«Soft-Start» für E-Patientenakte – Aidshilfe warnt vor Sicherheitslücken
Sensible Diagnosen wie HIV können sichtbar werden
Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen hinkt Deutschland hinterher. Für eine zentrale Anwendung für Millionen Versicherte beginnt nun aber die Ausdehnung auf die ganze Republik - schrittweise.
Von Sascha Meyer, dpa
Untersuchungsbefunde, Medikamente, Röntgenbilder: Für wichtige Gesundheitsdaten gibt es inzwischen elektronische Patientenakten (ePA), die Anfang des Jahres in den Masseneinsatz gingen. Der neue digitale Speicher kann Patient*innen ein Leben lang bei allen Ärzt*innen begleiten. Doch die meisten haben davon wohl noch gar nicht viel bemerkt. Das soll sich jetzt ändern. An diesem Dienstag soll ein «Hochlauf» beginnen, damit die E-Akte nach und nach überall in Deutschland zum Standard wird.
Seit 15. Januar haben 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten eine ePA von ihrer Krankenkasse angelegt bekommen, was man für sich auch ablehnen kann.
Die Deutsche Aidshilfe warnt vor Sicherheitslücken, es brauche einen selbstbestimmten Umgang mit den Daten. Erst dann könne die elektronische Patientenakte zu einer guten und diskriminierungsfreien Gesundheitsversorgung beitragen.
Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe erklärte, man beobachte den ePA-Start «mit grosser Sorge». Denn: «Technische Sicherheitslücken sind nicht glaubhaft geschlossen und ein einfacher, selbstbestimmter Umgang mit sensiblen Diagnosen ist nicht gewährleistet. Durch den Start auf Raten droht noch mehr Verunsicherung der Patient*innen. Die ePA kann viel zu einer besseren Gesundheitsversorgung beitragen – aber sie ist noch nicht einsatzbereit.»
Patient*innen können sich ab heute nicht mehr sicher sein, ob medizinische Einrichtungen, die sie aufsuchen, bereits Zugriff auf die ePA haben. Über die automatisch eingespeisten Medikationslisten und Abrechnungsdaten können sensible Diagnosen wie HIV sichtbar werden.
Eine Zahnärztin könne automatisch von der HIV-Infektion erfahren, die Orthopädin von Abhängigkeitserkrankungen und der Apotheker von der Psychotherapie. Auch Tests auf sexuell übertragbare Infektionen tauchen in der Akte auf. Die Möglichkeit, solche Informationen zu verbergen, sind völlig unzureichend.
«Der aktuelle Umgang mit Diagnosen und anderen Gesundheitsinformationen ist weder notwendig noch zumutbar. Viele Erkrankungen wie zum Beispiel HIV führen gerade im Gesundheitssystem zu Diskriminierung», sagt DAH-Vorstandsmitglied Sylvia Urban.
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