Schwuler Schwinger Curdin Orlik erhält nationalen Network Preis
«Er ist Vorreiter und Vorbild zugleich»
Am kommenden Freitag wird anlässlich der Eurogames in Bern der Network Preis vergeben. Geehrt wird der offen schwule Schwinger Curdin Orlik.
Vor drei Jahren outete sich der Schweizer Curdin Orlik als schwul – als erster Spitzensportler seines Landes. «Dieser Schritt gibt mir die Möglichkeit, offen und frei zu leben und mich nicht länger verstecken zu müssen», erklärte Curdin. Die Reaktionen aus seinem privaten Umfeld, aus der Bevölkerung und aus der Schwingerszene hätten ihn bestärkt: «Mich hat nur positives Feedback erreicht.» Allerdings gab es kurz nach dem Coming-out homophobe Schmierereien (MANNSCHAFT berichtete).
Bereits als Kind habe er gewusst, dass er schwul sei – doch er wollte dies nicht wahrhaben. «Auf dem Schulhausplatz habe ich Sachen gehört: Du schwule Sau, du Schwuchtel. Oder beim Fussball: So ein schwuler Pass! Auch beim Schwingen.» Orlik wuchs in Landquart in einer katholischen Familie auf und war stets bemüht, die Erwartungen seines Umfeldes zu erfüllen. So schaute er absichtlich Frauen hinterher, kam mit einer Frau zusammen und wurde Vater. Seit 2017 ist das Paar getrennt.
Seit seinem Coming-out hat sich Orlik für verschiedenste Projekte eingesetzt und letztes Jahr unter anderem für die Ehe für alle, die Ende September schliesslich beschlossen wurde (MANNSCHAFT berichtete).
Im vergangenen Jahr unterzeichnete der Sportler eine Deklaration für mehr Inklusion und Diversität und sagte, dass er «Homosexualität im Sport normalisieren wolle» (MANNSCHAFT berichtete). Er ist ausserdem offizieller Botschafter der EuroGames. «Curdin ist Vorreiter und Vorbild zugleich und ist sich dieser Rolle bewusst», heisst es in der Mitteilung des Network-Gremiums.
Der mit CHF 10’000 Preis ehrt Menschen und Organisationen, die sich besonders für die Anliegen der Gay-Community in der Schweiz eingesetzt haben. Er wurde 2021 anlässlich der 25-Jahr-Jubiläumsfeier von Network zum ersten Mal verliehen. Alle Network-Mitglieder hatten die Gelegenheit, sich an der Vergabe zu beteiligen und für eine der drei nominierten Personen beziehungsweise Organisationen abzustimmen.
Zur Auswahl standen das QueerUp Radio, der Verein Mythengay und der schwule Spitzensportler Curdin Orlik. Orlik gewann mit 55 Prozent aller abgegebenen Stimmen. Im vergangenen Jahr wurde die Organisation Queeramnesty ausgezeichnet, 2021 ging der Preis an das ABQ Schulprojekt.
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