«Skandal und Katastrophe» – Facebook sperrt Schwules Museum

UDPATE (14.30 Uhr) Nach Überprüfung des Einspruchs ist das Facebook-Konto des Schwules Museum nicht länger gesperrt

Foto: ZaneleMuholi_c_RalfRühmeier_SMU
Foto: ZaneleMuholi_c_RalfRühmeier_SMU

Facebook hat die Seite des Schwulen Museums (SMU) gesperrt. Der Social-Media-Riese «bestrafe» das Berliner Museum damit für einen geplanten, noch unveröffentlichten Post mit Fotografien der südafrikanischen Künstlerin Zanele Muholi, teilte das SMU am Freitag mit.

Darauf zu sehen sind zwei unbekleidete Schwarze Frauen, allerdings keine Genitalien oder sexuelle Handlungen. Wer bei Facebook nach dem SMU sucht, findet es nicht mehr.

Das reichte, um die Facebook-Zensoren in Wallung zu bringen. Nachdem Facebook den für kommenden Montag geplanten Post zunächst mit der Meldung versah, dass er gegen «Gemeinschaftsstandards zu Nacktdarstellungen» verstosse, wurde das gesamte Konto des Museums auf «nicht öffentlich» gestellt. Das Museum bekam noch die Gelegenheit, sich über einen entsprechenden Button über die Entscheidung zu beschweren. Danach war die Seite am Abend nicht mal mehr für die Administrator*innen zugänglich.

«Für uns ist diese Entscheidung gleichzeitig eine Katastrophe und ein Skandal», sagt SMU-Sprecher Daniel Sander. Weltweit solidarisierten sich Unternehmen anlässlich des Pride Monats mit der LGBTIQ Community – «und das grösste soziale Netzwerk nimmt dem Schwulen Museum wegen der Darstellung von queerer Kunst einer Schwarzen Fotografin seine Stimme.»

Im Moment bleibe dem Museum nichts anderes übrig, als abzuwarten, ob Facebook die Entscheidung zurücknehme. Eine direkte Kommunikation sei laut Sander nicht möglich: «Die haben uns noch nicht mal eine E-Mail geschickt.»

Das Schwule Museum wurde 1985 als weltweit erstes seiner Art gegründet, um der Geschichte und Kultur schwuler Männer eine Heimat zu geben. Seitdem hat sich das Haus für die gesamte LGBTIQ Community geöffnet und zu einem international anerkannten Kompetenzzentrum für die Erforschung, Bewahrung und Präsentation der Kultur und Geschichte queerer Menschen und sexueller und geschlechtlicher Vielfalt entwickelt.

Erst kürzlich war das Museum nach langer Schliessung aufgrund der Corona-Bestimmungen wieder eröffnet worden (MANNSCHAFT berichtete).

Vor einem Jahr gab es einen Fall von Vandalismus zu beklagen: Offenbar mit massiver Gewalteinwirkung wurde auf ein Fenster des Museums eingeschlagen, möglicherweise mit einem Stein (MANNSCHAFT berichtete).

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