Sie war die Liebe ihres eigenen Lebens – Diane Keaton ist tot

Keaton diane

An der Seite von Woody Allen wurde Diane Keaton zum Star und drehte mehr als 50 Filme. Jetzt ist die Oscar-Preisträgerin im Alter von 79 Jahren laut US-Medien gestorben.

Von Christina Horsten und Christian Fahrenbach, dpa

Typ neurotische New Yorkerin mit Männerhosen, Westen, Krawatten und Hüten: Dem Stil von «Annie Hall» blieb Diane Keaton immer treu – war dabei aber stets extrem nahbar. «Ich bin total normal», hatte Keaton einmal in einem Interview gesagt. «Von mir wurde im Leben nie viel erwartet, aber dann habe ich alle diese Möglichkeiten bekommen. Das war wunderbar.»

Mit «Annie Hall» – auf Deutsch: «Der Stadtneurotiker» – hatte Woody Allen ihr 1977 die Rolle ihres Lebens geschenkt. «Offensichtlich verdanke ich "Annie Hall" alles.» Keaton wurde damit über Nacht zum Star und bekam einen Oscar - der Anfang einer jahrzehntelangen Erfolgskarriere in Hollywood. Nun ist Keaton im Alter von 79 Jahren in Kalifornien gestorben. Mehrere Medien berichteten über ihren Tod unter Berufung auf die Produzentin Dori Rath, mit der Keaton zusammengearbeitet hatte.

Für viele Queers galt sie als Beispiel einer Frau, die sich authentisch und auf eine etwas andere Art präsentierten. Zu ihren neueren, beim queeren Publikum beliebten Filmen gehörten «Der Club der Teufelinnen» (1996) mit Bette Middler und Goldie Hawn und «Der Book Club» (2018), in dem sie neben weiteren Queer-Ikonen wie Jane Fonda und Candice Bergen spielte.

ARCHIV - 16.09.1996, USA, Los Angeles: Die US-Schauspielerinnen Goldie Hawn (l-r), Diane Keaton und Bette Midler posieren für Fotos, nachdem sie im Paramount Pictures Studio für die Weltpremiere ihres neuen Films "The First Wives Club" in Hollywood eingetroffen sind. Hollywood-Star Diane Keaton ist nach übereinstimmenden US-Medienberichten tot. Die Schauspielerin starb im Alter von 79 Jahren.
Goldie Hawn (l-r), Diane Keaton und Bette Midler posieren für Fotos zum Film «Der Club der Teufelinnen» (Bild: Vince Bucci/dpa)

Keatons Auftritt in «Die Familie Stone» (2005) war ein grosser Moment für LGBTIQ-Zuschauer*innen. In einer besonders angespannten Dinnerszene steht sie als Sybil Stone neben ihrem schwulen Sohn und sagt zu ihm: «Ich liebe dich, und du bist normaler als jedes andere Arschloch hier am Tisch.»

Geboren wurde die Tochter eines Ingenieurs und einer Hausfrau 1946 in Los Angeles, sie wuchs mit drei Geschwistern im kalifornischen Santa Ana auf. Nach der Ausbildung zur Schauspielerin am Neighborhood Playhouse in New York gab Keaton schon mit 22 Jahren ihr Broadway-Debüt im Musical «Hair».

Das Theater sei aber eigentlich nie ihr Ding gewesen, sagte Keaton einmal. «Ich bin keine echte Schauspielerin. Die Wahrheit ist, ich möchte das nicht jede Nacht wieder machen. Was ich an Filmen mag, ist, dass man es immer wieder versuchen kann. Ich mag Fragmente.»

Der Durchbruch mit «Annie Hall» verschaffte ihr eine Rolle nach der anderen - und fast immer waren sie mit Männern verknüpft. Auf die Woody-Allen-Phase folgt die Warren-Beatty-Phase mit Filmen wie «Reds» (für den sie erneut für einen Oscar nominiert war) und schliesslich die Al-Pacino-Phase mit dem «Paten». «Jeder Mann war ein anderes Jahrzehnt», kommentierte Keaton. «Woody war meine Zwanziger, Warren meine Dreissiger und Al an der Grenze Dreissiger/Vierziger.» Geheiratet hat sie keinen der drei - und auch nie einen anderen Mann. «Es hat keiner gefragt.»

In ihrer mehr als 50 Jahre dauernden Schauspiel-Karriere erfand Keaton sich immer wieder neu. Neben dem «Stadtneurotiker» und «Reds» war sie noch zwei weitere Male als beste Hauptdarstellerin für den Oscar nominiert, 1997 in «Marvins Töchter» an der Seite vom damaligen Jungstar Leonardo DiCaprio und 2004 in «Was das Herz begehrt», einem Liebesfilm mit Jack Nicholson. Ähnliche Komödienrollen als eher wohlhabende Frauen in beigefarbener Kleidung spielte sie auch im «Club der Teufelinnen» oder zuletzt in zwei «Book Club»-Filmen oder «Summer Camp» mit Kathy Bates. Auch als Sprecherin war Keaton tätig und verkörperte 2016 unter anderem die Mutter der Hauptfigur in «Findet Dory».

Auch ohne Mann wollte Keaton Kinder und adoptierte im Alter von 50 Jahren erst eine Tochter und dann einen Sohn. «Viele Dinge sind damals in meinem Leben passiert, die zu der Entscheidung geführt haben zu adoptieren. Mein Vater war krank und ist gestorben. Und eine Beziehung ging zu Ende. So musste ich schauen, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen will.» Die Mutterschaft habe ihrem Leben Sinn gegeben, sagte Keaton. «Ich war immer sehr mit mir selbst beschäftigt. Und das hat mein ganzes Leben verändert.»

Von einer ernsteren Seite zeigte sich Keaton in den 2011 erschienenen Memoiren «Damals heute», in der sie sowohl von ihren Beziehungen als auch von den Kindern erzählte. Im Zentrum stand aber das Verhältnis zu ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter, Dorothy Hall.

Neben ihren Kindern und dem Film hatte Keaton, die sich selbst häufiger selbstironisch als «alte Schachtel» bezeichnete, eine weitere grosse Liebe: Häuser. «Seit ich mit 19 nach New York gekommen bin, habe ich 46 Wohnungen und Häuser gemietet, besessen und verkauft. Mindestens», sagte sie 2015 der Zeitschrift Elle. Sie selbst sei bis ins hohe Alter oft umgezogen und baute Häuser für prominente Freunde wie Madonna um, sagte sie damals kurz vor ihrem 70. Geburtstag. «Die Möglichkeiten verzaubern mich, die Träume von einem anderen Ort. Das ist eine Sucht und ein Problem, das weiss ich.»

Trotzdem zeigte sie auch öffentlich, dass sie mit ihrem Leben zufrieden war. Zum 77. Geburtstag 2023 gratulierte sie sich gar auf Instagram selbst und schrieb dazu: «Happy Birthday an die Liebe meines Lebens... mich!».

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