfekte Erscheinung, ausgestreckt auf einem Wohnzimmerstuhl bei strahlendem Nachmittagssonnenlicht –, war die Neuerfindung des Timothy Champagne optisch abgeschlossen.
An der OnlyFans-Front äusserte sich die neue Aufmerksamkeit, die er mit diesem Look generierte, indem so ziemlich jeder derzeit angesagte Pornostar und OnlyFans-Creator mit ihm eine Szene drehen wollte – als «Collaboration» und Cross-Promotion.
Anfang 2024 liess Champagne dann abermals aufhorchen, als er anfing, in einer Serie von kurzen Instagram-Reels detailliert über seine Arbeit zu sprechen. Angefangen mit seinem Einkommen. So erzählte er im Januar, dass er jetzt – mit 23 Jahren – zirka 70‘000 Dollar im Monat verdiene. Nach Abzug von zirka 50 Prozent an Steuern und Betriebskosten sowie seiner Altersvorsorge, würden ihm somit 35‘000 Dollar Gewinn bleiben.
Der gute Enkelsohn Diesen Gewinn habe er u.a. eingesetzt, um seinen Grosseltern im US-Bundesstaat Michigan ein Haus zu kaufen, in dem diese nun wohnen. Ausserdem habe er damit seinen Umzug von Chicago nach Los Angels finanziert, wo er nun selbst seinen Hauptwohnsitz habe, auch wenn er die meiste Zeit unterwegs sei, wie ein «Handelsreisender».
Champagne präsentiert sich hier, wie auch in anderen Reels, als sorgfältig planender Geschäftsmann. Mit 35 – also in zwölf Jahren – wolle er in Rente gehen und sich nie wieder um Geld Sorgen machen müssen, sagt er. Und auch wenn er aktuell noch nicht sein Ziel erreicht habe, jeden Monat 35‘000 Dollar anzusparen, sei das das «Endziel», an dem er arbeite.
Die von Champagne genannte Höhe seines Monatseinkommens ist natürlich beachtlich. Um nicht zu sagen: spektakulär. Dass er in dieser Form darüber spricht, erinnert an Reno Gold, der es als einer der wenigen OnlyFans-Stars mit «schwulen» Sexfilmen geschafft hat, dass auch die Mainstream-Wirtschaftspresse über ihn als Phänomen berichtete (MANNSCHAFT berichtete). Scheinbar zielt Champagne mit seinen News-Reels darauf ab, einen ähnlichen Gold-Status zu erreichen und (Wirtschafts-)Journalist*innen auf sich aufmerksam zu machen.
«Man sollt nie glauben, was einem Kreatoren über ihre ‹Finanzen› sagen» Aber bloss, weil er sagt, dass er 70‘000 Dollar im Moment verdient, muss das nicht heissen, dass es stimmt. Ein Porno-Insider in Los Angeles, der seit Jahrzehnten als Produzent und Regisseur in der Branche arbeitet und die Gehälter vieler Stars kennt, sagte auf Anfrage zu MANSCHAFT: «Allgemein gesprochen sollte man nie glauben, was einem diese Kreatoren über ihre ‹Finanzen› sagen. Ihr Marketing hängt davon ab, wie erfolgreich sie behaupten zu sein.»
Und weiter: «Könnte Timothy 20K im Monat verdienen? Möglichicherweise. 70K? Niemals.» Vermutlich wird hier nur sein zuständiges Finanzamt genauer nachhaken. Und falls die Zahlen nicht stimmen sollten, wird er das als «Marketingmassnahme» deklarieren.
Meine Follower*innen sind einfach nicht an mir interessiert, wenn ich nicht «ripped» bin
In einem weiteren Reel reflektiert Champagne darüber, ob er es je bedauert habe, in der Pornobranche gelandet zu sein. Er sagt, im Wesentlichen hänge sein Erfolg von seinem Körper ab – mehr als von allem anderen. Wenn er also manchmal nicht akribisch seine Kalorien zähle oder einen Sportstudiobesuch ausfallen lasse, dann sei das Arbeiten für ihn eine negative Erfahrung, weil sofort die Klickzahlen runtergingen und seine Einnahmen sinken würden. «Meine Follower*innen sind einfach nicht an mir interessiert, wenn ich nicht ‹ripped› bin», lautet seine nüchterne Einschätzung der Lage.
Das sei schlichtweg die «Realität seines Arbeitsgebiets». Und da er finanziell gut kompensiert werde, empfinde er die Situation durchaus als «motivierend». (Stars wie Jacob Elordi, die in Hollywood wegen einer ähnlichen körperlichen Fitness zum gutbezahlten Superstar wurden, haben hingehen über Objektifizierung geklagt und darüber, nicht wegen ihres Schauspieltalents beachtet zu werden, sondern nur wegen ihrer Attraktivität – von solchen Ansichten ist Champagne weit entfernt und akzeptiert, dass Aussehen bares Geld ist und ein Privileg, das er nutzen will.)
«Vanilla Lifestyle» The «honest truth» sei, dass er wegen seiner stark reglementierten Nahrungsaufnahme nur maximal zwei- bis dreimal im Jahr im Restaurant essen gehe, sagt er. Dafür gehe er jeden Tag mehrere Kilometer auf dem Laufband joggen – und jeden Tag ins Sportstudio. Wobei er vor allem abends trainiere, um die Kalorie des Tages vollständig abzubauen.
Auf den Vorwurf, er sei nur «Gay for Pay» – also schwul gegen Bezahlung – reagierte Champagne zuletzt mit einem Reel, in dem er darüber spricht, dass er seit zweieinhalb Jahren eine Freundin habe. Diese habe, so Champagne, mit seiner Arbeit kein Problem und sei auch nicht eifersüchtig, dass er mit so vielen «Kollegen aus der Branche» mehr oder weniger nonstop Sex habe. Er ergänzt, in einem anderen Reel, dass jeder, der Sex dieser Art mit Männern habe, irgendwo auf einem LGBTIQ-Spektrum angesiedelt sei, auch wenn er bzw. sie sich emotional eher zum gegensätzlichen Geschlecht hingezogen fühle. Er betont, dass Sexualität komplex sei und nicht in simple Schubladen wie «homo» oder «hetero» gestopft werden sollte (MANNSCHAFT berichtete).
Champagne findet es zudem wichtig, dass man online mehr «alternative Lebensentwürfe» sehen müsse, statt immer nur das, was einem «konservative Medien» oder «Eltern» erzählen – es gebe schliesslich mehr als nur den «Vanilla Lifestyle», der ihm viel zu langweilig sei.
Schlägerei im Restaurant Dass er eine derart verständnisvolle Partnerin gefunden hat – scheinbar nicht als der Pornobranche –, ist nicht der Normalfall, wie u.a. Hans Berlin aka Florian Klein im Interview mit MANNSCHAFT+ erzählte. Denn vielen falle es schwer, ihren Partner permanent beim Sex mit anderen zu sehen, während er vielleicht zuhause nicht immer in entsprechender Stimmung sei, so Klein. Das führe zu Spannungen, die schwer zu lösen seien.
Ausserdem ist es für die Freundinnen von Darstellern im Bereich von Schwulenpornos oft anstrengend, wenn sie in der Öffentlichkeit erleben müssen, wie ihre Partner von schwulen Männern erkannt und teils aggressiv angebaggert werden. Zu beobachten war dies vor einigen Jahre bei einer Bel-Ami-Jubiläumsparty in Prag, wo etliche der Stars des Studios mit ihren Freundinnen und Frauen kamen und von den Gästen unangenehm plump angemacht wurden – was schliesslich zu einer Schlägerei im Restaurant führte; der Autor dieses Artikels war damals als Augenzeuge dabei und staunte nicht schlecht über die angetrunkene Aggression, die in solch einer Situation entstehen kann.
Wann kommt die Netflix-Doku? Die Freundin wird aus Champagnes Social-Media-Bilderwelten bislang ferngehalten. Worüber er demnächst noch alles sprechen wird bei seinen Insider-Talks, muss man abwarten. Er fordert seine Follower*innen immer wieder auf, ihm Fragen zu schicken, die er öffentlich diskutieren soll.
Genauso spannend wird es sein zu sehen, ob er dieses Arbeitspensum und dieses Einkommen wirklich bis zu seinem 35. Lebensjahr halten und möglicherweise wie geplant steigern kann. Jedenfalls zeigen die wohlkalkulierten Business-Talks, mit Charts und ausgefeilten Kalkulationen, dass Champagne nicht nur als «Fickmaschine» wahrgenommen werden will, sondern als jemand, der etwas mitzuteilen hat – auf mehreren Ebenen.
Vielleicht entdeckt ihn ja Netflix oder HBO für eine neue Doku (MANNSCHAFT berichtete)? Man kann die Reels von 2024 jedenfalls als eine Form von «Bewerbung» für mehr interpretieren.
Das könnte dich auch interessieren
Queerfeindlichkeit
«Machokultur»: Hohe Diskriminierung gegen Queers in Schweizer Armee
Eine neue Studie legt erschreckende Zahlen offen. LGBTIQ Dachverbände fordern deshalb einen «Kulturwandel».
Von Newsdesk Staff
News
Schweiz
Schwul
Vorurteile wegboxen: «Wir zeigen eine wehrhafte Queerness»
Fotograf Marc Martin und trans Darsteller Jona James zeigen ihre Ausstellung über Sport, Männlichkeitsbilder und Schwulsein in Berlin. Dabei wird vieles in ein neues Licht gerückt.
Von Carolin Paul
TIN
Kultur
Fotografie
LGBTIQ-Weltverband straft israelisches Mitglied ab
Die Entscheidung führt zu Protesten
Von Kriss Rudolph
Kultur
Daniel Craig mit Lizenz zum Verführen: So heiss ist der «Queer»-Trailer
Luca Guadagninos neuester Film «Queer» mit Daniel Craig kommt noch dieses Jahr bei uns ins Kino. Der neue Trailer macht grosse Lust.
Von Newsdesk Staff
Film
Schwul