Solidarität unter Jüd*innen als Vorbild für die LGBTIQ-Community
Adam Eli zieht das Judentum als Fallstudie heran
Queere Literatur im Herbst: Wie könnte queere Solidarität aussehen? Adam Eli nimmt in «The New Queer Conscience» die jüdische Community als Beispiel. In «Rowan & Ash» geht’s um schwule Fantasy, in «Die innersten Geheimnisse der Welt» um eine lesbische Liebe im England des 18. Jahrhunderts.
Der erste Absatz On October 27, 2018, a gunman burst into a Pittsburgh synagogue and killed eleven people. Within hours, the global Jewish community mobilized into action. Jews across the world raised money to cover funeral costs. Rallies and memorials were held in every major city. The global Jewish community expressed public sympathy and outrage, while volunteers flocked to Pittsburgh to serve the community hot meals and attend the funerals. The message was clear: An attack on one of us is an attack on all of us.
Das Genre Leicht verständliches, aber gleichzeitig hochpolitisches Manifest über queere Solidarität.
Die Handlung Eine Handlung hat dieses Buch nicht – vielmehr geht es darum, zu handeln. Der LGBTQIA-Aktivist (ja, er kämpft für wirklich jeden Buchstaben) Adam Eli hat ein wortwörtlich handliches Manifest verfasst, das anhand eines Vorworts, autobiografischen Einschüben und zehn Punkten dazu auffordert, dass alle Menschen unter dem Regenbogen einander Sorge tragen. Zum Vergleich zieht Eli, selbst jüdisch, das Judentum heran.
Das Urteil Kurz gesagt fordert Eli: Seid lieb zueinander, und zwar so richtig, richtig fest. Auf den 60 handgrossen Seiten ist viel Liebe herauszuspüren – und viel aktivistische Erfahrung mit einer Community, die aus so unterschiedlichen Menschen besteht, dass die Gefahr gross sich, sich gegenseitig selbst zu zerfleischen. Aber queere Heterogenität ist nur bedingt vergleichbar mit jüdischer Heterogenität; hier hinkt das Büchlein inhaltlich manchmal, ist aber nie deplatziert. Elis Schreibstil ist simpel (momentan nur auf Englisch erhältlich, eine deutsche Übersetzung gibt es noch nicht) und umreisst gleichzeitig komplexe Themen wie Intersektionalität und kollektive Solidarität. Beim Lesen kriegt man Lust auf queeren Aktivismus – und wird daran erinnert, dass wir sorgsam miteinander umgehen müssen. Mit unseren Mitmenschen aus der Community wie auch uns selbst.
Ein kurzweiliger Text, den auch jene mögen werden, die sonst nicht so gerne lesen: Sei es der jahrzehntelang engagierte Aktivist, die frisch geoutete trans Frau oder das Geschwister, das gerade zum ersten Mal auf einer Pride war.
Sachbuch, 64 Seiten, Penguin Random House
«Rowan & Ash» von Christian Handel
Rowan ist seit seiner Kindheit verlobt mit der Kronprinzessin des Inselkönigreichs Iriann. Der 16-Jährige ist fest entschlossen, seiner zukünftigen Frau und Königin als treuer Berater zur Seite zu stehen. Dann begegnet er Ash, der impulsiv, charismatisch und selbstbewusst das glatte Gegenteil von ihm ist. Kann es sein, dass er sich tatsächlich in einen Mann verliebt? Was bedeutet das für seine Verlobung, seine Familie und zuletzt auch sein Land, das von einer dunklen Magie bedroht wird?
Ein Fantasy-Roman mit einem schwulen Helden für junge Menschen, für Freund*innen und Angehörige, und auch für solche, denen ein solches Buch in ihrer Jugend gefehlt hat.
Fantasy, 416 Seiten, Prestel Verlag.
Bath, 1865: Die eigensinnige Jane Adeane ist eine begnadete Krankenschwester, ihr Vater ein angesehener Lungenarzt, und so sieht der jüngere Kollege ihres Vaters, Valentine Ross, in ihr die perfekte Ehefrau. Er macht ihr einen Antrag – doch Jane findet die Aussicht, ihr Leben als Ehefrau zu verbringen, wenig reizvoll. Umso mehr, als sie in Londons freizügiger Bohème die schöne Julietta kennenlernt und eine gefährliche Affäre beginnt.
Die englische Schriftstellerin Rose Tremain spezialisiert sich auf historische Romane, in denen sie nicht nur glaubhaft Gefühle und Gedanken ihrer Protagonist*innen schildert, sondern auch die Werte und Moralvorstellungen des kaiserlichen Grossbritanniens.
Roman, 496 Seiten, Suhrkamp Insel.
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