„Solo“ von Christoph Wurmdobler – ein queerer Großstadtroman

Foto: Promo/Manfred Langer
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Thomas Ott vom schwulen Buchladen „Erlkönig“ in Stuttgart hat für Mannschaft „Solo“ von Christopher Wurmdobler gelesen. Der erste Satz „Ich glaube, ich werde altersheterosexuell.“ Peter war zurückgekehrt von der improvisierten Bar, die man in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Postfiliale eingerichtet hatte, vorsichtig drei Longdrinkgläser zwischen seinen Händen balancierend. „Ich habe mich jetzt sicher zehn Minuten mit dem hübschen Barmann unterhalten – und er hat nicht mal nach meiner Handynummer gefragt…“

Das Genre Ein queerer Großstadtroman aus der Gegenwart, bei dem man sicher nicht ganz von ungefähr an Maupins „Stadtgeschichten“ erinnert wird oder an Detlef Meyers „Biographie der Bestürzung“. Nur ist Wien der Schauplatz, statt San Francisco oder Berlin, und die Zeiten haben sich geändert: Statt Haschplätzchen gibt´s Modedrinks, statt wilden Nächten im „Dschungel“ Grindr-Profile. Und überhaupt ist „alles mit Online-Sein“ das Thema dieser Generation.

Die Handlung Sie sind schwul (oder lesbisch), sehen gut aus und haben interessante Berufe. Sie leben ihr Leben in einer Welt zwischen abgedrehten Partys und bizarren Kunstevents, Konsum, Fitnesstraining und First-World-Problems. Aber irgendetwas funktioniert nicht mehr so wie früher..

Das Urteil Christopher Wurmdobler schreibt das mit sehr leichter Hand und, wie der Verlag richtig sagt, „manchmal berührend, oft unglaublich witzig“. Wenn es nicht gelungen wäre, wäre das ein „oberflächlicher Roman über oberflächliche Leute“. Ähnliches hat man Detlef Meyer und Maupin ja auch vorgeworfen… Es ist aber gelungen! Die queere „Generation Smartphone“ ist so treffend bisher nicht beschrieben worden zwischen Buchdeckeln. Die lässig-ironische Lockerheit, mit der Wurmdobler das Leben „in der queeren Wiener Großstadt-Blase“ beschreibt, macht „Solo“ wirklich zu einem „Lesevergnügen“. Der Autor „liebt“ sein Personal, das merkt man, aber er schafft es dann eben doch, an den ganzen Oberflächlichkeiten zu kratzen: Neben der verzauberten Vergnügtheit stellt sich eine melancholische Gewißheit ein: erfolgreich, hip und jederzeit auf Höhe des Zeitgeists zu sein, macht nicht glücklich und kann nicht „Alles“ gewesen sein! Dass es Wurmdobler schafft, diese Erkenntnis nicht in einem sozialkritischen Rundumschlag bloßzustellen, sondern in einem „Schmöker“ mit allerbestem Unterhaltungswert, ist die eigentliche positive Überraschung. Das muss man erstmal hinkriegen… Fazit: Leichte, aber eben ganz-und-gar nicht seichte Kost. Ein Frühlingsbuch, das Lust auf Sommer macht, ohne zu vertuschen, dass es kalt sein kann auf der Welt. „Solo“ von Christopher Wurmdobler: Roman, 247 Seiten, Czernin-Verlag, Wien 2018. Hier bei Erlkönig bestellen.

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