Stichwahl in Polen: LGBTIQ-freundlicher Trzaskowski knapp vorn

In zwei Wochen fällt die Entscheidung

Der Warschauer Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski muss in die Stichwahl um die polnische Präsidentschaft.
Warschaus Oberbürgermeister Rafał Trzaskowski muss in die Stichwahl um die polnische Präsidentschaft (Bild: Piotr Polak/PAP/dpa)

In der ersten Wahlrunde landen der proeuropäische Rafał Trzaskowski und der nationalkonservative Karol Nawrocki fast gleichauf. Bei der Stichwahl wird es auf die Stimmen der Rechtsextremen ankommen.

LGBTIQ in Polen müssen bangen: Bei der Präsidentenwahl hat die erste Runde keinen klaren Sieger hervorgebracht. 

Der liberalkonservative und queerfreundliche Kandidat Rafal Trzaskowski aus dem Regierungslager von Donald Tusk lag mit 31,2 Prozent knapp vorn, wie sich aus der Auszählung von 99,7 Prozent der Wahllokale durch die Wahlkommission ergab. Karol Nawrocki von der nationalkonservativen PiS, ein Trump-Fan mit einer Vergangenheit in der Hooliganszene (wie die Frankfurter Allgemeine berichtet) und dem Wahlkampfslogan «Polen zuerst», erhielt demnach 29,7 Prozent. Da keiner der beiden die erforderliche absolute Mehrheit erzielte, ist am 1. Juni eine Stichwahl nötig.

Dritter wurde Slawomir Mentzen von der rechtsextremen Konfederacja mit 14,8 Prozent. Auf dem vierten Platz landete der ebenfalls rechtsextreme Grzegorz Braun mit 6,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag Prognosen zufolge bei 66,8 Prozent. Das amtliche Endergebnis wird frühestens am Montagabend erwartet.

Harter Wahlkampf erwartet Die Abstimmung gilt als Richtungswahl für das EU- und Nato-Land Polen. Kommentatoren in Warschau erwarten in den kommenden zwei Wochen eine harte Auseinandersetzung zwischen der regierenden liberalkonservativen Bürgerkoalition (KO) und der PiS.

Es sind die beiden grössten Kräfte, die das politische Leben des Landes seit 20 Jahren dominieren. «Das Spiel um alles hat gerade erst begonnen. Ein harter Kampf um jede Stimme. Diese zwei Wochen werden über die Zukunft unserer Heimat entscheiden», schrieb der proeuropäische Regierungschef Donald Tusk auf X:

Tusk braucht einen Sieg seines Kandidaten Trzaskowski, um Reformprojekte voranzubringen. Der bisherige Präsident Andrzej Duda, der aus den Reihen der PiS stammt, hatte diese mit seinem Veto gebremst. Duda hatte in der Vergangenheit immer wieder offen gegen LGBTIQ gehetzt und einen Änderungsentwurf zur Verfassung unterschrieben, der das Verbot der möglichen Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare in der Verfassung festschreiben soll – um «die Sicherheit der Kinder und ein angemessenes Aufwachsen sicherzustellen» (MANNSCHAFT berichtete).

Knapp 29 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, einen Nachfolger für den aus dem Amt scheidenden Duda zu wählen. Angesichts des knappen Rennens wird es grosse Bedeutung haben, für wen sich die Wähler des Rechtsextremen Mentzen in der zweiten Runde entscheiden. Der 38-jährige Unternehmer kündigte am Wahlabend an, er wolle seinen Anhängern bei der Entscheidung helfen. Details werde er aber nicht am Wahlabend, sondern «in Kürze» bekanntgeben.

Trzaskowski sagte am Wahlabend: «Ich garantiere eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung, denn unser Land braucht Ruhe und keine Konflikte.» Nawrocki sagte vor Anhängern in seiner Heimatstadt Danzig, er wolle verhindern, dass in Polen eine Partei das Machtmonopol erhalte. «Wir sind hier und wir werden gewinnen.»

Staatsoberhaupt hat Einfluss auf die Aussenpolitik In Polen amtiert der Präsident fünf Jahre. Das Staatsoberhaupt hat mehr Befugnisse als der Bundespräsident in Deutschland. Er repräsentiert das Land nicht nur nach aussen, sondern hat auch Einfluss auf die Aussenpolitik, ernennt den Regierungschef sowie das Kabinett und ist im Kriegsfall Oberkommandierender der polnischen Streitkräfte.

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare