Wie queer ist … Bette Midler?
Es gibt viele gute Gründe, die US-Amerikanerin als LGBTIQ Verbündete zu feiern
Letztes Jahr hat die Sängerin und Schauspielerin Bette Midler ihren 75. Geburtstag gefeiert. Mit 20 war sie nach New York City gezogen und hatte in einer Schwulensauna in Manhattan ihre ersten Auftritte. Eine queere Ikone war geboren.
#1 Sauna-Anfänge Viel queerer kann man seine Karriere wohl nicht beginnen: erste Erfolge als Sängerin feierte Bette Midler, 1945 in Honolulu geboren und mit 20 Jahren nach New York City gezogen, ausgerechnet in einer Schwulensauna in Manhattan. Midler hatte damals bereits erste Theater- und Musicalrollen gespielt (u.a. in «Anatevka» am Broadway), doch mit den Auftritten im «Continental Baths», auf dessen Bühne auch Gloria Gaynor, Natalie Cole oder Connie Francis standen, wurde sie zum Stadtgespräch – und eroberte sie sich die schwule Fangemeinde, die ihr bis heute die Treue hält. 1998 betitelte sie ein Album „Bathhouse Betty», in Erinnerung an die alten Zeiten.
#2 Barry Manilow & andere schwule Freunde Bei besagten Sauna-Auftritten lernte Midler Barry Manilow kennen, der damals ebenfalls seine Karriere begann und sie häufig am Klavier begleitete. 1972 produzierte der schwule Musiker, dessen eigenes Debüt ein Jahr später folgte, ihr erstes Album «The Divine Miss M.», das auf Anhieb in den Top Ten landete und Platinstatus erreichte. Auch später gehörten immer wieder schwule Männer zu Midlers engsten Freunden und kreativen Wegbegleitern, von Komponist Marc Shaiman bis zum Regisseur Kenny Ortega.
#3 Die Songs Jede Gay-Ikone der Kategorie «Diva» braucht natürlich auch ein paar echte Hits – und davon hat Midler bei mehr als 30 Millionen Tonträgern durchaus einige zu bieten. Unvergessliche Evergreens sind natürlich vor allem Schmachtfetzen wie «Wind Beneath My Wings» oder «From a Distance». Doch nicht zuletzt mit Hilfe findiger Remixer konnte sie auch fünf Mal in den Top Ten der US-Dance-Charts landen, zuletzt 2005 mit ihrer Coverversion des Klassikers «Fever».
#4 Der Leinwand-Nachwuchs Queeren Nachwuchs hatte Midler auf der Leinwand schon, als nicht-heterosexuelle Jugendliche Leinwand in Film und Fernsehen noch die absolute Ausnahme waren. Was nicht heisst, dass sie in «Zoff in Beverly Hills» (1986) zu ihrem queeren Sohn (Evan Richards) das beste Verhältnis hatte.
#5 Kult-Filme Gleich für ihre erste Kino-Hauptrolle in «The Rose», wo sie eine von Janis Joplin inspirierte Rock-Sängerin spielte, wurde Midler für den Oscar nominiert, später feierte sie vor allem mit Komödien ihre größten Erfolge. Nicht alle ihre Filme überzeugten mit cineastischen Qualitäten, aber die unterhaltsamsten haben durch die Bank Kultpotential – und sind nicht zuletzt dank tollen Frauen im Zentrum bis heute Lieblingsfilme vieler queerer Fans. Allen voran «Zwei mal zwei» (mit Lily Tomlin), «Freundinnen» (mit Barbara Hershey), «Hocus Pocus» (mit Sarah Jessica Parker & Kathy Najimy) und «Der Club der Teufelinnen» (mit Diane Keaton & Goldie Hawn).
#6 Ist sie nicht grossartig? Ausgerechnet Midlers vielleicht queerster Film gehört zu ihren unbekanntesten. «Ist sie nicht großartig?“ («Isn’t She Great?»), geschrieben vom schwulen Autor Paul Rudnick, ist die fiktionalisierte Lebensgeschichte der reichlich campen Bestseller-Autorin Jacqueline Susann («Valley of the Dolls»). Ihren Ehemann spielte dabei Nathan Lane, ihren Lektor David Hyde Pierce, beide bekanntlich ebenfalls schwul. Bei Prime Video, iTunes und anderswo gibt es den Film übrigens zu leihen und kaufen.
#7 Die Ryan-Murphy-Connection Serien-Mogul Ryan Murphy hat viel übrig für nicht mehr ganz junge Ausnahme-Schauspielerinnen, und so ist es kein Wunder, dass auch Midler ihren Platz in seinem Universum gefunden hat. In der zweiten Staffel seiner Netflix-Serie «The Politician» spielte sie eine tragende Rolle an der Seite von Ben Platt und Judith Light. Fast noch lieber scheint Murphy allerdings Midlers Tochter zu mögen. Sophie von Haselberg (Vater ist Midlers Ehemann, der deutsche Künstler Martin von Haselberg) war als Schauspielerin schon in «American Crime Story – The Assassination of Gianni Versace», «Halston» und «Pose» zu sehen.
#8 Eigene Produktionen Als Produzentin war Midler nicht nur an eigenen Filmen wie «For the Boys» oder der leider schnell wieder abgesetzten Sitcom «Bette» (in der u.a. Dolly Parton, Tim Curry und Oprah Winfrey Gastauftritte hatten) beteiligt. Ihr Bezug zur LGBTIQ-Community zeigt sich vor allem an ihren Produktionen, in denen sie selbst gar nicht mitspielte, seien es Marc Cherrys kurzlebige Comedy-Serie «Some of My Best Friends» mit Jason Bateman als Schwulem auf Mitbewohnersuche, ein Dokumentarfilm über Mae West oder die Broadway-Musicalversion von «Priscilla, Queen of the Desert».
#9 Das Broadway-Comeback Ihre erste Musical-Hauptrolle am Broadway übernahm Midler 2017 in der Wiederauflage von «Hello, Dolly» (in den Siebzigern auch schon mit Barbra Streisand verfilmt). Über ein Jahr lang stand sie – an der Seite von queeren Kolleg*innen wie Beanie Feldstein, David Hyde Pierce oder Gavin Creel – vor ausverkauftem Haus auf der Bühne und gewann für das Stück unter anderem den Grammy.
#10 Ihre Twitter-Präsenz Bette Midler auf Twitter zu folgen ist sehr kurzweilig, auch weil sie dort nie ein Blatt vor den Mund nimmt. Ihrer Abneigung gegen Donald Trump und dessen Politik etwa ließ sie in den sozialen Netzwerken immer freien Lauf. Dabei hat sie immer auch LGBTQ-Belange im Blick. Als Trumps designierter Vize-Präsident Mike Pence Ende 2016 bei einer Aufführung von „Hamilton“ am Broadway ausgebuht wurde, tweetete sie etwa: «Anyone who says ‚yay‘ to gay conversion DESERVES to be booed at a Broadway musical.»
Bonus Was ist besser als eine Schwulen-Ikone? Eine ganze Bühne voller Schwulen-Ikone. Und Midler hatte noch nie ein Problem damit, das Rampenlicht zu teilen. Bester Beweis dafür ist dieser Auftritt mit Cher, Meryl Streep, Olivia Newton-John und Goldie Hawn 1990 bei der Wohltätigkeitsveranstaltung «An Evening With Friends of the Environment».
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