SPD will stärker gegen Diskriminierung vorgehen
Es ist eine Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes geplant
Wer bei der Suche nach einer Stelle oder einer Wohnung Diskriminierung erlebt, setzt sich dagegen nur selten zur Wehr. Die SPD-Bundestagsfraktion hat dazu nun mehrere Vorschläge erarbeitet.
Um Menschen in Deutschland besser vor Diskriminierung zu schützen, will die SPD-Bundestagsfraktion neben den Betroffenen künftig auch bestimmten Verbänden die Möglichkeit zur Klage geben. Wer selbst aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung, sexueller Identität oder wegen seines Alters Benachteiligung erfahren hat, soll zudem mehr Zeit erhalten, um sich gegen die Diskriminierung zur Wehr zu setzen.
In einem Positionspapier zur Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), das am Dienstag von der Fraktion beschlossen wurde, heisst es: «Bisher müssen von Diskriminierung Betroffene ihre Ansprüche innerhalb von zwei Monaten geltend machen.» Das sei zu kurz. Damit den Betroffenen genügend Zeit für die Verarbeitung des Erlebten und das Einholen von rechtlichem Rat bleibe, sei eine Frist von einem Jahr angemessen.
Ausserdem solle ein kollektiver Rechtsschutz eingeführt werden, schlägt die Fraktion vor. Denn viele Betroffene scheuten die zeitliche, emotionale und finanzielle Belastung eines langwierigen Gerichtsverfahrens. Das führe bislang dazu, dass Diskriminierung in den meisten individuell erlebten Fällen nicht sanktioniert werde (MANNSCHAFT berichtete).
Die SPD-Fraktion stellt sich hierzu zwei Neuerungen vor. Erstens: Antidiskriminierungsverbände sollen im Wege der Prozessstandschaft für betroffene Personen klagen können. Unter Prozessstandschaft versteht man die Befugnis, fremde Rechte im Prozess im eigenen Namen geltend zu machen. Zweitens soll im AGG ein Verbandsklagerecht verankert werden. Damit könnten qualifizierte Verbände auch unabhängig von der Betroffenheit Einzelnen, einen Verstoss gegen das Diskriminierungsverbot gerichtlich feststellen lassen.
«Jede dritte Person in Deutschland wurde schon einmal diskriminiert – doch leider wird rechtlich zu selten dagegen vorgegangen», sagte die rechtspolitische Sprecherin der Fraktion, Sonja Eichwede. Der Abbau struktureller Benachteiligung sei nicht Aufgabe der Opfer, sondern ein gesamtgesellschaftliches Anliegen.
Für Betroffene und die sie vertretenden Verbände will die SPD-Fraktion ausserdem einen Auskunftsanspruch gegenüber Arbeitgebern schaffen. Abgelehnte Bewerberinnen und Bewerber sollten einen Anspruch haben, die Gründe für die Nichteinstellung zu erfahren. Dieser Anspruch spiele auch mit Blick auf die zunehmende Relevanz von Entscheidungssystemen, die auf Algorithmen basieren, eine wichtige Rolle für einen effektiven Schutz vor Diskriminierung.
In das Gesetz aufnehmen möchte die Fraktion zudem die «assoziierte Diskriminierung». Dabei geht es um Menschen, die wegen der Nähe zu Menschen mit Diskriminierungsmerkmalen benachteiligt werden – also zum Beispiel eine Frau, die einen Job nicht bekommt, weil ihr Ehemann aus Vietnam stammt.
Ansprüche auf Schadenersatz und Entschädigung sollten nach Auffassung der SPD-Abgeordneten unabhängig davon bestehen, ob jemand vorsätzlich oder unabsichtlich diskriminiert wurde. Der Diskriminierungsschutz solle künftig zudem den Bereich der Bundesverwaltung umfassen.
«Es ist niemandem zu erklären, warum diskriminierendes Verhalten vom privaten Arbeitgeber Entschädigungsansprüche nach dem AGG auslöst, dies bei Diskriminierung durch eine Behörde jedoch nicht der Fall ist», sagte der SPD-Abgeordnete Kaweh Mansoori. «Diesen Widerspruch wollen wir auflösen.»
Das könnte dich auch interessieren
Schweiz
LGBTIQ-Helpline: «Die Feiertage sind für viele nicht leicht»
Während der Feiertage bleibt die LGBTIQ-Helpline erreichbar. Man wolle zum Zuhören da sein, sagt der Verantwortliche Milo Käser.
Von Greg Zwygart
LGBTIQ-Organisationen
Lesbisch
Queeres Archiv-Zentrum in Berlin braucht mehr Spenden
Gerade wurde der Pachtvertrag für das Vollgut-Areal unterzeichnet
Von Newsdesk Staff
Schweiz
Deutschland
News
«Transgender-Irrsinn»: Trump will zurück zur Zwei-Geschlechter-Ordnung
Der designierte US-Präsident hält den Schutz von Minderheiten für eine Verirrung elitärer linker Kreise
Von Newsdesk/©DPA
TIN
News
Trump stellt schwulen US-Botschafter für Belgien ab
Der designierte Präsident Donald Trump hat einen neuen US-Botschafter in Belgien ernannt. Seine Wahl scheint auf den ersten Blick verwunderlich
Von Newsdesk Staff