Förderung von queerer Kinder- und Jugendliteratur: Danke, Herr Minister!
Der schwule Kulturminister Gremmels verteidigt Vielfalt in der Literatur gegen AfD-Protest
Weltweit wird derzeit intensiv über LGBTIQ-Literatur für Kinder und Jugendliche diskutiert – insbesondere im Kontext von Dragqueen-Lesungen und ähnlichen Veranstaltungen. Auch in Deutschland sorgt das Thema für Kontroversen, wie die aktuelle Debatte in Hessen zeigt.
In Hessen hat Kulturminister Timon Gremmels (SPD) angekündigt, queere Kinder- und Jugendliteratur stärker zu fördern. Vor vier Monaten rief er bei der Frankfurter Veranstaltung «#PrideBuch: Der literarische Apéro zum CSD» Verlage dazu auf, weiterhin queere Titel zu veröffentlichen: «Wir brauchen das, auch schon in der Kinder- und Jugendliteratur», erklärte der schwule SPD-Politiker im Juli 2025. Zudem kündigte er an, die Förderung im kommenden Jahr auszubauen – etwa durch Stipendien für Autor*innen oder einen Kinder- und Jugendliteraturpreis.
Gremmels ist selbst offen schwul und mit einem Mann verheiratet; 2022 wurde er von Prout Politicians für seine Sichtbarkeit als LGBTIQ-Person im öffentlichen Leben ausgezeichnet.
Die Ankündigung stiess bei der AfD-Fraktion in Hessen schon damals auf Kritik. Vier Abgeordnete wollten anschliessend in einer Kleinen Anfrage wissen, warum Kinder «vermehrt mit dem Thema Sexualität und der damit einhergehenden Identität» konfrontiert werden sollten.
Gremmels beantwortete die Anfrage nun schriftlich und ausführlich. In seiner Vorbemerkung betonte er: «Unsere Lebenswirklichkeit ist geprägt durch geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Demokratische Werte bedeuten, diese Vielfalt und freie Entfaltung der Persönlichkeit anzunehmen.» Queerness in Literatur, Film und Medien sichtbar zu machen, schaffe Rollenmodelle, positive Vorbilder und ermögliche queeren Menschen, sich in der Gesellschaft zugehörig zu erleben.
Ohne Scham, Tabus oder Ausgrenzung Der Minister erklärte, dass die Entwicklung von Identität und Geschlechtsbewusstsein bereits im Kindesalter beginne. Bücher, die die Vielfalt von Liebe, Geschlecht und Familie abbilden, böten Orientierung und förderten ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper und zu anderen – ohne Scham, Tabus oder Ausgrenzung. Kinder sollen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung unterstützt werden. Zugleich lernten sie, Vielfalt als Normalität zu begreifen – ein wirksames Mittel gegen Diskriminierung.
Frühzeitige Begegnungen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten können demnach Empathie, Respekt und Offenheit fördern und Mobbing vorbeugen. Gerade im Kindesalter würden Wertvorstellungen und Weltbilder geprägt, weshalb der Zugang zu altersgerechter Literatur die gesellschaftliche Vielfalt abbilden sollte. Gremmels betonte, dass auf diese Weise ein Grundstein für ein respektvolles und friedliches Miteinander gelegt werde.
Zur Frage, welche Inhalte für welche Altersgruppen geeignet seien, erklärte der Minister, dass queere Literatur prinzipiell keine Altersgrenzen kenne. Wie bei allen Themen müsse der Umgang mit Geschlechtervielfalt und sexueller Orientierung jedoch dem Entwicklungsstand der Zielgruppe angepasst sein und positive Identifikationsmöglichkeiten bieten. Inhalte sollten stets kindgerecht, positiv und respektvoll gestaltet sein, damit sich alle Kinder verstanden und angenommen fühlen.
Die AfD kritisierte diese Ausführungen des Ministers scharf. Frank Grobe, der wissenschafts- und kunstpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, bezeichnete Gremmels’ Antwort als «verstörend» und sprach von «Frühsexualisierung und politischer Indoktrination». In einer Pressemitteilung hiess es weiter: «Kinder sind keine sexuellen Wesen und ein Staatsminister sollte dafür sorgen, dass Kinder vor Inhalten geschützt werden, die sie zu solchen machen.»
Das ist ein bekanntes Argumentationsmuster, mit dem seit längerem von rechts gegen jede Form von gesellschaftlicher Öffnung und Diversität gehetzt wird.
Julianne Moores Kinderbuch von US-Regierung «verbannt»: Es erzählt von einer rothaarigen Siebenjährigen (MANNSCHAFT berichtete).